Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
Vom Netzwerk:
gehalten wird, hat sich nicht bestätigt. Diese Puppe hat wahrscheinlich den Schatten verursacht, den Sie für das verschwundene Mädchen gehalten haben.« Er hob die Puppe noch ein Stück höher, damit alle der Anwesenden sich vergewissern konnten, dass die übergroße Marionette ihren Sinnen einen Streich gespielt hatte. Die Leute schüttelten zum Teil ungläubig ihre Köpfe und Enttäuschung spiegelte sich in ihren Gesichtern. Nur langsam löste sich die Menge auf.
    Hagen Brandt brachte die Puppe zurück in die Laube.
    »Habt ihr den Pächter des Gartens schon ausfindig machen können?« Die beiden Beamten der Schutzpolizei nickten.
    »Informiert ihn über das Geschehen hier.«

    Zurück im Präsidium, unterrichteten sie zunächst ihren Vorgesetzten über den Einsatz.
    »Eine Marionette?«, Hans Schirmer schüttelte seinen Kopf.
    »Was habt ihr sonst noch?«
    Brandt erzählte von dem Manuskript und dem beschlagnahmten Geld.
    »Wir warten noch auf die Ergebnisse aus der KTU.«
    Der Chef schlug vor, dass die beiden das Buch untereinander aufteilen sollten. Zu zweit, so meinte er, würden sie schneller herausfinden, ob es eventuell Hinweise auf einen Verdächtigen enthielt. Die beiden nickten.
    »Die Hundertschaften durchkämmen momentan noch das Wohngebiet. Anschließend nehmen sie sich noch den Rhein- und erst einmal den Ostpark vor.«
    Brandt schaute fragend und Schirmer erklärte, dass, solange sie keinen konkreten Hinweis auf den Verbleib des Mädchens hatten, zunächst einmal die Grünanlagen in der näheren Umgebung des Wohnorts und der Schule abgesucht werden sollten.
    »Wir müssen momentan vom Schlimmsten ausgehen«, sagte er abschließend und brachte damit zum Ausdruck, dass man bereits verstärkt nach der Leiche von Michelle Roeder suchte.
    Auf dem Weg zu ihrem Büro sprach Teichert diesen Umstand laut aus.
    »Sie gehen davon aus, dass das Mädchen tot ist, oder?«
    Brandt nickte.
    »Die Wahrscheinlichkeit, sie lebend zu finden, ist relativ gering, schätze ich.«
    »Und was ist mit der Theorie, dass jemand aus dem Buch als Rache …«
    »Nicht ausgeschlossen, aber was natürlich dagegen spricht, ist, dass sich kein Entführer gemeldet hat. Nicht einmal ein Drohbrief oder etwas Ähnliches«, wertete er die Entführungstheorie leicht ab.
    Es war nicht auszuschließen, dass ein ehemaliger Komplize oder jemand aus dem Milieu von der Sache mit dem Buch Wind bekommen hatte, aber wieso hatte er sich dann nicht gemeldet? Schließlich konnte es so jemandem doch nur darum gehen, die Veröffentlichung des Manuskripts zu verhindern. Oder aber er würde das Mädchen aus Rache umbringen. Aber selbst bei solch einer Tat ging er davon aus, dass der Täter in irgendeiner Form sein Motiv zu erkennen gegeben hätte. Was hätte er davon, wenn Harald Roeder gar nicht bewusst war, dass der Mord in Zusammenhang mit den Informationen in dem Buch stand? Momentan hatten sie jedoch keine weiteren Anhaltspunkte, und so druckte Teichert das Manuskript aus und sie teilten die circa 400 Seiten untereinander auf.

    Zu Hause machte er es sich mit der Lektüre auf dem Sofa gemütlich. Lore war nicht zu Hause, er vermutete, dass sie das Restgeld in irgendwelchen Boutiquen vershoppte.
    Das erste Kapitel beschrieb zunächst Harald Roeders Kindheit. Er war der älteste Sohn einer durchschnittlichen Arbeiterfamilie und mit seinen fünf Geschwistern in der Enge einer Dreizimmerwohnung im Stadtteil Garath aufgewachsen. Im Unterricht war er nicht unbedingt eine Leuchte gewesen und hatte deshalb nach der neunten Klasse die Schule ohne einen Abschluss verlassen. Eine Zeit lang hatte er sich mit kleineren Aushilfsjobs auf verschiedenen Baustellen über Wasser gehalten.
    Brandt blätterte müde zwischen den einzelnen Seiten. Martin Schulz’ Schreibstil war nicht gerade fesselnd. Nach einem weiteren Kapitel, in dem der Rausschmiss bei den Eltern und erste Erfahrungen im Rotlichtmilieu beschrieben wurden, schloss er die Augen und schlief ein.

    Martin Schulz hatte stundenlang versucht, die Druckerschwärze von seinen Händen zu schrubben, doch immer noch waren Reste der schwarzen Farbe an seinen Händen sichtbar. Er ärgerte sich, dass der Polizist zusätzlich auf der alten Methode des Abnehmens von Fingerabdrücken bestanden hatte. Er traue der neuen Technik nicht hundertprozentig, hatte er nach der Digitalisierung von Martin Schulz’ Finger- und Handflächen gesagt und das altbewährte Stempelkissen und ein Fingerabdruckblatt aus der Schublade

Weitere Kostenlose Bücher