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Sommer in Lesmona

Sommer in Lesmona

Titel: Sommer in Lesmona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Magdalene Marga; Pauli Berck
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nun aber
in der Ehe den Wert des Geldes kennenlernen, denn es können auch mal andere
Zeiten kommen, und das Geld ist zwar an sich kein Glück, aber es ist eine
ernste Sache, es zu verdienen, und du mußt noch lernen, was das bedeutet.» Ich
dankte Papa für alles, und plötzlich war er auch sehr bewegt. In dem Moment
dachte ich, wie sich die Szene nun ändern würde, wenn ich jetzt sagen würde:
«Bitte, bitte, laßt mich Percy heiraten — Rudi liebt mich nicht, wie Percy es
tut, und ich werde sicher bei Rudi erfrieren.» Es packte mich ein richtiger
Graus, und ich lief schnell weg. —
    Liebe Bertha, ich schickte Dir gestern
die vier Flanell-Luren für Baby, die ich mit großer Liebe umsäumt habe.
    Ich war gestern lange bei Deiner guten
Mutter, und natürlich sprachen wir nur von Dir und ob Du rechtzeitig mit Baby
fertig bist, um zu meiner Hochzeit zu kommen.
    In Liebe
    Deine Matti
     
    PS.
    Von der Hochzeit erzähle ich Dir bald.
     

     
     
    Bremen, 7. Februar 1896
    Mein lieber Engel!
    Du schreibst, daß Du jetzt alles aus mir
herauspuhlen müßtest, während ich sonst ein so ungeheures Mitteilungsbedürfnis
gehabt hätte. Ja — es ist eben alles anders. Nun willst Du alles von der
Hochzeit wissen. Die Eltern haben nun alles mit Stefeniak, Brokate und Wilhelm
besprochen, und ich will es Dir schreiben, weil Du es willst.
    Der Empfang nach der Kirche ist unten.
Die Herren bekommen dann unten die Führerkarten für ihre Tischdamen, und wir
gehen dann im geschlossenen Zuge bei Musik in die 1. Etage hinauf: Rudi und ich
voran — die vier Brautführerpaare hinterher. Es werden sicher 90 Personen, denn
es sind über 100 eingeladen. Du sollst mit meinem Vetter Rittmeister Struve zu
Tisch gehen, der jetzt in Hannover auf der Reitschule ist. Er hat die
bezaubernde Margot Struve geheiratet (seine und meine Cousine). Du sollst mit
ihm als einziges jüngeres Paar mit im Saal sitzen, und zwar mir vis-à-vis. Im Saal
sollen 45 Gedecke sein und nebenan im großen Salon nochmal 45. Bei geöffneten
Flügeltüren wird es einheitlich und schön aussehen. Die Jugendlichen sollen
nach dem Essen zuerst aufstehen und sich im Kabinett, Blumenzimmer und dem
großen Vorraum verteilen. Inzwischen wird die Tafel im Salon abgedeckt.
Stefaniak sagte, daß das mit der vielen «Mannschaft» nur ¼ Stunde dauern
könnte. Später soll dann getanzt werden. Von meinen Verwandten kommen sehr viele von auswärts. Otti und Ellen Falck heiraten beide in derselben Zeit und
können nicht kommen. Von Rudis Freunden kommen Dr. Fritz Sarre — Berlin, Dr.
Stübel — Dresden, Dr. Alexander Struve. Nun weißt Du doch schon allerlei, und
den Rest erzähle ich Dir, wenn ich bei Euch bin.
    In Liebe
    Deine Matti
     
    Bremen, 8. Februar 1896
    Meine liebe liebe Bertha!
    Es geht auf Mitternacht, und Linsche
weiß nicht, daß ich wieder aus dem Bett gekrochen bin. Ich bin so erfüllt von 2
Abenden, und vom letzten — dem heutigen — will ich Dir zuerst schreiben. Ich
war mit den Eltern im Konzert, und es war so überwältigend! Mit Dir hörte ich
früher schon mal die Mondschein-Sonate, aber da ich nicht so musikalisch bin
wie Du, ging sie nicht gleich so groß und tief in mich ein wie heute. Ich weiß
nicht, ob ich seelenglücklich war oder tief unglücklich. Mit all diesen
Strömen, die mich durchfluteten, konnte ich einfach nicht fertig werden. Daß es
etwas so Herrliches — außer der Gottesnatur und der Liebe — noch gibt auf
dieser Welt wie solche großartige Musik — das war mir eine Offenbarung. So saß
ich hier erst noch lange im Schlafrock im Lehnstuhl am Ofen — und es war so
traulich und warm, und ich fühlte mich so geborgen und versuchte, mich zu
sammeln. Ich sammelte die Erinnerungen an die schönsten Abende im Mondenschein,
die ich erlebte! In Lesmona, in Rom, in Kreuth auf dem Plateau, am Meer und
hier, wenn die Sichel oder der Vollmond hinter der Mühle steht und der silberne
Glanz in den Stadtgraben fällt. Ich bin gar nicht sentimental, nur aufgewühlt,
und ich sagte eben leise das Gedicht her von Goethe: «Füllest wieder Busch und
Tal.» Inzwischen habe ich ziemlich viel gegessen: Äpfel und Chocolade und
Cakes, und ich bin wieder ins Irdische zurückgekehrt und will Dir nun noch von
dem gestrigen Abend bei Rudis Vater erzählen.
    Die Eltern mußten absagen, weil sie
schon woanders zugesagt hatten. Ich mußte nun allein hin. Es war ein sehr
konventionelles Diner mit lauter offiziellen Persönlichkeiten und

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