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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Scarlett; doch in Wirklichkeit trafen wir uns mit irgendwelchen Typen im Schwimmbad oder hingen bei Ginny ab. Der Mensch allerdings, den es am meisten betrübte, dass ich mit Noah Schluss gemacht hatte, war meine Mutter. Ich glaube, sie hatte so ungefähr erwartet, dass ich ihn heiraten würde. Aber ich war jetzt eine andere und mein neues Ich entwickelte und entfaltete sich mit jedem langen, schwülen Sommertag mehr und mehr. Ich lernte, wie man Zigaretten raucht, trank mein erstes Bier, wurde knallbraun, ließ mir in jedes Ohr noch ein zweites Loch stechen und entfernte mich dabei langsam und zunächst fast unmerklich, aber unaufhaltsam von meiner Mutter, innerlich wie äußerlich.
    Auf dem Kaminsims in unserem Wohnzimmer steht ein Foto, welches mich für immer daran erinnern wird, wie meine Mutter und ich zueinander standen. Früher, vor den Sommerferien. Es wurde am Grand Canyon aufgenommen, auf einer der Aussichtsplattformen; groß, weit, tief dehnt sich der Canyon hinter uns. Wir tragen identische T-Shirts , Sonnenbrillen und sogar das gleiche Lächeln im Gesicht, während wir eng umschlungen in die Kamera blicken. Auf keinem einzigen anderen Foto, das bis dahin oder seitdem aufgenommen wurde, sehen wir uns so ähn lich . Die gleiche Stupsnase, die gleiche Haltung, das gleiche breite Lächeln. Die Sonne scheint, hinter uns dehnt sich der blaue Himmel ins Unendliche und wir sehen richtig glücklich aus. Als wir wieder zu Hause waren, ließ meine Mutter das Foto vergrößern und rahmen und stellte es mitten auf den Kaminsims, vor alle anderen Fotos, so dass man es unmöglich übersehen konnte. Als hätte sie irgendwie schon geahnt, dass es nur kurze Zeit später bereits überholt sein würde. Ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, |29| der Beweis für eine Zeit, einen Ort, von dem wir beide uns nicht einmal mehr vorstellen konnten, dass er existiert hatte: Meine Mutter und ich, wie wir als beste Freundinnen am Grand Canyon vor der Kamera posierten.
     
    Als wir an unserem Haus vorfuhren, saß Scarlett auf den Stufen zu der Veranda vor ihrem Haus. Es war Abend und schon beinahe dunkel. Die Lichter in den Häusern auf unserer Straße waren an, die Leute gingen mit ihren Hunden oder Kindern spazieren. Irgendwo in der Nähe hatte je mand den Grill angeschmissen; der Geruch mischte sich mit dem nach gemähtem Gras und Regen, der vor nicht allzu langer Zeit gefallen sein musste.
    Ich stieg aus, stellte meine Reisetasche auf die Stufen zu unserer Veranda und blickte über die Straße zu Scarletts Haus hinüber, das bis auf eine Lampe in der Küche, deren Schein auf den leeren Carport fiel, nicht erleuchtet war. Scarlett hob die Hand und winkte mir zu.
    »Mom, ich gehe zu Scarlett rüber.«
    »Okay.« Noch hatte sie mir nicht komplett verziehen, noch nicht. Aber es war spät, sie war müde, und inzwischen überlegten wir uns beide genau, wann und weswegen wir einen Streit vom Zaun brachen.
    Den Weg über die Straße und den Gartenweg zu Scarletts Haus hätte ich blind, taub, im Schlaf und mit verbundenen Augen zurücklegen können. Die Furche im Asphalt ungefähr auf halbem Weg, die beiden niedrigen, stacheligen Hecken, die den Weg über den Rasen zum Haus säumten und winzige Kratzer auf der Haut hinterließen, wenn man sie im Vorbeigehen zufällig streifte. Vom Anfang des Gartenwegs bis zur ersten Stufe brauchte man exakt achtzehn Schritte; das hatten wir mal ausgerechnet, |30| als wir in der sechsten Klasse und von solchen Details und überhaupt von Fakten, Fakten, Fakten geradezu besessen gewesen waren. Monate- und stundenlang hatten wir Entfernungen ausgerechnet, Schritte gezählt und auf diese Weise versucht die Welt in kleine, mess- und überschau bare Abschnitte oder Einzelteile zu ordnen.
    Doch jetzt lief ich in der tiefen Dämmerung einfach so, ohne zählen, messen, rechnen, zu ihr hinüber und hörte dabei nur das Geräusch meiner eigenen Schritte und das sanfte Surren der Klimaanlage, die unter einem Fenster an der Hauswand angebracht war.
    »Hey«, meinte ich. Sie rutschte ein wenig zur Seite, um Platz für mich zu machen. »Alles klar?«
    Kaum hatte ich die Frage gestellt, wurde mir bewusst, dass ich nichts Dämlicheres hätte fragen können. Andererseits – was wären denn die richtigen Worte gewesen? Es gab keine. Ich sah sie an, wie sie da neben mir saß, barfuß, das Haar zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie hatte geweint.
    So kannte ich sie bisher nicht. Scarlett war immer die

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