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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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drei dicke Blutstropfen auf den blitzsauberen Boden fielen. Aus irgendeinem Grund heiterte mich das ein wenig auf.
    Schweigend fuhren wir abwärts. Die Stockwerke rasten an uns so rasch vorbei, dass sie vor meinen Augen verschwammen. Irgendwann musste es so weit gewesen sein und wir die Oberfläche erreicht haben. Aber wir fuhren immer weiter abwärts. Keiner von uns sagte ein Wort. Es hatte etwas wirklich Wunderbares, so sicher bewegungsunfähig gemacht und dazu noch begraben unter einer unendlichen Zahl von Cops zu sein: Ich brauchte keine einzige Entscheidung mehr zu treffen. Alles brandete nur so über mich hinweg, wie eine gänzlich unverständliche Welle, und mein Kopf blieb einfach immer weiter unter Wasser.
    Als sich die Fahrstuhltüren schließlich wieder öffneten, regte sich keiner von uns. Vier System-Cops versperrten uns den Weg, allesamt junge Männer, die ihre Jacketts ausgezogen und die Ärmel ihrer weißen Hemden aufgekrempelt hatten. Ihre Holster trugen sie noch; Zigarettenrauch umwehte sie.
    »Colonel Hense, Sir«, meldete sich der Bursche in der Mitte zu Wort, ein blasser, völlig verschwitzter Mann, dessen schwarzes Haar ihm dicht an den Kopf geklatscht war. Er war viel zu schmächtig und wirkte entschieden zu mädchenhaft, um ein echter Scheiß-Cop sein zu können. »Bei allem gebührenden Respekt, aber warum zum Teufel lebt Avery Gates noch?«

XIII
    Tag sechs:
    und das Universum drehte
    sich weiter
     
     
    Colonel Hense hob eine Hand, betrachtete ihre Fingernägel und sagte sehr ruhig: »Captain Happling, ziehen Sie Ihre Waffe!«
    Hinter mir hörte ich das vertraute Geräusch einer Waffe, die aus dem Holster gezogen wurde.
    »Na, wer fühlt sich schnell genug?«, fragte Happling fröhlich. Ich hörte seiner Stimme an, dass er lächelte.
    Die vier Cops vor uns traten unruhig von einem Bein aufs andere, und ich hatte das deutliche Gefühl, dass Captain Happy hinter mir der Obermotz hier im Raum war. Nein, der Zweit-Obermotz, korrigierte ich mich, als ich darüber nachdachte, welche Eiseskälte vom Colonel ausging. Der hagere blasse Cop blickte an mir vorbei und wirkte alles andere als glücklich. »Happ, du weißt doch auch, dass so ein Scheiß einfach falsch ist. Dieser Dreckskerl da ist ein Cop-Killer! Er hätte sofort nach seiner Ergreifung hingerichtet werden müssen! Und jetzt willst du ihn in das System eintragen? Scheiße, Happ -der Oberschnüffler wird sich den krallen, und dann verschwindet der Kerl einfach irgendwo.«
    ›Der Oberschnüffler.‹ Diese Bezeichnung hatte mir schon immer gefallen. Damit war Dick Marin gemeint, Leiter der Abteilung für Innere Angelegenheiten, de facto der Leiter des gesamten SSD. Wir hassten die Cops, und die Cops hassten deren Cops. Und das Universum drehte sich weiter.
    »Ich tue, was man mir sagt, Jungs«, erwiderte Happling. »In ein paar Augenblicken wird der Colonel euch auffordern, zur Seite zu treten. Vielleicht bringt es euch ja ein paar Pluspunkte ein, wenn ihr das jetzt gleich tut, ganz freiwillig.«
    Es war erstaunlich – da standen die vier, jeder von ihnen bewaffnet. Der Colonel stand nur kerzengerade da, und bei ihr war nirgends eine Waffe zu sehen. Doch die vier Cops, die uns den Weg versperrten, wirkten mit einem Mal sehr unschlüssig.
    »Anderenfalls«, fuhr Happling fort, »muss ich euch alle umbringen, und ich werde ungehindert davonspazieren, wenn ich die SIRs in den Akten vermerke.«
    Beiläufig fragte ich mich, was zum Teufel wohl ein ›SIR‹ sei. Noch einen Moment lang standen die Cops uns im Weg. Doch ich wusste schon, dass sie zur Seite gehen würden. Sie wirkten völlig kraftlos; es war ganz offensichtlich, dass keiner von denen sich mit Captain Happy oder dessen Boss anlegen wollte. Ihre zuvor geschlossene Reihe brach auf, die drei, die bislang noch kein Wort gesagt hatten, trollten sich mit mürrischer Miene, die Hände in den Taschen. Der Hagere blieb noch einen Augenblick stehen, und sein Gesicht bekam ein kleines bisschen Farbe.
    »Das ist doch Scheiße, Sir«, sagte er zu Hense. »Das wird Ihnen noch Ärger einbringen.«
    Nein, dachte ich, du bist in zwei Tagen sowieso tot.
    »Wenn Sie der Ansicht sind, es handle sich hier um ein Amtsvergehen«, entgegnete Hense mit der gleichen ruhigen Stimme, mit der sie mir erklärt hatte, sie werde mich töten, »dann reichen Sie einen entsprechenden Bericht bei den Schnüfflern ein und warten Sie ab, was passiert! Ich garantiere Ihnen, dass Sie schon innerhalb weniger Stunden in

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