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Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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sie bisher noch nicht weitergebracht.
    »Und die Familie?«
    »Also, dass die Kleine weggelaufen ist, schließen wir aus, falls du darauf anspielst.«
    »Nee, aber manchmal gibt es andere familiäre Umstände, die einen Verdacht begründen.«
    Brandt dachte an Harald Roeder. Hatte der Vater etwas mit dem Verschwinden der Tochter zu tun? Zog er eventuell aus dem Knast doch irgendwelche Fäden? Gab es Handlanger oder gar Komplizen, die seine Drecksarbeit weiter erledigten?
    Als sie zurück zum Wagen gingen, fragte er Teichert, ob er die Besucherliste von Harald Roeder eingesehen hatte.
    »Nein, wieso? Meinst du, seine Exfrau hat doch noch Kontakt zu ihm?«
    »Sie vielleicht nicht, aber eventuell jemand anders.«

    Aus dem Präsidium rief er sofort in der JVA an und veranlasste, dass die Besucherliste umgehend gefaxt wurde. Danach wählte er die Nummer des Kollegen, der Dieter Heinzes Alibi überprüft hatte.
    Die Angestellten und ein paar geladene Gäste waren von ihm befragt worden und alle, die Dieter Heinze kannten, hatten bestätigt, dass er auf dem Empfang gewesen war.
    »Hätte er die Gelegenheit gehabt, für einen gewissen Zeitraum unbemerkt zu verschwinden?« Der Kollege verneinte. Herr Heinze habe laut Aussagen der Befragten den Raum nur einmal kurz verlassen und selbst in der Zeit hatte ihn jemand auf der Toilette gesehen.
    »Gute Arbeit. Schönes Wochenende.« Der Kollege bedankte sich und legte auf.
    »Also Dieter Heinze ist aus’m Schneider«, teilte er Teichert das Ergebnis der Überprüfung mit, »wasserdichtes Alibi.«
    Er stöhnte leicht auf und ließ sich rückwärts in seinen Stuhl fallen. Jede noch so kleine Spur schien sich momentan bereits nach wenigen Stunden in Luft aufzulösen. Nun war Michelle Roeder bereits über zwei Tage spurlos verschwunden und sie hatten nicht mal den Hauch einer Ahnung, wo sich das Kind befand oder was mit ihm geschehen war. Er wollte gerade wieder zum Telefonhörer greifen, als die Tür zu ihrem Büro geöffnet wurde und Sonja Munkert den Raum betrat.
    »Hier ist die Antwort von der JVA.«
    Teichert sprang sofort auf. Er nahm ihr das Fax ab und sah ihr dabei tief in die Augen. Sie erwiderte seinen Blick. Für einen kurzen Augenblick sah es so aus, als würden die beiden gleich übereinander herfallen. Brandt räusperte sich laut.
    »Und was steht drin in dem Fax?«
    »Oh«, Sonja Munkert blickte ihn verlegen an. Ihre Wangen glühten förmlich. »Ja, also viel Besuch hat der Roeder in der letzten Zeit nicht gehabt. Nur zwei, drei unterschiedliche Namen. Die Kollegen überprüfen das bereits. Aber ein Name taucht in regelmäßigen Abständen immer wieder auf.« Sie hatte eine gerade Haltung eingenommen, ihre Brust ein wenig vorgestreckt. »Sein Stiefsohn hat ihn mindestens einmal im Monat besucht.«

    Martin Schulz saß am Schreibtisch und lud gerade einige Daten auf seinen Computer, als seine Mutter unvermittelt das Zimmer betrat. Schnell klappte er den Laptop zu und drehte sich zu ihr um.
    »Stör ich?«
    Er schüttelte seinen Kopf.
    »Ich wollte mit dir noch einmal über das Geld reden.«
    Er verschränkte die Arme vor seiner Brust. »Mama, da gibt es nichts mehr zu reden. Das Geld ist für dich und damit basta!«
    Er drehte sich wieder um und griff nach einem Buch, das neben dem Computer lag. Sie trat hinter ihn, legte ihre Hand auf seine Schulter.
    »Bitte, Martin, woher hast du es?«
    Er holte tief Luft, doch in dem Moment, als er seinen Mund öffnete, um etwas auf ihre drängende Frage zu erwidern, läutete es an der Wohnungstür. Martin Schulz sprang auf und ließ seine Mutter ohne eine Erklärung im Zimmer zurück.
    Sein Erstaunen war groß, als er die Tür öffnete und seinen Bruder Georg erblickte.
    »Mensch, was machst du denn hier? Ich denke, du bist noch in Prag«, begrüßte er ihn.
    »Wo ist Mama?«
    »Komm erst einmal rein!« Martin Schulz nahm ihm die kleine Reisetasche ab und ging voraus ins Wohnzimmer. Kurz darauf erschien Sabine Roeder.
    »Georg!« Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und brach augenblicklich in Tränen aus. Ihr Sohn drückte sie fest an sich. Eine Weile standen sie einfach so da, bis Georg sich aus der Umklammerung befreite und seine Mutter zum Sofa führte.
    »Es ist alles so schrecklich«, flüsterte sie, nachdem sie sich gesetzt hatten.
    »Was genau ist passiert?«
    Sie erzählte von dem Tag, an dem Michelle nicht von der Schule nach Hause gekommen war. Wie sie sich Sorgen gemacht, sämtliche Freunde und Bekannte angerufen hatte.

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