Some like it heiß
paar Kilo mehr ihr besser stehen würden. Aber wer weiß, was da auch noch gephotoshoppt war.«
Ich las die Kommentare im Internet-Abnehmforum »Naschkatzen« und musste lachen. Meine Heilpraktikerin hatte mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich Gesprächsstoff von völlig fremden Menschen in Internetforen bin. »Es ist unglaublich«, kicherte Sabine.
Der Auslöser war ein Interview, das ich dem Berliner Boulevardblatt »BZ« gegeben hatte. Es sollte eigentlich ein Bericht über meine kommende Wintershow werden, und nach einer Stunde Gespräch über mein neues Bühnenspektakel fragte mich die freundliche Journalistin – von Frau zu Frau – auch noch kurz und fast privat nach meinem Gewichtsverlust. Am nächsten Tag erschien ein Artikel mit wenig Informationen über meine Show, dafür aber mit der ganzseitigen Schlagzeile:
Radikalkur! 33 Kilo in drei Monaten weg!
Ich wäre auch skeptisch, wenn ich so was lesen würde. Wie wäre es noch besser mit:
Express-Diät! 50 Kilo in fünf Minuten!
Oder:
Abnehmen wie im Traum! 100 Kilo weniger über Nacht!
Die Journalistin hatte alle unsexy Details weggelassen, um eine reißerische Schlagzeile zu haben. Dass ich über ein Jahr körperlich und seelisch hart gekämpft hatte, dass ich viel Trauerarbeit geleistet hatte, dass ich ein strammes Sportprogramm absolviert hatte, hat sie einfach weggelassen.
Als ich wieder nach Hause kam von meiner familiären Verstreuungsaktion, nahm ich mir den Rat meiner Ärztin zu Herzen und schaufelte meinen Kalender drei Monate lang von allenberuflichen Terminen frei. Für eine freiberufliche Entertainerin ist das ein ähnliches Gefühl wie Fallschirmspringen ohne Fallschirm – man macht die Augen zu und hofft auf das Beste, wird aber gründlich durchgeschüttelt. Ich hatte in meiner gesamten beruflichen Laufbahn noch nie so lange nicht auf einer Bühne gestanden. Ich hatte Angst, aber ich wollte einen Weg zu meiner innersten Babuschka finden – und das brauchte Zeit. Ich bin zu Hause in Berlin geblieben, habe den Computer abgeschaltet, den Fernseher für drei Monate nicht angemacht, habe das Handy versteckt und mich auf die Suche gemacht.
Wenn Leute mich fragen, wie ich so viel abgenommen habe, erzähle ich ehrlich: »Ich habe zehn Kilo weggeschlafen, zehn Kilo weggeweint, und der Rest war Sport und Ernährung.« In meinem Jahr des Wechsels habe ich mir auch jede Menge Hilfe geholt von meinem selbstgeschaffenen Team aus kompetenten Frauen, meinen treuen Begleiterinnen: Heilpraktikerinnen, eine Ärztin, eine Osteopathin und Trainerinnen, die mich motivierten, mich trösteten und mich immer wieder zur Geduld ermahnten, als ich versuchte, meinen Weg zu finden.
Wenn ich eine Lektion in den Wechseljahren,vom Beginn bis jetzt, gelernt habe, heißt sie: Jeder Körper ist ein anderer Körper, und jede Frau wird ihr einzigartiges Abenteuer erleben. Warum sollte es beim Abnehmen anders sein? Es gibt Tausende Selbsthilfebücher, Zigmillionen Diätpläne und Websites und Fitness-DVDs, aber keine allgemeingültige Antwort, keinen Onesize-fits-all-Zaubertrick. Warum sollte es überhaupt so etwas geben? Warum sollte
ich
wie Karl Lagerfeld abnehmen? Why would I want that?
Die Empfehlung einer Kollegin und ein gewaltiger Schub Es-reicht!-Energie wirbelten mich zu einer Wilmersdorfer Heilpraktikerin, die mit einem Programm arbeitet, das durch Ernährungsumstellung und homöopathische Mittel den Stoffwechsel ankurbelt. Schon beim Anblick des Essensplans für die ersten vier Wochen wurde mir vor Hunger schwindlig: kein Zucker, kein Koffein, kein Alkohol, ganz wenig Fett, fast keine Kohlenhydrate, dafür jede Menge Kräutertee und Möhrensticks. Fünf kleine Mahlzeiten am Tag, zu festgesetzten Zeiten, aufs Gramm genau festgelegt. Ich würde beschäftigt sein. Ich wählte den Hardcore-Weg.
Warum nicht? Die australische Feministin Germaine Greer, Autorin des bahnbrechendenWerks »Der weibliche Eunuch«, sagt in ihrem Buch »Wechseljahre«, dass die Menopause für Frauen die ideale Zeit ist, um sich endlich von ihren Abhängigkeiten zu befreien. Meine Schwester hat herrlich gelacht, als ich ihr das spätabends in ihrer Küche erzählte, und schenkte uns beiden ein Glas Weißwein namens »Mommy’s Time Out« ein, ein Geschenk meines Bruders. Dazu gab es für jede einen gewaltigen Teller überbackener Nachochips mit Guacamole-Dip.
Genussgifte sind unvorteilhaft für den weiblichen Körper mittleren Alters. Just when you think you need them most, haben
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