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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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betrunken.
    „Das war das letzte Mal, dass ich hier drinnen gewesen bin. Da bin ich mir sicher.“ Nancy sprach schon wieder zu schnell. „Bitte entschuldige, ich habe nicht nachgedacht, was ich sage …“
    „Kayley ist tot. Wir können nicht so tun, als wäre es nicht passiert.“ Tessa legte ihre Hände in den Rücken und presstesie gegen ihr Kreuz, sie streckte sich, indem sie leicht hin- und herschwankte. „Nach der Beerdigung bin ich auch hierhergekommen. Das Haus sah so weit in Ordnung aus, oder?“ Natürlich hätte an diesem Tag auch der Shenandoah das Haus überfluten können, und sie hätte es nicht gemerkt, selbst wenn das Wasser ihr bis zu den Knien gestanden hätte.
    „Damals sah es nicht so aus“, gab Nancy zu. „Tessa, was bin ich nur für eine Tochter?“
    Tessa verzog das Gesicht. „Eine Tochter, die nie ins Haus ihrer Mutter eingeladen wurde. Sie wollte nicht, dass du es erfährst. Wenn du dich nicht durchgesetzt hättest, hätten wir es nie herausgefunden.“
    „Und was machen wir jetzt?“ Nancy rang ihre Hände im Schoß. Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
    Tessa hatte sich das auch schon gefragt. Kleinigkeiten schienen jetzt riesig. War es ungefährlich, in diesem Haus zu schlafen? Gab es überhaupt einen Platz, um zu schlafen und zu essen? Konnte man das einzige Bad benutzen? Auch wenn man die Fenster wieder öffnete, würde es genug Luft geben, um die Räume ein wenig zu kühlen?
    Und was war geschehen, dass Helen es hatte so weit kommen lassen?
    „Wir können es nicht abfackeln“, stellte Tessa fest. „Sie würde mit verbrennen, nur um uns zu ärgern. Und wir können nicht anders, als hier zu übernachten. Morgen würde sie uns nicht mehr hereinlassen.“
    „Ich bin überrascht, dass sie uns heute die Tür geöffnet hat.“
    „Mom, sie weiß, dass sie Hilfe braucht. Aber es hat so lange gedauert, bis sie es zugeben konnte, weil sie Angst hat.“
    „Sie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben vor etwas Angst. Du hättest sie sehen sollen, als ich noch ein kleines Mädchen war. Sie hat …“
    Tessa hörte nur mit halbem Ohr zu, als ihre Mutter die alten Geschichten aus ihrer Kindheit erzählte. Wie ihre Großmutter rigoros gegen Mokassin- und Klapperschlangen vorgegangen war und einmal sogar gegen einen großen Schwarzbären, der dem Hühnerstall einen Besuch abstatten wollte. Sie wusste, es hatte keinen Sinn, dagegen zu argumentieren. Sie schaute kurz auf ihre Uhr, eine schmale Uhr mit Goldarmband und kleinen Juwelensplittern, die die Ziffern darstellten. Sie hatte sie zu ihrem letzten Geburtstag von Mack, ihrem Mann, geschenkt bekommen. Das war seltsam. Hatte er immer noch nicht begriffen, dass ein Augenblick dem nächsten glich, seitdem Kayley fort war? Es war nur ein weiteres Anzeichen dafür, dass er sie nicht mehr verstand.
    Sie sah Nancy an, der die Luft ausgegangen war. „Es dauert noch ungefähr sieben Stunden, bis es dunkel wird. In der Zeit können wir eine ganze Menge hinausschaffen.“
    Nancy war angeschlagen, das sah Tessa. „Ist das dein Ernst?“
    „Als Erstes muss das Altpapier weg. Mindestens das muss nach draußen, bevor es Abend wird.“
    „Wo um Himmels willen sollen wir es hinbringen?“
    „Erst einmal in den Vorgarten. Wir können es mit einer Plane abdecken, ich bin sicher, dass sie eine hat.“
    „Wahrscheinlich hat sie ein Dutzend, eine riesige Auswahl an Größen und Farben. Alle fein säuberlich zusammengefaltet und in der Dusche oder im Ofen verstaut.“
    „Morgen kümmern wir uns darum, jemanden zu finden, der uns hilft, es zu entsorgen.“
    „Sie wird niemanden ins Haus lassen. Das sollte dir langsam klar sein.“
    Tessa befürchtete, dass Nancy recht hatte. Es hatte länger als eine Stunde gedauert, bis Helen sie hereingelassen hatte. Niemand, der nicht zur Familie gehörte, dürfte näherals bis zur Veranda kommen. So leicht es auch sein würde, einige Leute dafür zu bezahlen, den ganzen Inhalt des Hauses wegzuschaffen, es wäre nicht möglich, ohne dass Helen sich wahnsinnig aufregen würde.
    „Willst du es ihr sagen, dass wir das Haus aufräumen, oder möchtest du, dass ich das übernehme?“
    „Ich mach’s schon.“ Nancy rührte sich nicht von der Stelle.
    „Lass mich das machen. Ich bin nur ihre Enkelin, mir muss sie nicht so viel beweisen.“
    „Sie wird einen Anfall bekommen.“
    Tessa vermutete dasselbe. Auf eine Art hatte Helen schon begriffen, dass die Stapel wegmussten. Vielleicht wünschte sie sich

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