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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Situation: Der Alte Zausel musste ja irgendwo herkommen. Wunder krabbeln nicht einfach mitten in den Blue Ridge Mountains von den Bergen herunter, eine halbe Weltreise entfernt vom Roten Meer, Ägypten und Jerusalem.
    Das Problem: Der Alte Zausel musste von irgendjemandem geschickt worden sein. Entweder von Gott oder vom Teufel oder von dem, was im Abspann von Gruselfilmen immer mit »der dunklen Fantasie von M. Night Shyamalan« oder so ähnlich umschrieben wurde. Vielleicht war es ein Gesandter speziell für DICH, Alexander Lane Eakins, ganz für dich allein.
    Die Lösung: Nur weil irgendein Gesandter von irgendjemandem oder irgendetwas seinen Arsch zu deinem Haus bewegt, heißt das nicht, dass du ihn reinlassen musst. Tu einfach so, als hättest du ihn nie gesehen. Verleugnung tut gut.
    Der Joint war nur noch ein orangefarbenes Glimmen. Alex zog daran, bis seine Fingerspitzen brannten. Er blies den Rauch aus, so dass die blaue Wolke die Spinne und die Fliege komplett einhüllte. So konnte die eine ihren Heißhunger stillen und die andere konnte mit einem scheißefresserischen Grinsen ins Gras beißen. Irgendwie universale Gerechtigkeit, oder?
    Er blieb sitzen, bis sein Rausch und das Kribbeln verklungen waren. Dann ging er zurück ins Haus, wo er Meredith einfach links liegen lassen würde.

 
     
     
    26. KAPITEL
     
    David Tester bemühte sich, sein Leben nach den Worten der Bibel zu führen. Die Primitiven Baptisten hielten nicht viel vom Kreuz, dem Kruzifix oder bildlichen Darstellungen Gottes. Diese Dinge waren nichts als Götzenbilder und somit falsche Idole. Es lag allein in Gottes Ermessen, welche Seelen in die ewige Herrlichkeit eingingen, und Gott allein oblag es, entweder alle oder keinen auszuwählen. Diese Entscheidung dem armen Sünder zu überlassen wäre eine Beleidigung der Macht Gottes über alle Dinge. Der beste Weg für einen Sünder war, sein Leben im Einklang mit der Bibel zu führen und davon auszugehen, dass Gott im nächsten Leben genug Platz für ihn haben würde. Als Kirchenältester musste David ein gutes Beispiel abgeben. Doch auch, wenn er der Versuchung wo immer möglich aus dem Weg ging, war ihm bewusst, dass er allein durch seinen Stolz sündigte.
    Die Primitiven Baptisten wählten ihren Kirchenältesten aus den eigenen Reihen. Man musste dafür keine besondere Ausbildung haben. Im Grunde konnte jeder, der den Ruf Gottes vernommen hatte, sich erheben und einen Versuch wagen. Manche predigten jahrelang, bevor sie offiziell zum Vorsteher gewählt wurden. Zwischenzeitlich strebten auch andere Kirchenväter nach dieser Position, je nachdem, wie stark die Leidenschaft in ihren Herzen bebte.
    Auch Davids Bruder Ray hatte einige Predigten gehalten, doch Ray hatte nicht die Gabe, so gut vor anderen sprechen zu können wie sein älterer Bruder. David bedauerte sehr, dass Ray daraufhin die Kirche verlassen hatte. Seine größte Schmach war der Stolz, den er bei der Ernennung zum Kirchenältesten in seinem Herzen gespürt hatte. Ray hatte noch genau dieselbe Chance in den Himmel zu kommen wie vorher, doch manchmal fragte sich David, ob den Testers nicht eine gewisse Schwäche im Blut lag.
    Denn Harmon Smith war wieder da. Und das konnte nur passieren, wenn Gott es so gewollt hatte. David kannte keine Zaubersprüche, er hatte kein Zauberpulver und auch keine Gebete, die ihm Kraft gegen den Feind schenkten. Die simple Wahrheit war, dass Gott Harmon Smith nach Solom geschickt hatte. Und das mit gutem Grund. Fast wünschte David, dass er ein Southern Baptist wäre, denn dann könnte er glauben, dass Harmon vom Teufel geschickt worden sei und gekommen war, um Gottes Werk zu zerstören. Seinen einzigen Trost fand David in der Gewissheit, dass Gott allein wusste, wozu alles, was er tat, gut war. Das musste man so akzeptieren. Selbst wenn man diesen Glauben nicht aufbrachte, dann tat Gott doch, was er wollte. Also war es am besten, man war auf das Schlimmste vorbereitet.
    Blieb die Frage, ob David etwas gegen Harmon unternehmen sollte oder nicht. Falls die Antwort »nein« lautete, dann würde David einfach weitermachen wie gewohnt, voller Demut. Er würde seine Gemeinde so mit der Situation umgehen lassen, wie Gott es wollte. Wäre die Antwort jedoch »ja«, dann wäre die kleine Talgemeinde von Solom vielleicht als Ort des großen Finales auserwählt worden, als Schauplatz des Kampfes, den der Apostel Johannes in seiner Offenbarung geschildert hatte.
    Vielleicht waren die Zeichen ja schon sichtbar

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