Sommer in Venedig
Rebecca sich vor. »Mariella ist wundervoll!«
Seine Gesichtszüge entspannten sich. »Sie ist vier Jahre älter als ich und lebt
mit ihrem Mann Sebastiano in unserem Hotel in Rom. Ich war am Boden zerstört,
als sie ihn heiratete und nicht mich.« Er lachte kurz auf.
»Meine Mutter war nie wirklich für mich da. Sie
lebte schon immer nur für ihr Hotel. Mariella war Schwester, Freundin und Mutter
zugleich für mich. Sie ist auch die Einzige, die mein Zeichnen von Anfang an
gelobt und gefördert hat. Was habe ich Sebastiano gehasst am Anfang. Alle möglichen
Boshaftigkeiten habe ich mir einfallen lassen, um ihn meiner Schwester wieder
auszutreiben. Letztendlich heirateten sie aber doch. Das Schlimmste für mich
aber war, dass sie dem Drängen meiner Eltern nachgaben und das Hotel in Rom übernahmen.
Von da an hatte ich niemanden mehr.« Nachdenklich nippte Gregorio an seiner
Weinschorle.
»Aber, aber!«, versuchte Rebecca die Stimmung zu
entspannen. »Du hast einen ganzen Harem an Zimmermädchen um dich, die dich alle
vergöttern.«
»Tun sie das?« Gregorio sah von seinem Glas auf.
»Oder ist es vielleicht doch mehr mein Geld, das
sie interessiert?«
Rebecca musste keine Sekunde überlegen. »Natürlich
nicht! Du bist unglaublich sympathisch, siehst toll aus und kannst malen wie
ein junger Gott«, platzte es aus ihr heraus. »Davvero? Du findest also, ich
sehe gut aus?«
Er schmunzelte und sie wäre am liebsten vor Scham
im Erdboden versunken.
»Ich liebe deine aufrichtige Art«, sagte er. »Ich
wünschte, es gäbe mehr Menschen wie dich. Und ich wünschte, sie würden nicht
immer wieder aus meinem Leben verschwinden«, fügte er mehr zu sich selbst
hinzu. Rebecca aber verstand, was er meinte. Er sprach von seiner Schwester,
die ihn verlassen hatte, um ihr Glück in einer anderen Stadt zu finden. Und
auch Rebecca würde sich früher oder später verabschieden müssen.
»Es gibt Flugzeuge«, versuchte sie ihn
aufzumuntern. »Ich meine, ihr verfügt sogar über ein hauseigenes Exemplar. Das
macht weite Entfernungen zu einem bequemen Katzensprung.«
»Das ist nicht dasselbe«, sagte er und leerte den
Rest seines Glases in einem Zug. »Komm, lass uns aufbrechen, piccolina. Die
Blumen warten auf uns.«
Und Rebecca verstand, dass das Thema für ihn
damit erledigt war.
Kapitel 13
Es war Abend geworden und Rebeccas freie Tage
neigten sich dem Ende zu. Nach dem Abendessen ließ sie den erlebnisreichen Tag
bei einem Glas Wein auf einer Bank im Innenhof ausklingen.
Zusammen hatten sie nach ihrer Mittagsmahlzeit in
der urigen Trattoria unzählige bunte Blumenarrangements auf das Boot geladen
und waren dann zum Hotelanleger zurückgefahren. Kaum hatte Gregorio das Boot
vertäut, standen die Zimmermädchen Schlange, um die Sträuße in Empfang zu
nehmen und im Hotel zu verteilen. Allen voran Emilia, die mit verschränkten
Armen und grimmigem Gesichtsausdruck keinen Zweifel daran ließ, wie sehr sie
Rebeccas Anblick auf dem Boot der Saveras störte.
Rebecca wollte helfen, doch Gregorio hatte darauf
bestanden, dass sie ihren freien Tag noch bis zum Ende auskostete. Und eben das
hatte sie getan: Sie hatte sich ein Stündchen hingelegt, um zu lesen, war dann
aber eingenickt. Danach hatte sie geduscht, sich mit einer duftenden Lotion
eingecremt und ihr Haar ausgebürstet, bis es in seidigen Wellen hinabfiel. Die
hoteleigene Wäscherei hatte ihre frisch gewaschene Kleidung gebracht, sodass
Rebecca nun all ihre luftigen Sommerkleider wieder zur Verfügung standen. Sie wählte
einen schlichten weißen Slip und das türkisblaue Shirtkleid.
Barfuß und mit einem Liebesroman, hatte sie die
letzten Sonnenstrahlen des Tages auf der Bank, die ihrem Zimmer am nächsten
lag, genossen. Kurz hatte sie zu Abend gegessen. Nun saß sie wieder hier und
nippte an ihrem Glas.
Das Gespräch mit Gregorio hatte sie aufgewühlt.
Selbst die einfache Lektüre hatte ihre Gedanken nicht davon abhalten können,
immer wieder zu ihm zu schweifen. Er war so unglaublich attraktiv, dass selbst
der Gedanke an ihn ihr Blut in Wallung brachte. Sein Äußeres allein war jedoch
nicht der Grund. Es waren auch seine lebensfrohe Art, seine fast zärtlichen
Gesten, mit denen er sie immer wieder bedachte, sein aufmerksames Erkennen
ihrer Wünsche. Und letztendlich hatte die Wehmut in seiner Stimme, als er von
seiner Schwester berichtete, Rebeccas Herz endgültig zum Schmelzen gebracht.
Sie trank den letzten Schluck Wein und beschloss,
ins Bett
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