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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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langsam erstarb, dann legte jemand ein Werkzeug auf den Boden. »Kommen Sie rein«, rief Pfarrer Mose.
    Es war schon ein paar Jahre her, seit Odus das letzte Mal in einer Kirche gewesen war. Als junger Mann war er oft hierher gekommen, doch die Gemeinde hielt nicht viel von seinen Trinkgewohnheiten und hatte ihn deshalb ausgeschlossen. Er hegte keinen Groll. Sie hatten ihre Prinzipien und er hatte seine, und am Tag des Jüngsten Gerichts würde er mit dem Herrn vielleicht ganz gemütlich eine Flasche feinsten Single Malt Whiskey aufmachen. Dann konnte Odus seine Version der Geschichte erzählen und der Herr konnte entscheiden, was er damit anfangen würde. Allerdings hoffte Odus, dass sie die Flasche gemeinsam leeren würden.
    Die Primitiven Baptisten waren da anders. Ein kleiner Schluck hier und da konnte bei denen nicht schaden, denn die Erlösten wurden schon erlöst geboren und die Seligen blieben selig, ganz egal, wie scheußlich sie sich auf Erden verhielten. Fast konnte sich Odus mit dieser Sicht der Dinge anfreunden, aber er schlief sonntags lieber aus als in die Kirche zu gehen. So wie bei den True Lighters, die es mit der Religion hielten wie eine Hure mit dem Sex: fünfmal am Tag, ob man es brauchte oder nicht.
    Prediger Mose kniete vor der einfachen Kanzel. Doch er betete nicht, sondern klebte Sockelleisten um die kleine Stufe, auf der die Kanzel und das Klavier standen. Handbohrer, Gehrungssäge, Hammer und Nägel lagen um ihn herum verstreut wie Sakramente, die auf dem Altar aufgestellt werden sollten. Der Prediger trug einen grünen Overall, Schweiß stand ihm auf der Stirn und klebte sein liederliches langes Haar am Kopf fest. »Solange Sie nicht Bruder Hampton sind.«
    »Tut mir leid, dass ich hier so reinplatze«, entschuldigte sich Odus. »Ich würde Sie nicht belästigen, wenn es nichts Wichtiges wäre.«
    »Sie sind hier jederzeit willkommen. Sogar sonntags, wenn Sie sich mal eine meiner Predigten anhören wollen.«
    »Brauchen Sie Hilfe? Ich hab auch noch Werkzeug in meinem Pick-up.«
    »Wir können niemanden bezahlen. Warum, denken Sie, mache ich hier sonst die ganze Arbeit? Obwohl ich mit meinen Worten mehr bewegen kann als mit meinen Händen.«
    In der Kirche gab es keinen Strom, und obwohl nur wenig Licht durch die Fenster fiel, war Odus klar, dass sein Daumen zwischen die Gehrungsschnitte des Predigers passen würde, so schief waren sie. »Das geht aufs Haus. Kleiner Freundschaftsdienst.«
    »An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren Worten«, erwiderte Prediger Mose.
    »Zum Glück, denn meine Worte würden nicht mal für die Rückseite eines Wörterbuchs reichen, und die Hälfte davon ist in einem Gotteshaus nicht angemessen.«
    Odus holte seinen Werkzeugkasten aus dem Pick-up und zeigte dem Prediger, wie man mit einer Laubsäge eine saubere Schwalbenschwanzverbindung hinkriegte. Doch nachdem sich der Prediger ein paar Mal in die Finger geschnitten hatte, überließ er lieber Odus den Umgang mit Säge und Maßband.
    Der Prediger bohrte Löcher mit dem Handbohrer, damit das Holz nicht splitterte, und blies die Späne weg. »Also, was führt Sie hierher?«
    »Harmon Smith.«
    Der Prediger setzte sich auf seinen Allerwertesten. »Um Harmon Smith brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Seine Seele ist heimgekehrt, und was von seinen Gebeinen übriggeblieben ist, liegt hier draußen auf dem Friedhof.«
    »Da habe ich aber was Anderes gehört.«
    »Ich bin ein Diener Gottes. Man könnte behaupten, dass ich an das Übersinnliche glaube, denn Gott wacht über alles, was wir sehen und fühlen. Doch der einzige Geist, an den ich glaube, ist der Heilige Geist.«
    »Glauben Sie, was Sie sehen?«
    »Ich bin ein Mann des Glaubens.«
    »Nun, dann wäre das ja geklärt.« Odus verlegte ein drei Meter langes Stück Leiste und sah mit bloßem Auge, dass es ein klitzekleines Stück zu lang war. »Man muss immer ein bisschen zu lang schneiden, denn absägen kann man immer noch. Aber was einmal ab ist, ist ab.«
    »Das werd ich mir merken. Vielleicht kann ich das sogar mal in eine Predigt einbauen!« Mose schlug einen Nagel mit kräftigen Schlägen ins Holz, dann versenkte er den Kopf mit dem Nageltreiber, damit sie das Loch zukitten konnten.
    »Was ich eigentlich damit sagen will, ist: Ich hab ihn gesehen.«
    »Wen?«
    »Harmon Smith.”
    Der Prediger hielt mitten beim Einschlagen des zweiten Nagels inne. Dann antwortete er, und zwischen den Worten schlug er kräftig mit dem Hammer. »Ich«

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