Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
Vom Netzwerk:
fiel vornüber hin, das Gesicht in die Erde gedrückt.
    Bond öffnete den Kofferraum, schleifte den erschlafften Körper her und hievte ihn kopfüber hinein. Msour gab keinen Mucks von sich, als Bond ihn auf den Rücken rollte und seinen Mund gewaltsam öffnete. Bond schraubte die Ketchupflasche auf und flößte ihm die Lösung ein. Dann setzte er Msour auf und achtete darauf, dass er die Flüssigkeit reflexartig hinunterschluckte, bevor er die ganze Prozedur noch einmal wiederholte. Quentin Dale von der Q-A bteilung zufolge würde der Mann sich nun mindestens 48 Stunden lang im Komazustand befinden. Bond packte den Seesack und den Zweiliterkanister Wasser, den Sunday besorgt hatte, zu Msour in den Kofferraum, knallte den Deckel zu und schloss ab. Dann zog er Sundays Klappmesser aus der Tasche und zerstach alle vier Reifen. Der Peugeot sackte zischend ab, während die Luft entwich. Bond schlug mit einem Stein die Windschutzscheibe und die verbleibenden Fenster ein. Zum Schluss trat er Dellen in die Karosserie und warf mehrere Handvoll Erde und Laub auf den Wagen.
    Bond sah sich um. Sie standen inmitten der Plantage, weit entfernt von der Straße und vom Feldweg. Es war kaum anzunehmen, dass hier jemand zufällig auf den Peugeot stoßen würde. Falls doch, gäbe es für ihn nichts zu holen – das Auto sah aus wie ein altes Wrack. Und selbst wenn Msour schon nach einem Tag aufwachte und schrie und gegen den Kofferraumdeckel hämmerte, würde ihn höchstwahrscheinlich niemand hören. Bond erhoffte sich wenigstens zwei bis drei Tage Schonfrist. Mit etwas Glück würde Msour sogar noch ein Weilchen länger verschwunden bleiben.
    Bond lief zum Feldweg zurück. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass der Peugeot nicht zu sehen war. Nach fünf Minuten erreichte er die Straße nach Port Dunbar. Er warf Kappe und Gurtband in den tiefen Graben, zog die Hosenbeine aus den Stiefeln und hielt das erstbeste Taxi an, um sich zum Pressezentrum befördern zu lassen. Er war mit dem Ergebnis seiner Nachtarbeit zufrieden – die fünfzig Dollar waren eine gute Investition gewesen. Nun war es Zeit, sich einen Drink und einen Happen zu genehmigen und dann ins Bett zu fallen. Wenn er sich Geoffrey Letham doch nur ebenso leicht vom Hals schaffen könnte. Bond war sich darüber im Klaren, dass er auch dieses Problem baldmöglichst lösen sollte.

18. Einfache Himmelfahrt
    Die beiden folgenden Tage verbrachte Bond sehr zurückgezogen. Er hielt seine gesammelten Erlebnisse in einem verschlüsselten Text fest (die Aufzeichnungen wirkten wie Notizen für einen Artikel über das französische Landleben: Er war eine Frau, Blessing ein Mann, der Krieg eine komplizierte Grundstückstransaktion). Kein Außenstehender könnte daraus schlau werden, doch ihm würde das als wertvolle Gedächtnisstütze dienen, wenn er seinen Abschlussbericht für M schreiben musste. Schließlich war bei dieser Mission bisher rein gar nichts nach Plan verlaufen.
    Am Morgen danach war Sunday in einem vorsintflutlichen, wurmstichigen Morris Traveller vorgefahren, den er für zehn Dollar gekauft hatte. Damit unternahmen sie einen Tagesausflug zum blockierten Hafen von Port Dunbar – der sich aufgrund der massiven Versandung des Zanza-Deltas inzwischen zehn Meilen südlich der Stadt befand. Bond schlenderte über die leeren Kais und Werften, blickte auf leere Wasserflächen, die von riesigen rostigen Kränen und Ladebäumen bewacht wurden, und lauschte dem fernen Brausen der Brandung jenseits des Hafens. Er wusste, dass draußen auf dem Meer zwei Fregatten, die einst zur Royal Navy gehörten und nun die komplette Seestreitkraft von Zanzarim ausmachten, die Bucht von Benin nach Blockadebrechern absuchten. Noch weiter draußen lauerte der Frachter von Hulbert Linck mit seiner potentiell kriegsentscheidenden »brisanten Ladung« auf eine günstige Gelegenheit.
    Bond blickte vom Kai aus zum Horizont und hatte das Gefühl, in der Luft zu hängen. Entweder würde sich alles ändern – oder gar nichts. Er dachte an Tony Msour, der bewusstlos im Kofferraum des Peugeots lag, inmitten von Ölpalmen versteckt – wie würde sich dessen Abwesenheit auf den Lauf der Dinge auswirken? Vielleicht würde sein tollkühner Einfall folgenlos bleiben oder im Gegenteil den Ausschlag geben. Noch stand alles auf der Kippe – er hatte seine besten Karten ausgespielt, nun musste er warten.
    Während die Zeit so zäh verrann, schien sie für Bond seltsamerweise an Bedeutung zu verlieren. Er

Weitere Kostenlose Bücher