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Solomord

Solomord

Titel: Solomord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Duenschede
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auf das Sprossenfenster der verdächtigen Laube.
    »Wir haben einen Mann mit einem Kind gesehen. Bestimmt ist es dieses vermisste Mädchen. Es saß am Tisch und er ist immer drum herum gegangen. Sicherlich hat er sie an den Stuhl gefesselt.«
    Er blickte zu dem Gartenhäuschen hinüber und fragte sich, wie es dem Ehepaar wohl möglich gewesen war, solch detaillierte Beobachtungen machen zu können. Das Fenster war klein, zum Teil durch Rosenranken verdeckt. Die Hecke zwischen den beiden Grundstücken war hoch und dicht bewachsen.
    »Und Sie sind sich sicher?« Die beiden nickten synchron.
    »Wer hat sonst noch was gesehen?« Wieder erhob sich ein lautes Stimmengewirr. Er blickte seinen Kollegen an, der nickte.
    »Gut, wir gehen rein.«
    Sie schritten auf die Gartenpforte zu. Zwei der Streifenpolizisten begleiteten sie, die anderen beiden hielten die Schaulustigen zurück. Das Tor ächzte leise, als Brandt es öffnete. Sein Blick wanderte zu der Laube, doch weder die grobmaschigen Gardinen vor den Fenstern noch sonst etwas bewegte sich.
    Vor der hölzernen Tür hielten sie einen kurzen Augenblick inne, doch alles blieb still. Brandt klopfte mit der Faust gegen das Holz. Ein dumpfes Geräusch ertönte. Darauf folgte eine Stille, in der man eine Stecknadel zu Boden fallen hören konnte. Er spürte die Spannung, die wie bei einem Gewitter in der Luft lag. Es schien nur eine Frage der Zeit, wann der Blitz einschlagen würde. Er drehte sich um und sah, wie die Leute vor dem Tor schweigend ihre Hälse verrenkten, um einen Blick auf die Laube zu erhaschen. Er holte tief Luft und klopfte ein zweites Mal.
    »Hallo, hier ist die Polizei. Bitte öffnen Sie die Tür.« Seine Stimme durchbrach für einen kurzen Moment die Stille, deren Lautlosigkeit sie jedoch gleich darauf noch intensiver umschloss. Er löste den Verschluss seines Halfters, seine Finger umfassten das kalte Metall der Waffe. Langsam zog er sie hervor, nickte den Streifenpolizisten zu und trat zur Seite.
    Mit voller Wucht warfen sich die Schutzbeamten gegen die Tür. Holz splitterte, ein Krachen war zu hören. Brandt stieß die Tür weit auf. Mit gezogener Waffe stand er da und blickte in den kleinen Vorraum. An der einen Wand waren ein paar Haken angebracht, die als Garderobe dienten. Ein gelber Regenmantel hing neben einem alten Bundeswehrparka. Darunter stand ein Paar Gummistiefel. Er betrat den Raum. Teichert blieb an der Tür stehen und gab ihm Deckung.
    In der Tür zum Hauptraum war eine Milchglasscheibe eingelassen. Er klopfte vorsichtig gegen das Glas. Doch auch diesmal blieb es ruhig auf der anderen Seite der Tür. Er griff nach der Klinke und drückte sie hinunter. Es war nicht abgeschlossen. Mit einem leichten Quietschen öffnete sich die Tür und gab den Blick in eine Art Wohn- und Küchenraum frei. An der rechten Seite des Raumes befand sich eine Küchenzeile mit Herd, Spüle und Kühlschrank. Auf einer kleinen Arbeitsplatte stand eine Kaffeemaschine neben einem alten Kofferradio. Er machte ein paar Schritte vorwärts und sicherte gewohnheitsmäßig den Raum. Als er niemanden vorfand, steckte er seine Waffe zurück in das Halfter und deutete seinem Kollegen an, einzutreten.
    »Sieht wie eine ganz normale Laube aus«, bemerkte er enttäuscht. Nur zu gern hätte er das Mädchen hier vorgefunden und aus den Fängen des Entführers befreit.
    Er drehte sich um. Auf einem Sideboard standen mehrere Kisten mit Werkzeug, Töpfe mit Holzleim und Farbe.
    »Scheint ein Bastler zu sein«, sagte Teichert, während er einen riesigen Karton öffnete, der neben dem Schrank auf dem Boden stand.
    »Und hier haben wir auch das vermeintlich gefangen gehaltene Kind.«
    Brandt blickte seinem Kollegen neugierig über die Schulter. In dem Karton lag eine übergroße Marionette. Er griff nach dem hölzernen Kreuz. Beinahe zeitgleich schien die Marionette zum Leben zu erwachen. Je höher er das Holzkreuz hob, umso größer wurde sie. Die Fäden spannten sich und die Puppe erreichte locker die Ausmaße eines zehnjährigen Kindes.
    »Ich denke, das ist der Schatten, den die anderen Gartenbesitzer gesehen haben.«
    Er war ein wenig verärgert, dass die Hinweise nicht genauer untersucht worden waren, bevor man sie gerufen hatte. Mit der Marionette in der Hand trat er vor die Tür der Laube und präsentierte sie den Schaulustigen.
    »Meine Damen, meine Herren, vielen Dank für Ihre aufmerksamen Beobachtungen, aber Ihr Verdacht, dass Michelle Roeder in diesem Gartenhäuschen gefangen

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