SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
sorgten, aber ich habe schon vorher erzählt, dass ich manchmal einfach nur allein sein wollte.
Das klingt sicher seltsam, denn ich war ja allein. Aber die vielen Fragen danach, was ich aß, wie ich schlief, ob ich die Ausrüstung überprüft hatte oder ähnliche gingen mir manchmal auf die Nerven. Natürlich wollten Mum und Dad alles wissen, was ich tat. Ich aber wollte viel lieber darüber sprechen, was zu Hause los war und wie es Tom, Emily, Hannah und meinen Freunden ging. Manchmal ärgerten mich die Gespräche so sehr, dass ich ihre Fragen nur mürrisch und kurz angebunden beantwortete.
Montag, 30. November 2009
Der Wind nimmt zu
Der Tag begann mit einer vorbeiziehenden Gewitterfront, die mich äußerst nass weckte. Während ich ein Reff einzog, bemühte ich mich, die Szene mit der Kamera einzufangen. Nach der ersten Welle war ich bereits hellwach, doch irgendjemand schien Zweifel daran zu haben …Man stelle sich nur vor, dass manche Menschen ihren Tag mit einer ruhigen Tasse Kaffee beginnen!
Wie so oft hatte auch diese Gewitterwolke lauter gebellt als wirklich gebissen. Sie hatte so dramatisch ausgesehen, als sie so groß, so dunkel und so unglaublich bedrohlich näher kam. Doch zu mehr als 30 Knoten und ein bisschen Regen hat es nicht gereicht. Allerdings war ich ein wenig erstaunt darüber, wie schnell sich auf dem Schwell eine hackige Kreuzsee aufbaute. Seitdem ist es bewölkt und nieselig. Aber immerhin hat sich der Wind heute Nachmittag auf 18 Knoten gesteigert. ELLA’S PINK LADY läuft hart am Wind – normales Leben hier draußen. Ich verbringe die Zeit mit Lesen, ein paar Schularbeiten oder wieder einmal an meinem Lieblingsplatz hinter dem Dodger, wo mir Wind und Gischt ins Gesicht fegen und ich sehen kann, wie gut wir vorankommen. Das wird mich nie langweilen!
Heute habe ich die Karten für Französisch-Polynesien ausgepackt und mir eingeprägt, was demnächst auf uns zukommt. Außerdem habe ich über anstehende Arbeiten nachgedacht, die erledigt werden wollen, bevor wir das Südpolarmeer erreichen. In Sachen Kochen war ich zuletzt ein wenig faul, habe meistens nur eine Easyfood-Mahlzeit erhitzt oder ein paar Cracker gegessen. Ich sollte es vielleicht nicht zugeben (weil ich damit meinen Ruf ruiniere), aber ich habe mich sogar daran gewöhnt, diese Zwei-Minuten-Nudeln zu essen, wenn mir gar nicht nach Kochen zumute ist.
Dienstag, 1. Dezember 2009
Kühleres Wetter, Müll und eine neue Provianttasche
Wir kommen immer noch gut voran, doch die wichtigste Nachricht des heutigen Tages kommt aus der Kajüte: Ich habe erstmals seit Wochen einen meiner kleinen Hella-Kabinenventilatoren ausgeschaltet! Zwei kleine Ventilatoren klingen vielleicht nicht nach einer großen Story, aber glaubt mir: Sie waren für mich zuletzt wertvollwie eine Rettungsleine, liefen ununterbrochen und halfen mir dabei, auch unter Deck einen kühlen Kopf zu bewahren. Vielleicht freue ich mich zu früh, aber ich habe das Gefühl, dass die Temperaturen seit einigen Tagen langsam fallen. Ihr könnt sicher sein, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis ich mich über die Kälte beschwere!
Es geht hier draußen immer noch recht stürmisch zu. Die Gewitter hinterlassen jedes Mal ihre lästige kurze Kreuzsee und scheinen sich über alles lustig zu machen, was ich Schlafroutine nenne. Ich habe heute Nachmittag mehrere kurze Nickerchen gemacht, um den verlorenen Schlaf wieder aufzuholen. ELLA’S PINK LADY kommt weiter gut in Richtung Süden voran. Morgen werden wir irgendwann wenden, um auch in östlicher Richtung Boden gutzumachen. Wir haben heute die Datumslinie überquert und die Ortszeit auf minus zwölf Stunden eingestellt. Für mich macht das kaum einen Unterschied. Ich bewege mich derzeit weiterhin in Queensland-Zeit!
Zu meinen kleinen Jobs zählte heute der allwöchentliche Versuch, meinen Müll zu komprimieren und in kleinstmöglicher Form im Vorschiff zu verstauen. Alle biologisch abbaubaren Dinge wandern über Bord. Die übrigen Dinge, zumeist Verpackungsmüll, wasche ich nötigenfalls aus und verstaue sie bis zu meiner Rückkehr.
In meiner aktuellen Provianttasche befanden sich nur noch ein Paket gebackene Bohnen und eine Tüte mit Bananenchips. Weil diese Kombination kein leckeres Abendessen versprach, öffnete ich die nächste Tasche. Sie offenbarte eine ganze Reihe Köstlichkeiten und sogar ein Geschenk von meiner Oma!
Rückblickend ist für mich der chronische Schlafmangel einer der härtesten
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