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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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zusammen.
    Ich versuchte gar nicht, mich zu bewegen – wahrscheinlich hätte ich das auch nicht geschafft. In der Tür stand Bendix. Er war totenbleich und wirkte noch ausgemergelter als sonst, doch er war völlig ruhig. Die schreckliche Narbe in seinem Gesicht war aufgerissen; Blut quoll daraus hervor. Sein rechter Arm hing schlaff herab. Kurz blickte er hinter sich in den Korridor, dann schaute er mich an.
    »Mr Gates, Sie haben aber wirklich ein Schweineglück!«
    Er ging zu Ty Kieths Leiche hinüber und betrachtete sie einen Moment lang schweigend. Hinter dem Spook betraten vier weitere Personen den Raum: junge Burschen mit runden Gesichtern, drei Männer und eine Frau. Sie alle trugen todschicke Anzüge und lange Mäntel. Die vier Gestalten sahen aus wie lebende Schwarzweißbilder, genau wie diese Drillinge, die ich vor einer Woche umgebracht hatte – blasse weiße Haut und schwarze Haare. Sie hielten sich ein wenig im Hintergrund und schauten zu Bendix hinüber, als sei er hier das unangefochtene Alpha-Tier. »Na, damit wäre wenigstens das erledigt«, erklärte der. »Ist natürlich unnötige Verschwendung. Kieth hätte für uns arbeiten sollen. Er hätte mit uns zusammenarbeiten sollen! Ein derart leistungsfähiger Verstand hätte wirklich Erstaunliches leisten können, die richtige Finanzierung vorausgesetzt. Und natürlich auch die richtige Führung.«
    Ich schnaubte und war selbst erstaunt, dass ich noch genug Energie hatte, um belustigt zu sein. ›Richtige Führung‹, na klar. Das war ja wirklich zum Schießen!
    Kurz blickte Bendix zu mir herüber, und plötzlich spürte ich, wie mich eine unsichtbare Faust packte, so fest, dass ich kaum noch atmen konnte. Mach doch schon!, dachte ich wild entschlossen. Bringen wir die ganze Scheiße hier doch einfach hinter uns!
    »Sie haben wirklich sehr viel Glück, Mr Gates«, sagte er, drehte sich zu mir herum und kam dann langsam näher. »Sie haben einen Schutzengel. Als man mich mit diesem Auftrag betraut hat, wurden mir äußerst detaillierte Anweisungen erteilt. Man hieß mich, Sie notfalls zu töten, sollte das für den Fortbestand der menschlichen Spezies erforderlich sein – wissen Sie, so wird das offiziell tatsächlich genannt: FMS. Doch für jegliche Szenarien, in denen ich zu dem Schluss käme, Ihr Tod sei nicht erforderlich, um den Fortbestand der menschlichen Spezies zu sichern, wurde ich angewiesen, Sie am Leben zu lassen. Sie sind eine Person von öffentlichem Interesse, Mr Cates – zumindest ist Director Marin dieser Ansicht. Und vorerst nehmen wir jegliche Bitten, die uns Director Marin übermittelt, tatsächlich ernst. Aber es will mir scheinen, das könnte sich schon bald ändern.«
    Er beugte sich dicht über mich. Seine runzlige, blutfeuchte Wunde berührte fast meine Nase. Ich konnte mir einbilden, ihn zu riechen, auch wenn ich in Wirklichkeit einfach nicht genug Luft durch meine geschundene Nase saugen konnte, um überhaupt irgendetwas riechen zu können. Bendix’ Augen wirkten ein wenig gelblich: ausgetrocknet und verbraucht.
    »Ganz so interessant nämlich«, sagte er, während ich wieder auf dem Boden zusammensackte, »scheinen Sie mir gar nicht zusein.«
    Er wandte sich um und wedelte mit seiner unverletzten Hand noch einmal durch die Luft. »Augenscheinlich wird die menschliche Spezies überleben«, sagte er. »Und seinen Müll kann der Oberschnüffler auch verdammt noch mal selbst einsammeln.« Mit großen Schritten verschwand er durch die Tür. Seine Mit-Psioniker drehten sich um und folgten ihm, ohne mich auch nur anzusehen oder gar ein Wort zu sagen. Ich blieb liegen, wo ich gerade lag, und schaute ihnen hinterher, und dann war ich mit meinen alten Freunden allein. Es hat sich nichts verändert, dachte ich. Es sind immer noch die Arschlöcher in schicken Anzügen, die die Welt regieren.

XL
Epilog:
    Der Moment, wo ich dir beinahe
    in den Kopf geschossen hätte,
    war der Höhepunkt deines Lebens
     
     
    Schweigend saß ich in der Bar und ertrug die Schmerzen in meinem Bein, die ich anscheinend überhaupt nicht mehr loswerden sollte. Mit einer Hand wischte ich ein wenig Unrat auf den Boden. Genau wie jedes andere Gebäude in ganz Manhattan hatte man auch dieses hier irgendwann geplündert. Die Türen waren aus den Angeln gerissen, die Fenster eingeschlagen, und praktisch alles andere hatte man fortgeschleppt. Ich stellte mir vor, wie die Diebe ihre Beute ganze drei Tage genießen konnten – drei Tage, in denen sie immer weiter

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