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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Nicholson
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Schlick zerrte an Davids Unterleib, hungrig und feucht. Er fragte sich, ob es wirklich Gottes Wille war, dass sein Leben so endete. Was wäre, wenn er die Schaufel einfach losließe und sich von dem erstickenden Schlamm vertilgen ließe?
    »Haben Sie denn gefunden, wonach Sie gesucht haben?«, fragte Harmon Smith und schob seinen Hut zurecht. Old Saint scharrte mit den Hufen im Dreck, so dass wieder eine kleine Erdlawine auf Davids Schultern rieselte.
    »Ich wollte wissen, ob Ihr Grab ein Tor zu Hölle ist. Oder ob die Primitiven Baptisten sich ihren Anteil an Ihrer Leiche verdient haben.«
    Der Wanderprediger tippte an die Krempe seines Hutes. »Nun gut, dann lasse ich Sie mal machen. Denn wo man seinen Schatz findet, dort ist auch das Herz zu Hause.«
    Er zog an den Zügeln. Das Pferd stieg hoch und wieherte. Es setzte die Vorderbeine mit solcher Wucht wieder auf, dass David fürchtete, dass das ganze Grab einbrechen und das Pferd mitsamt seinem Reiter auf ihn fallen würde. Dann trabte es los, die Hufschläge donnerten über den Friedhof. David versank noch ein Stück tiefer im Schlamm. Nun nützte es nichts mehr, sich am Spatenstiel festzuklammern. Wie konnte Gott es nur zulassen, einen gottesfürchtigen, frommen Mann im Grab eines Anderen sterben zu lassen?
    Da schlängelte sich etwas in den Stiefel, den er noch trug, dann krabbelte es sein Hosenbein hoch. Es kratzte an seiner nackten Haut. David versuchte, es wegzutreten, doch sein Bein steckte im Schlamm fest. Dabei verlor er den Halt am Griff des Spatens und rutschte weiter in den Schlick, bis er mehr als hüfttief darin feststeckte. Der Druck auf seinem Bauch machte ihm das Atmen schwer. Er überlegte, ob er ein letztes Gebet sprechen sollte. Doch wenn Gott seine Entscheidung schon getroffen hatte, wie die Primitiven Baptisten glaubten, dann wäre es nur verschwendete Luft.
    Als er fast so weit war, sich in den vergammelten Sarg von Harmon Smith fallen zu lassen, fiel ihm eine Schlange von oben in den Nacken. In wilder Verzweiflung schlug er nach ihr. Sie fühlte sich rau und faserig an. Es war keine Schlange.
    Es war ein Seil.
    »Er hätte Sie so sterben lassen, aber ich nicht«, sagte der Wanderprediger. »Denn wie heißt es schon in der Bibel: Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen.«
     
    David griff nach dem Seil. Harmon Smith hatte das Ende an das Sattelhorn gebunden und trat dem Pferd in die Flanken, damit es ein paar Schritte zurücklief. Es ließ seine Muskeln spielen, als ob es hier auf der Friedhofswiese Käufer auf einem Pferdemarkt überzeugen müsste. Von den Seitenwänden des Loches bröckelten große Batzen. David band das Seil um seine Handgelenke und hielt die Hände vors Gesicht, um es vor dem herabrieselnden Dreck zu schützen.
    Es fühlte sich an, als würden seine Arme an den Schulterblättern herausgerissen, doch langsam löste sich sein Körper aus dem Morast und dem halben Meter Erde, die sich rund um ihn herum aufgetürmt hatte. Auf dem Bauch rutschte er den Lehmhang hinauf, bis er endlich zitternd und keuchend auf der Wiese lag.
    Neben ihm fiel das Seil zu Boden und ringelte sich wie eine Klapperschlange.
    »Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte tragen«, sagte Harmon Smith. »Und kein Mann kann zwei Herren gleichzeitig dienen.«
    Und wieder verhallten die Hufschläge des Pferdes in der Ferne. David lag auf dem Boden, kalt und schwach, und unter seiner Ohnmacht verspürte er eine leise Wut. Ob auf sich selbst, auf Harmon Smith oder sogar Gott, konnte er nicht mit Sicherheit sagen.

 
     
     
    38. KAPITEL
     
    Alex setzte einen Pott süßes Gras aus eigenem Anbau auf und zog, bis seine Lungen schmerzten. Doch trotz des angenehmen Schwindels, den der Stoff in ihm erregte, konnte sich Alex nicht entspannen. Etwas Schweres legte sich über Solom. Er hatte das Gefühl, dass es nicht die Geheimagenten waren, vor denen er sich immer gefürchtet hatte, oder die Steuerfahndung, die ihm wegen Steuerhinterziehung sein Land wegnehmen wollte. Nein. Die Schwingungen sagten ihm, dass ein unglaubliches Chaos der Extraklasse auf sie zukam.
    Alex hatte Meredith überzeugt, dass es besser wäre, wenn sie in ihrer Wohnung bei der Uni bliebe. Sie hatte zwar gewisse körperliche Qualitäten, doch Alex wollte heute lieber allein zu Hause sein. Er musste seine Gedanken zusammennehmen. Das war heutzutage eine Vollzeitbeschäftigung. Er legte die Pfeife beiseite und ging hinaus, um sich ein bisschen im Garten umzusehen.
    Dem

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