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Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Someone like you - Dessen, S: Someone like you

Titel: Someone like you - Dessen, S: Someone like you Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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hieß Lakeview; es erstreckte sich über nur wenige Straßen, von denen viele auf freiem Feld endeten, und wurde lediglich durch einige Holzpfähle und primitiv zusammengezimmerte Schilder markiert, auf denen mit gelber Farbe gepinselt stand: WILLKOMMEN IN LAKEVIEW – IHREM FREUNDLICHEN WOHNVIERTEL.   Irgendwann hatten einige Schüler der damaligen Abschlussklasse unserer Schule in einer Nacht-und-Nebel-Aktion auf sämt lichen Schildern aus dem REU ein EI gemacht, so dass wir nun in einem FEINDLICHEN WOHNVIERTEL lebten. Mein Vater fand das umwerfend komisch. Er konnte sich dermaßen darüber amüsieren, und zwar noch lange Zeit, nachdem es passiert war, dass meine Mutter sich – und ihn – manchmal fragte, ob er nicht selbst dahintersteckte.
    Die zweite Besonderheit von Lakeview war seine Lage fünf Kilometer vom Flughafen entfernt, was bedeutete, dass permanent irgendwelche Maschinen starteten oder landeten. Auch das machte meinem Vater aus irgendeinem Grund einen Heidenspaß. Fast jeden Abend saß er auf unserer Terrasse und blickte gespannt in den Himmel, während das ferne, dumpfe Grollen immer lauter wurde, immer näher kam, bis direkt über dem Haus die weiße Nase eines Flugzeugs durch die Wolken brach, die Flugzeuglichter wie wild blinkten und man das Gefühl hatte, das Teil wäre laut und kraftvoll genug, um uns einfach mit sich zu reißen. Unser Nachbar, Mr Kramer, bekam davon Bluthochdruck, doch mein Vater genoss es. Ich hatte mich schlicht daran gewöhnt, zuckte nicht mehr zusammen, schlief einfach weiter, selbst wenn das Haus bebte und die Fensterscheiben klirrten.
    Ich lernte Scarlett an dem Tag kennen, als sie und ihre Mutter, Marion, in das neu gebaute Haus gegenüber |13| einzogen. Ich war elf, saß am Fenster und schaute den Leuten von der Umzugsfirma zu, als ich ein Mädchen in meinem Alter entdeckte, das auf den Stufen zur Veranda vor dem Haus hockte. Auch sie beobachtete die Umzugsleute, die an ihr vorbei Möbel ins Haus trugen. Ihr Kinn stützte sie auf die Hände, ihre Ellbogen auf die Knie. Sie hatte rote Haare, trug blaue Turnschuhe und eine Sonnenbrille mit herzförmigem weißem Rahmen. Als ich über den frisch angelegten Gartenweg auf sie zulief, beachtete sie mich allerdings nicht im Geringsten. Ich stellte mich in den Schatten des Verandadachs und wartete darauf, dass sie mich als Erste ansprach. Im Freundschaftschließen war ich noch nie gut gewesen. Ich war still und unscheinbar, ein richtiges Mäuschen. Suchte mir allerdings immer wieder Mädchen als Freundinnen aus, die mich herumkommandierten und ätzend zu mir waren; Mädchen, die mich rumschubsten und quälten, bis ich schließlich heulend zu Mami nach Hause rannte. Lakeview, DAS FEINDLICHE WOHNVIERTEL, wimmelte von kleinen Feindinnen auf pinkfarbenen Fahrrädern, die in weißen, mit Metallblumen umrankten Fahrradkörbchen ihre Barbiepuppen samt Köfferchen mit sämtlichem Zubehör spazieren fuhren. Ich hatte noch nie eine beste Freundin gehabt.
    Dennoch ging ich zu der Neuen rüber. In ihrer Sonnenbrille konnte ich mein Spiegelbild erkennen: weißes T-Shirt , blaue Shorts, abgestoßene Sneakers, rosa Socken. Ich wartete darauf, dass sie mich auslachte oder wegjagte oder mich schlicht und einfach ignorierte, wie alle anderen Mädchen, die älter und größer waren.
    »Scarlett?« Durch das Fliegengitter vor der offen stehenden Haustür drang die erschöpft und fahrig klingende |14| Stimme einer Frau. »Wo habe ich mein Scheckbuch hingelegt?«
    Das Mädchen auf den Stufen wandte den Kopf. »Kü chentheke «, rief sie mit heller, klarer Stimme. »Karton mit Maklerunterlagen.«
    »Karton mit . . .« Die Frau schien sich beim Sprechen zu bewegen, denn ihre Stimme drang mal lauter, mal leiser zu uns ins Freie. ». . . Karton mit Maklerunterlagen, mh, wo ist . . . ich glaube, er ist gar nicht hier, Schatz, oder . . . ach ja, doch. Da ist er ja!« Plötzlich klang die Stimme der Frau so triumphierend, als hätte sie soeben die Nordwestpassage um den amerikanischen Kontinent herum entdeckt. Die hatten wir kurz vor den Ferien in der Schule durchgenommen.
    Das Mädchen drehte sich wieder zu mir um und schüt telte leicht den Kopf. Ich weiß noch, wie ich in dem Moment dachte – und es würde nicht das letzte Mal sein   –, dass sie älter wirkte, als sie war. Auf jeden Fall älter als ich. Sofort überfiel mich das vertraute Feindinnengefühl. Feindin auf pinkfarbenem Fahrrad im Anmarsch.
    Ich wollte mich gerade umdrehen und zu

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