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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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und Polsterstoffen von einem Sessel zu heben, der in der Ecke stand. Sie mussten einige Male gehen, um die Bücher auf die Veranda zu bringen, weil sonst nirgendwo Platz für den Kram war oder er einen der Pfade in die restlichen Räume vollgestellt hätte.
    Nachdem Tessa den letzten Rest nach draußen bugsiert hatte, fand sie Nancy in der Ecke. Sie hatte den Kopf auf die Hände gestützt.
    „Nun gut“, räumte Tessa ein. „Es ist schlimmer, als wir es uns vorgestellt haben.“
    „Ich warte nur darauf, dass mir eine Ratte über die Füße läuft.“
    Zum ersten Mal übertrieb Nancy hier nicht. Das Haus sah wirklich danach aus. Wenn man einen Stapel aus der bisherigen Ordnung brachte, würde man bestimmt ein Dutzend Kakerlaken aufschrecken. Vielleicht hatte Helen auch angefangen, Nagetiere zu sammeln, in der Hoffnung darauf, die Tierchen seien irgendwann zu irgendetwas nütze.
    „Was glaubst du, hatte sie mit den Tapeten- und Bezugsmustern vor?“, fragte Nancy. „Vielleicht wollte sie diese ganzen Stapel übertapezieren, damit wir sie nicht mehr sehen können?“
    „Es klebt ein Etikett darauf. Sie stammen von einem Inneneinrichter aus Strasburg. Ich nehme an, sie sah sie in einem Müllhaufen liegen, als sie in der Stadt war. Sie hat sie mitgenommen.“
    Nancy stöhnte.
    „Du hattest recht.“ Tessa konnte einem anderen Menschen recht geben, wenn es angemessen war, obwohl sie sich dabei seltsam fühlte. „Ich nehme an, ich dachte …“ Sie wusste nicht, wie sie ihre Gedanken ausdrücken sollte.
    „Du dachtest, ich würde hier ein Problem erfinden, weil ich sonst nichts Besseres zu tun habe.“ Nancy sah sie an. „Denkst du, ich wüsste das nicht?“
    „Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um in die Mysterien unserer Beziehung abzutauchen. Ich wollte dir nur sagen, dass es mir leidtut, dass ich das Ausmaß des Problems falsch eingeschätzt habe.“
    „Es ist ernst.“ Nancy deutete mit einer Handbewegung in den Raum. „Ein Streichholz, Tessa, ein Funken würde reichen, um das alles in Flammen zu setzen.“
    „Wenn du das übernehmen möchtest, gehe ich raus und lenke sie ab. Es würde uns eine ganze Menge Zeit sparen.“
    Nancy lächelte, und Tessa wurde es überraschend warm ums Herz. Zwar lächelte Nancy häufig – zu häufig –, aber ihre Mundwinkel blieben dabei normalerweise zu lang oben, als bezwecke sie damit, bemerkt und für ihr lebenslustiges Wesen geliebt zu werden. Dieses Lächeln hier verfolgte keinen Zweck. Es erschien einfach und verschwand ebenso schnell.
    „Können wir heute Nacht im Haus schlafen, oder gefährden wir damit unsere Gesundheit?“
    „Mit der Hitze da draußen müssen wir wahrscheinlich mit spontaner Selbstentflammung rechnen.“ Tessa hielt inne. „Und ob in den Betten Platz für uns ist?“
    „Ich habe sie jahrelang bearbeitet, damit sie eine Klimaanlage einbauen lässt. Ich habe ihr sogar vor einigen Jahren einen Installateur besorgt, der das ganze Haus neu verkabelt hat, aber weiter bin ich nicht gekommen. Sie war wütend.Und die Hitze belastet ihr Herz. Ich verstehe sie nicht. Ich habe doch das Geld. Für mich ist es eine Kleinigkeit.“
    „Für sie aber nicht.“
    „Na, jetzt ist sie oben. Wir sollten entscheiden, was wir tun wollen, solange wir noch die Chance dazu haben.“
    „Oder bevor sie wieder loszieht, um Müll einzusammeln.“ Tessa fuhr mit dem Zeigefinger über eine Pyramide aus Vasen, die aus einem Blumengeschäft zu stammen schienen. „Wann warst du das letzte Mal hier?“
    „Es ist viel zu lange her, wie man sieht.“ Nancy zählte die Jahre an den Fingern ab. „Letzten Sommer? Nein, das kann nicht stimmen. Ich habe sie häufiger gesehen, aber dann haben wir uns immer irgendwo anders getroffen. Wir haben uns beim Gottesdienst gesehen oder im Drugstore. Und immer hat sie hinterher gesagt: ‚Du brauchst nicht mit nach Hause zu kommen, ich muss noch etwas erledigen‘ oder ‚Ich komme schon alleine klar‘.“ Nancy zog die Stirn kraus. „Ich weiß, dass wir hierher zurückgekommen sind, nachdem Kayley gestorben war. Ich …“ Sie sprach nicht weiter.
    Auch Tessa schwieg. Nachdem Kayley starb. Das war vor drei Jahren. Sie nahm an, dass alle ihre Zeit so einteilten. Vor Kayley, nach Kayley. Bevor Kayley starb, war ich glücklich. Danach war ich verzweifelt . Kayleys Todestag markierte den Beginn einer neuen Zeitrechnung.
    An jenem Tag wurde Tessas fünfjährige Tochter von einem Auto erfasst und starb. Der Fahrer des Wagens war

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