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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Chengara patrouillieren dürfen. Innerhalb weniger Stunden. Gehen Sie mir nur weiter auf den Zeiger, Lieutenant, dann haben Sie irgendwann demnächst vielleicht einen Unfall!«
    Der hagere Cop wirkte mit einem Mal ernstlich beunruhigt, als begreife er erst jetzt, dass er einen echten Fehler gemacht hatte. Hinter mir hörte ich wieder Happlings unmöglich fröhliche Stimme. Sie schien mich einzuhüllen wie Lachgas. »Jetzt geh schon zur Seite, du dämliches Arschloch, bevor sie noch richtig sauer wird!«
    Der hagere Cop hielt noch eine oder zwei Sekunden lang die Stellung, und sei es auch nur, um seinen Stolz nicht ganz aufgeben zu müssen, dann trollte auch er sich. Kurz darauf wurde ich erneut herumgewirbelt und aus dem Aufzug herausgezerrt.
    »Hände immer noch in den Taschen?«, hörte ich Happling. »Guter Junge! Wir werden noch richtige Freunde! Zumindest solange, bis ich dir eine Kugel direkt ins Ohr verpasse, du Cop-Killer-Drecksau.«
    Sein fröhlicher Tonfall war vielleicht das Schlimmste, was ich je im Leben gehört hatte. Ein wenig Trost fand ich in der Gewissheit, jeden Cop zu töten, der sich mir näherte – mit einer Fernbedienung und in Zeitlupe. Wieder hörte ich diese verzerrte Stimme aus Newark: Das ist ein Attentat. Nicht auf dich.
    Der Korridor war dem letzten, den ich gesehen hatte, geradezu enttäuschend ähnlich: weiß, grell, makellos. Während ich so weitergezogen wurde und die Beine des Metallstuhls lautstark über den Boden scharrten, blickten mich immer wieder Cops finster an – Cops aller Arten: große Cops, kleine Cops, fette Cops, gut aussehende Cops. Ich versuchte zu lächeln, doch mein Mund schmerzte. Also erwiderte ich nur deren Blicke und stellte mir den leibhaftigen Tod vor. Dann drehte sich die Welt erneut, und ich glitt rücklings in ein Labor. Als ich aufblickte, sah ich, dass in säuberlichen schwarzen Buchstaben EBENE 4 – TECHNISCHE ABTEILUNG an der Tür stand.
    Ein Techie, dachte ich. Die schlimmste Art, die es überhaupt gab: ein Cop-Techie.
    Ruckartig schloss sich die Tür, kaum dass man mich über die Schwelle gezogen hatte. Happling ließ mich, gleich an der Tür, einfach stehen. Jetzt, nachdem mich schon zehn Minuten lang niemand mehr mit den Fäusten bearbeitet hatte, schmerzte und pulsierte einfach alles. Ich bestand nur noch aus blutroten Prellungen; Blut und Nanobots strömten aus zahllosen Wunden. Kurz darauf wurde ich wieder herumgewirbelt und sah vor mir ein Labor voller Gerätschaften. Es erinnerte mich an Picks altes Büro, nur dass das Licht hier gleißend weiß war, ebenso die Wände. Dass nirgends auch nur ein Staubkorn zu finden war, empfand ich geradezu als entsetzlich. Ansonsten aber war die Ähnlichkeit bemerkenswert: Es gab schmale Wege zwischen hoch aufgestapelten schwarzen Kisten und Schaltungsplatten, aufgerollten Kabeln und anderen, weniger leicht identifizierbaren Dingen.
    Wir kämpften uns weiter ins Innere vor, bis man mich schon wieder herumdrehte und ich das Allerheiligste dieses Labors erblickte. Techies waren wirklich immer gleich: Umringt von diesem ganzen Mist verbrachten sie ihr Leben im Zentrum eines Wirbelsturms aus Hightech-Schrott – auch wenn sich dieser Wirbelsturm nur sehr langsam bewegte. Zwischen den riesigen Stapeln hockten zwei Burschen in grauen SSD-Overalls auf alten Stühlen. Beide trugen bizarre Schutzbrillen, die über dicke Kabel mit einer gewaltigen schwarzen Kiste verbunden waren. Die beiden Burschen zuckten zusammen, rissen sich die Brillen vom Kopf und starrten uns an. Einer der beiden hatte den Schädel kahl rasiert; die Kopfhaut glänzte im grellen Licht. Der andere trug einen dichten schwarzen Bart, der nahtlos in ebenso dichtes schwarzes Haar überging. Es wirkte, als würden uns zwei kleine Augen aus einer dunklen Maske anstarren. Der Kahle sprang auf, und sein glänzendes Gesicht wurde schlagartig feuerrot.
    »Was soll denn die Scheiße jetzt? Colonel, Sie wissen doch genau, dass Sie nicht einfach so hier hereinspazieren können! Nicht ohne ein Zehn-Achtzig-Neun-Formular und ohne einen Anruf vom fünfzehnten Stock!«, sagte er mit näselnder Stimme. »Ich muss wohl …«
    »Halten Sie die Klappe!«, sagte Hense, schnippte vor Happlings Gesicht mit den Fingern und deutete auf einen Punkt auf dem Boden. Pflichtschuldigst wurde ich genau dorthin gezogen, und der große Cop baute sich neben mir auf, die Schusswaffe immer noch in der riesigen Hand. Er war mir so nah, dass ich das gottverdammte Schießpulver der

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