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SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

Titel: SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Watson
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Augen, wie weit weg von allem wir uns befanden. Jede weitere Seemeile führte uns weiter hinaus in die endlos leere Weite des Ozeans. Es ist ein merkwürdiges Gefühl, sich hunderte Seemeilen entfernt von jeglicher Zivilisation zu befinden. Zwei Monate sind nun schon vergangen, seit ich zum letzten Mal einen anderen Menschen gesehen habe. Natürlich habe ich andere Boote gesehen, doch keinem davon kamen wir nahe genug, um die Crew wirklich zu erkennen. Noch merkwürdiger ist es, dass ich mich hier draußen trotz allem nicht einsam fühle. Heimweh habe ich schon manchmal. Und ich vermisse alle, seit ich Sydney verlassen habe. Aber ich bin nicht einsam. Einsam ist man, wenn man am Freitagabend daheim sitzt, keine Pläne hat und sich selbst bemitleidet.
    Der Unterschied besteht wohl darin, dass ich mir meine Reise selbst ausgesucht hatte. Aus irgendeinem merkwürdigen Grund hatte ich mich dazu entschlossen, meine Zeit auf einem kleinen Boot mitten im Meer zu verbringen. Vielleicht kann das Lexikon es besser ausdrücken als ich (stimmt, ich zitiere jetzt): »Einsam: das deprimierende Gefühl allein zu sein.« Ich bin vermutlich physisch so allein, wie man nur allein sein kann, aber ich bin darüber nicht deprimiert. Wie könnte ich angesichts der vielen Menschen, die überall auf der Welt an mich denken, die über mich reden (ich muss schon wieder niesen!) oder sogar heftig darüber diskutieren, ob ich überhaupt hier draußen sein sollte oder nicht, jemals einsam sein? Meine Familie und meine Freunde warten zu Hause auf mich. Da ist einsam wirklich nicht das richtige Wort. Tatsächlich fühle ich mich wie das glücklichste Mädchen der Welt!
     
    Nach vier Tagen ohne Sonnenschein wurden wir heute von einem leicht blauen Himmel überrascht. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sehr er mir gefehlt hat. Unser Leben zu Hause an der Sunshine Coast brachte oft endlose Schönwetterperioden mit sich. Also liebte ich daheim auch die Regentage und bewölkte Himmel, weil sie dieMonotonie unterbrachen. Hier draußen aber zaubert mir nichts schneller ein Lächeln ins Gesicht als ein bisschen Sonnenschein. Heute Nacht konnte ich sogar ein paar Sterne sehen. Wie verwöhnt bin ich wohl?
    Abgesehen von dem Windloch heute Morgen, das ELLA’S PINK LADY und mich etwas unangenehm über die Wellen schaukeln lässt, haben wir inzwischen auch eine gute Distanz in Richtung Osten absolviert. Wir mühen uns jeden Tag ein wenig voran!
     
Montag, 14. Dezmber 2009
    Was für ein Sonnenuntergang!
    Der Tag verlief ganz normal, der Wind blies gerade eben genug, um uns in ruhiger See mit fünf Knoten Geschwindigkeit ein wenig voranzubringen.
    Nur der Sonnenuntergang heute Abend war alles andere als normal. Er war atemberaubend! Anfangs sah es nur wie ein typischer Sonnenuntergang aus, doch als die Sonne dann verschwand, wurden die Farben prächtiger und prächtiger.
    Ich schicke heute nur eine kurze Nachricht, denn mein Magen verlangt dringend nach Nahrung!
     
    Ein fantastischer Sonnenuntergang oder auch ein Sonnenaufgang war immer dazu geeignet, mich glücklich machen. Insbesondere dann, wenn wir gerade ein paar düstere Tage hinter uns hatten. Die verschiedenen Farben, die dann über den Himmel wandern, sind einfach faszinierend: Da sind Pinktöne, Blau in allen Schattierungen, die tintenfarbenen Indigos und natürlich Lila.
    Wenn ich nachts einen roten Himmel sah, dann konnte ich nicht anders, als einen alten Seglerspruch zu rezitieren:
    »Roter Himmel bei Nacht, des Seglers Stimmung lacht –
    Roter Himmel am Morgen, Segler mach dir Sorgen!«
    Auch wenn Bobs Vorhersage ganz anders klang, erinnerte michdieser Spruch stets daran, dass die Farbe des Himmels einiges über das bevorstehende Wetter aussagen kann. Wo der Spruch herkommt? Ich habe ein wenig im Internet recherchiert, und fand es faszinierend herauszufinden, dass er offensichtlich bis ins biblische Zeitalter zurückreicht. Damals hatten sie noch keine Leute wie Bob. Also hatten die Segler – und die Schäfer (den Spruch gibt es auch in ihrer Variante!) – gelernt, Veränderungen um sich herum zu interpretieren. Sie achteten auf äußere Anzeichen wie die Farben des Himmels oder die Windrichtungen und prägten sich das Wetter ein, das dann folgte. Aus meiner Sicht macht das Sinn. Ich denke gern an die Segler von früher, Menschen wie Joshua Slocum, die den Himmel genauso betrachteten, wie ich es tat, während sie um die Welt segelten. Ich mag im Vergleich zu ihm in engerem Kontakt mit der

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