SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Aspekte des Einhandsegelns. Man muss sich den Schlaf nehmen, wenn es passt. Es ist überlebenswichtig, mit immer wieder unterbrochenen Schlafeinheiten zurechtzukommen. Ich weiß wirklich zu würdigen, was Mütter mit kleinen Babys erdulden und was meine eigene Mutter mit vier Kindern durchgemacht hat. Und jüngsteForschungen haben es offiziell bestätigt: Teenager schlafen gern aus! Maritime Queensland hatte uns nach der Kollision mit der SILVER YANG dafür kritisiert, dass wir keinen Plan für den Umgang mit Erschöpfungszuständen entwickelt hatten. Wir hatten viel Zeit und Arbeit in die Beantwortung der Frage gesteckt, wie ich mit dem unregelmäßigen Schlaf umgehen sollte, der Teil jedes Einhandtörns ist. Weil wir unsere Gedanken und Pläne aber nicht schriftlich festgehalten hatten, stuften uns die Behörden in diesem Bereich als »nicht genügend vorbereitet« ein. Sie ermutigten uns, alle Informationen aufzuschreiben und ein entsprechendes Dokument zu entwickeln. Meine Tante Vivienne (die Schwester meiner Mutter) verbrachte die letzten Wochen vor meiner Abreise mit uns in Sydney und hatte angeboten, einen passenden Schlafmanagementplan für mich auszuarbeiten. Ich bin sehr stolz auf das umfangreiche, aufwendig recherchierte und übersichtlich gegliederte Dokument, das ich seitdem an Bord habe. Ich bin meines Erachtens die erste Einhandseglerin, die dieses schriftliche Dokument wirklich mit sich an Bord führt.
Mittwoch, 2. Dezember 2009
In aller Kürze
Ich will euch nur schnell auf den neuesten Stand bringen. Hinter uns liegt ein weiterer wolkenverhangener Tag. Die Nacht hat ein bisschen rumpelig begonnen, denn der Wind hat auf 30 Knoten zugenommen, und die Wellen steigen steil empor, weil wir gerade flachere Gewässer passieren. Der Wind hat oft gedreht. Jedes Mal, wenn ich meinen Kopf für eine kurze Schlafpause ins Kissen drücken möchte, scheint irgendetwas zu passieren, und ich muss zurück an Deck. Wie schade, dass Parker nicht auch Segel trimmen und navigieren kann! Aber ich kann mich nicht beklagen, denn wir kommen immer noch gut in Richtung Süden voran.
Gerade haben sich die Wolken ein wenig gelichtet. Das Mondlicht scheint auf die aufgewühlte See und lässt sie wie wildzusammengeknüllte Alufolie aussehen. Nur, dass die See intensiver leuchtet und sich bewegt!
Samstag, 5. Dezember 2009
Viel besser geht es nicht!
Die aufgewühlte See und die gewittrigen Bedingungen haben uns noch ein paar Tage begleitet, doch heute haben sich die Wolken und die Sturmböen restlos verabschiedet. ELLA’S PINK LADY fliegt in den traumhaften Passatwinden nur so übers Meer. Die Passatwinde wehen grundsätzlich und überaus beständig von Osten nach Westen zum Äquator hin. Was die Bücher oftmals nicht erwähnen, sind der beglückende Sonnenschein, das herrliche Segeln in konstanter Brise und das unglaublich blau leuchtende Wasser mit seinen kleinen weißen Schaumkronen. Vielleicht bin ich auch nur gerade besonders guter Laune und sehe alles durch die rosarote Brille. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Segeln noch wesentlich schöner sein könnte.
Es war lustig zu lesen, wie einige meiner Kommentare, etwa der über die rosarote Brille, aufgenommen und von vielen Leuten zitiert wurden, die den Blog lasen. Es erstaunte mich immer wieder, dass die Leute meine Berichte lasen. Noch mehr wunderte es mich, dass sie meine auf positiven Gedanken aufbauende Strategie übernahmen und auf ihr eigenes Leben übertrugen. So lächerlich es auch klingen mag: Ich glaube an rosarote Brillen! Ich habe auf See gelernt, dass es nur sehr wenige Situationen gibt, die man nicht umdrehen kann. Man kann Situationen positiver wahrnehmen und als weniger bedrohlich empfinden, wenn man sie nur aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Natürlich hatte auch ich meine trüben und selbstmitleidigen Momente, wenn ich Angst hatte oder traurig war. Aber ich habe begriffen, dass es an mir lag, wie ich mich fühlte (jemanden anderen gab es ja auch nicht). Also rückte ich mir den Kopf bei Bedarf selbst gerade.
Auf der anderen Seite sind die südöstlichen Passatwinde auch ein Ärgernis, denn Südost ist genau die Richtung, in die wir gern segeln würden. Wir haben bislang große Fortschritte in Richtung Süden gemacht, jedoch keinerlei in Richtung Osten. Zurzeit ist das noch kein Anlass zur Sorge. Je weiter südlich wir segeln, je mehr wird der Wind in sich zusammenfallen und dann vermutlich aus jeder Richtung ein
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