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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Waffe riechen konnte. Er hielt sie ganz beiläufig, die Finger am Lauf. Meine Hände, die ich immer noch in den Taschen hatte, zuckten unruhig, und ich starrte wie gebannt Happlings Hand an.
    »Colonel«, fuhr der Techie fort und holte tief Luft, »darf ich Sie an das Protokoll erinnern? Sie sind nicht mein Boss, verdammte Scheiße! Sie sind …«
    Plötzlich streckte Hense die Hand aus und packte den Techie an der Nase. Der junge Bursche jaulte auf, krümmte sich ein wenig und folgte jeder Bewegung der winzigen Hand dieser Frau, die immer weiter zudrückte. Mit ihren ausdruckslosen Augen beobachtete sie ihn kurz. In diesem Blick lag keine Freude, nichts von der sonst bei System-Bullen üblichen Arroganz und Grausamkeit. Die Frau starrte den Burschen nur immer weiter an, während er sich vergeblich bemühte, sich zu befreien. Sie wartete, bis ihm die Tränen in die Augen schossen, und dann brach sie ihm mit einer kurzen Handbewegung die Nase und ließ ihn los.
    In aller Ruhe richtete sie den Blick dann auf den anderen Techie, der sich auf seinem Stuhl halb zusammenkauerte und sie voller Entsetzen anstarrte. Mit seiner rosafarbenen Zunge fuhr er sich über die Lippen. Gleichzeitig beobachtete er sie wachsam, als müsse er jede Bewegung eines wilden Tieres nachverfolgen.
    Ich blickte zu Happlings Waffe.
    »Mr Marko«, sagte Hense mit ruhiger Stimme, »wollen Sie mir vielleicht irgendwelche Passagen aus dem Protokoll vortragen?«
    Marko schüttelte den Kopf so rasch, dass ich ernstlich glaubte, ein Wusch! zu hören. »Nein, nein – niemals, Colonel, ich doch nicht! Ich bin ganz für Sie da. Was brauchen Sie denn?«
    Die Frau zögerte, als denke sie darüber nach, wie ernst ihr Gegenüber seine Worte wohl meinen mochte, und der junge Bursche verzog das Gesicht, als rechne er jeden Moment mit einer Ohrfeige. Doch Colonel Hense deutete nur auf mich. »Nehmen Sie dem da eine Blutprobe ab und hören Sie mir genau zu, wenn ich Ihnen jetzt die Lage erkläre!«
    Er nickte und rieb sich die Hände, starrte den Colonel einen Moment lang nur verständnislos an. Dann setzte er sich in Bewegung. »Gut! Ja, ich nehme ihm eine Blutprobe ab … öhm …« Er zögerte und blickte mich unsicher an.
    Ich grinste und stellte mir vor, wie blutverschmiert meine Zähne wohl sein mussten. »Machen Sie sich weiter keine Sorgen!«, sagte ich. »Sie sind sowieso schon tot.«
    »Machen Sie schon, Mr Marko!«, befahl Hense und klang dabei unendlich gelangweilt. »Mr Cates wird Ihnen nichts tun. Es sei denn, er will unbedingt herausfinden, wie viele Schmerzen ein Mann ertragen kann, ohne dabei zu sterben.«
    Ich versuchte die Augenbrauen zu heben. Doch ich war mir nicht ganz sicher, welche Bewegungen mein Gesicht tatsächlich vollführte. Ich blickte weiterhin zum Techie hinüber, der mich voller Entsetzen anstarrte. »Ich glaube, ich weiß es schon, Meister, aber es gibt da ja kaum Spielraum, sich ganz sicher zu sein, oder?«
    Marko kniff die Augen zusammen und beugte sich dann zu seiner Arbeitsbank hinüber. Dort durchwühlte er eine Kiste voller Schrott, bis er eine Autokanüle fand, die genauso aussah wie die, mit der Terries mich bearbeitet hatte. Mit kurzen klaren Sätzen voller beeindruckender Fachausdrücke, die einen wohlorganisierten, raschen Verstand verrieten, fasste Hense währenddessen die Lage für den jungen Techie zusammen. Sie brauchte dafür nur drei oder vier Sätze, die sich ziemlich entsetzlich anhörten. Dann näherte sich mir der Techie so vorsichtig, als wäre ich ein wildes Tier an einer viel zu langen Leine. Ich blickte zunächst zu seinem Partner hinüber, der sich allmählich vom Boden erhob. Seine Nase stand jetzt bemerkenswert schief, Mund und Kinn waren mit dunklem Blut verschmiert. Dann schaute ich den Colonel an, die den Blick erwiderte, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt.
    Markos Hände zitterten, als er die Autokanüle ansetzte, die mir sofort fast unmerklich sanft Blut aus dem Arm abnahm. Als das kleine Gerät ein leises P ing!‹ von sich gab, riss der Techie die Kanüle ungeschickt wieder heraus und taumelte rückwärts. Sofort wirbelte er herum und verschwand in diesem Schrottlabyrinth. Sein Partner zog sich an einer Werkbank hoch und setzte sich dann, den Kopf auf die Arme gestützt. Blut tropfte auf den weißen Fußboden, während der Techie Mitleid erregend schniefte.
    »Ach, komm schon!«, meinte Happling fröhlich. »Willst du mich verarschen? Du bist

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