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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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– poch – »weiß« – poch – »wirklich« – poch – »nicht« – poch. Er schaute auf und beendete den Satz wie mit einem Trompetenstoß: »was in Himmels Namen das heißen soll!« Poch poch poch poch POCH!
    »Er war unten am Fluss, als ich angeln war. Sein Gesicht war bleich wie Ziegenkäse, seine Augen so schwarz wie ein Rattenloch. Und er trug denselben Predigerhut wie auf den alten Bildern.«
    Mose bohrte noch ein Loch und steckte den Nagel hinein. Odus sah, dass seine Hände zitterten.
    »Sarah Jeffers hat ihn auch gesehen, sie will es nur nicht zugeben.«
    Der Prediger schluckte und hämmerte drauflos. Der Hammer glitt vom Nagel ab und kerbte eine halbmondförmige Narbe in das Holz.
    »Das kitten wir wieder«, meinte Odus. »Das zeichnet einen guten Zimmermann aus: Am Ende muss alles gut aussehen.«
    Der Prediger holte erneut aus. Diesmal landete der Hammer auf seinem Daumen. »Gottverd …« Er steckte sich den Daumen in den Mund, bevor er den Fluch zu Ende sprechen konnte.
    »Seien Sie nicht so aufgeregt. Der Nagel war gar nicht so wichtig.«
    »Harmon Smith ist an einer Krankheit gestorben. Er war unterwegs nach Parson’s Ford und bekam Fieber. Seine Schäfchen waren über fünfhundert Quadratkilometer verteilt, alles bergiges Gelände. Und um alle musste er sich kümmern.«
    »So steht’s in den Büchern. Aber manche Leute erzählen eine andere Geschichte. Vor allem in Solom.«
    »Und sie erzählen bestimmt auch, dass zwischen uns und den Primitiven Baptisten Groll und Missgunst besteht.«
    »Nein, sagen sie nicht.«
    »Wir dienen alle demselben Herrn, und auf Gottes Erde können die Toten nicht gehen.«
    »Das sollten Sie vielleicht mal dem da erzählen«, sagte Odus. Er hob den Hammer und zeigte damit zur Kirchentür. Im Türrahmen stand der lang aufgeschossene Prediger, der seit fast zweihundert Jahren tot war.
    Mose kniete vor der Kanzel und starrte den schwarz gekleideten Wiedergänger an. Er steckte sich seinen verletzten Daumen in den Mund und umklammerte den Hammerstiel, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Harmon Smiths Schatten trat in die Kirche, doch sobald er den Vorraum erreichte, löste er sich auf. Das Letzte, was im fahlen Licht verschwand, war die breite Krempe seines schwarzen Hutes.

 
     
     
    19. KAPITEL
     
    Arvel blieb ganz ruhig, als er seine Frau auf dem Küchenboden liegend vorfand. Er war seit über zehn Jahren bei der Feuerwehr. Damals hatte einer seiner Cousins im betrunkenen Zustand ein Nebengebäude in Brand gesetzt, weil er eine Zigarette in eine Kiste mit öligen Autoteilen geschmissen hatte. Arvel kannte zwar nicht alle Rettungsmethoden der Einsatzkräfte, aber er hatte sie schon unzählige Male dabei beobachtet.
    Seine stille Heldin war Henrietta Bannister, eine Mischung aus Arnold Schwarzenegger und Julia Roberts. Leider nur hatte Henrietta Arnies Kinn und Frisur, dafür die Nase und Statur von Pretty Woman. Doch trotz dieser unglücklichen Konstellation blieb sie in der Hitze des Gefechts immer so cool wie ein Salamander im September. Ihre Stimme stellte sich Arvel jetzt vor. Er wiederholte ihre Worte in seinem Kopf, als er sich neben seine Frau kniete und ihren Puls fühlte.
    »Na Schatz, sieht aus, als wäre dir ein kleines Missgeschick passiert«, murmelte er. Keine Ahnung, wie schnell der verdammte Herzschlag gehen muss , dachte er, vielleicht ist es ja meiner, der hier rammelt wie eine Ratte, die man in einen Eimer gesperrt hat. Deiner fühlt sich aber wirklich ziemlich flach an ... »Aber mach dir keine Sorgen, denn der gute alte Arvel ist ja bei dir. Wir kriegen dich ratzfatz wieder hin, und dann kannst du schon bald wieder deinen leckeren Zitronenkuchen backen!«
    Arvel hatte den Lärm in der Küche zwar gehört, war jedoch ziemlich sauer darüber gewesen, denn in der Fernsehsendung, die er guckte, wurde gerade einer der Kandidaten rausgeschmissen. Es ging um den unrasierten Typen mit dem Bandana um den Kopf. Irgendwie musste es in jeder Reality-Show so einen geben. Arvel wusste immer schon vorher, welchen Typen es treffen würde. Allerdings passierte das nie in den ersten Folgen.
    Stattdessen führten sie das Publikum an der Nase herum und warteten, bis alle Zuschauer einen richtigen Hass auf den Typen aufgebaut hatten. Dieser Hass wurde noch schlimmer, wenn sie merkten, dass er vielleicht sogar eine Chance auf den Sieg hatte. Das wäre dann noch so ein Arschloch auf dieser Welt, das es zum Millionär geschafft hat, während rechtschaffene

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