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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Exzentriker war. Seine Eltern hatten Angst, dass er langsam zum Überlebenskünstler wurde, der sich eines Tages in einem Bunker verschanzen und sich einen wilden Kampf mit FBI-Agenten liefern würde. Doch ein echter Überlebenskünstler hatte keine Lust, auf den Radar der Regierung zu geraten, geschweige denn auf Konfrontation zu gehen. Vor allem rannte ein echter Überlebenskünstler nicht draußen herum und erzählte allen von menschenfressenden Ziegen, denn dann würde man garantiert auf ihn aufmerksam werden.
    Also musste Alex einen Weg finden, allein damit klarzukommen. Als Erstes musste er in den Tante-Emma-Laden fahren und ein paar Rollen Stacheldraht holen. Ein paar Extrarunden als Verteidigungsbollwerk um sein Grundstück konnten mit Sicherheit nicht schaden. In seinem Waffenschrank steckten eine Winchester Kaliber 30-30, eine 16er Remington Schrotflinte und eine Kaliber 22, damit seine Freundinnen an seinen Schießübungen teilhaben konnten. Außerdem hatte er Pfeil und Bogen, eine Schleuder und ein paar Stangen Dynamit, die er heimlich bei der letzten Great Tennessee Border Gun Show erworben hatte. Und dann war da noch das Arsenal an Schmuggelware in seinem Geheimzimmer. Wegen ein paar Ziegen musste er also keine schlaflosen Nächte verbringen, nicht einmal wegen einer ganzen Herde.
    Der Alte Zausel war dagegen schon was Anderes.
    Alex war an den Ort des Schreckens zurückgekehrt, an dem sich die grauenvolle Szene gestern Nachmittag abgespielt hatte. Nicht einmal ein winziger Fetzen Kleidung war mehr zu sehen. Auch kein Tropfen Blut auf dem Boden, und Ziegen konnte er auch keine entdecken (er hatte vorsichtshalber sogar seine Remington mitgenommen). Ziegen fraßen alles, das wusste er, auch Stoff aus Naturfasern. Aber irgendetwas musste doch noch herumliegen, wenigstens ein Hornknopf vom Mantel oder so. Und am seltsamsten war, dass zwar überall auf dem Boden Hufspuren zu sehen waren, aber keine einzige Stiefelspur.
    Was nichts anderes bedeutete, als dass der Alte Zausel geschwebt sein musste. So wie Jesus, als er zum Himmel fuhr.
    Selbst wenn Alex also jemandem davon erzählen wollte, was er gesehen hatte, so hatte er doch keinerlei Beweise. An seiner Zurechnungsfähigkeit hatte er noch niemals gezweifelt, auch wenn seine Familie ihn bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit für verrückt erklärte. Doch nur ein Verrückter hatte den Nerv zuzusehen, wie sich ein alter Mann von einer wildgewordenen Herde Ziegen auffressen lässt.
    Na ja, vielleicht musste man dazu gar nicht verrückt sein.
    Nur irgendwie anders.
    Wenn früher jemand so etwas gesehen hatte, dann erhoben ihn die anderen Menschen zum Propheten und ließen sich von ihm führen.
    »Alex?«
    Er schaute auf. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er auf seine Handflächen gestarrt hatte, so als ob sie gleich anfangen würden zu bluten. »Ich dachte, du bist auf Arbeit.«
    »Ich hab heut frei.«
    »Ach ja.«
    »Ist irgendwas?«
    »Nein, Schatz. Ich denke nur mal wieder über den Zustand der Welt nach. Männer machen sowas.«
    »Ich hab auch was für dich, was Männer gerne machen.« Meredith rieb ihre Brüste an seinem Rücken und legte die Arme um seine Brust.
    »Jetzt nicht. Ich muss nachdenken.«
    »Nicht mal Bock, einen zu rauchen?«
    »Ich brauch 'nen klaren Kopf. Gras ist Opium fürs Volk.«
    »Hä?«
    »Hemingway. Er hat gesagt, Dope ist das Opium der Massen. Aber das ist ziemlich bescheuert, denn aus Opium wird Heroin gemacht, und mit Heroin können die meisten Leute nichts anfangen. Wahrscheinlich haben sie zu Hemingways Zeiten noch nicht so viel Gras geraucht.«
    »Ich dachte, er hat gesagt, Religion ist das Opium der Massen?«
    »Ist doch dasselbe. Religion ist das gleiche wie Drogen, also passt es doch.« Er lachte wie bekifft, obwohl er seit gestern Abend nicht mehr geraucht hatte.
    »Willst du was zu essen? Ich könnte dir Kürbispüree mit Wildreis machen.«
    »Hab keinen Hunger. Werd wohl nach meinen Babys schauen und ein bisschen meditieren.«
    Er stand vom Tisch auf und ging hinaus. Er hatte zwar ein kleines Gewächshaus, doch seine Marihuanapflanzen standen dort nicht. Die Überwachungsflugzeuge könnten sie von oben sehen, und dann wären die Schnüffler ganz schnell mit ihren kleinen Spionagekameras zur Stelle. Deshalb hatte er seine Cannabispflanzen in einem kleinen Schuppen hinterm Garten versteckt. Mit einem Windrad und einem Wasserrad erzeugte er den Strom für seine Vollspektrumlampen. So konnten ihm die Bullen nicht

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