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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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bedeutete. Unter dem Schriftzug war
auch hier das Emblem der Hotelkette angebracht. Da Gregorio der einzige Sohn
war, ging Rebecca zurecht davon aus, dass das Boot ihm gehörte. Gekonnt sprang
Gregorio auf das schaukelnde Motorboot und half ihr, es ihm nachzutun. Er drückte
sie sanft auf den Beifahrersitz aus weißem Leder. Verkrampft klammerte sie sich
an ihrem Rucksack fest, als Gregorio das Boot startklar machte und es geschickt
auf den Kanal hinausmanövrierte. Obgleich es noch früh war, herrschte schon
reger Verkehr auf dem Canale Grande. Fast kam es ihr vor wie eine
Hauptverkehrsstraße, deren Asphalt sich in Wasser verwandelt hatte.
    So unauffällig wie möglich beobachtete sie den
Italiener von der Seite. Das Spiel seiner gebräunten Muskeln unter dem
leichten, aber teuer wirkenden Hemd. Den Wind, der sich in seinen dunklen
Haaren verfing. Er trug jetzt eine dunkle Sonnenbrille, sodass sie seine außergewöhnlichen
Augen nicht sehen konnte,die einfach verboten schön waren. Hochgewachsen und
stolz stand er am Steuer. Rebeccas Magen zog sich wohlig zusammen bei seinem
Anblick. Kurz sah er zu ihr herüber und schenkte ihr sein strahlendes Lächeln.
    »Es ist nicht mehr weit, piccolina. Gleich sind
wir da.«

 
    Der Markt wurde in einer riesigen Halle
abgehalten, in der sich unzählige Stände, überladen mit den buntesten Blüten
und Pflanzen aus aller Herren Ländern, aneinanderreihten. Rebecca gingen die
Augen über von dieser Pracht. Der Duft, den die Blumen verströmten, betörte sie.
    »Na, wenn dies kein Ort zum Verlieben ist!«,
dachte sie und drängte sich unwillkürlich an ihren Begleiter. Der lächelte,
legte den Arm um ihre Taille und zog sie noch dichter zu sich heran. Nun konnte
sie seinen Körper sogar spüren. Rebecca wusste nicht, was atemberaubender war:
das, was sie sah, oder das, was sie spürte. Während Gregorio sich mit den
ersten Händlern austauschte, genoss Rebecca einfach nur den Augenblick. Es war
einer dieser seltenen Momente, in denen einfach alles perfekt war. Momente, in
denen man einfach nur existierte, zufrieden, ohne irgendeinen weiteren Wunsch
zu hegen.

 
    Während die Händler eifrig damit begannen, die
Sträuße, die Gregorio für das Hotel Savera geordert hatte, fertigzustellen, führte
Gregorio sie durch Straßen jenseits der Touristenströme. In einer winzigen
Trattoria machten sie Halt.
    »Hier gibt es den besten Fisch von ganz Venedig«,
erklärte er und setzte sich mit ihr an einen der hinteren Tische. Dort war es
erfrischend kühl und das Licht gedämpft. Ein Kerzenstummel brannte auf einer
Weinflasche. Ihre Knie berührten sich, als er den Kellner wie einen alten
Freund begrüßte. Er orderte den Fisch des Tages, bestellte dazu Salat und eine
Flasche Wein.
    »Gefällt es dir hier?«, fragte Gregorio und
hypnotisierte Rebecca mit seinen Augen, deren Grün im Kerzenlicht flackerte.
Rebecca schluckte hart, als seine Beine sie unter dem Tisch streiften.
    »Es ist wie in einem Märchen«, gestand sie und
ihre Wortwahl kam ihr dabei sehr kitschig vor. Gregorio lächelte. »Du bist
nicht einfach nur eine Touristin oder gar ein Zimmermädchen«, bemerkte er. »Du
liebst wirklich, was du tust. Egal, was es ist. Deine Leidenschaft für die
kleinen Dinge beeindruckt mich sehr.«
    Rebecca spielte mit einer blonden Locke und
wusste nicht, was sie auf dieses Kompliment antworten sollte. Es fühlte sich
gut an. Es fühlte sich ehrlich an.

 
    Wenig später brachte der Kellner das Essen. Es
schmeckte köstlich: italienisch, leicht und sommerlich. Offenbar wusste
Gregorio genau, was gerade das Richtige für sie war. Selbst der Wein - verdünnt
mit prickelndem Wasser - erfrischte und belebte sie. Die Zweifel und Ängste,
mit denen sie sich in seiner Gegenwart herumschlug, fielen allmählich von ihr
ab.
    »Seit wann malst Du?«, fragte sie und schob ihren
leeren Teller beiseite.
    »Oh, ich habe schon als kleiner Junge gemalt.
Ganz zum Ärger meiner Mutter. Am liebsten hätte sie mich schon im
Kindergartenalter mit der Buchhaltung des Hotels vertraut gemacht.« Er lachte
bitter auf.
    »Aber dafür gibt es Buchhalter«, entgegnete
Rebecca. »Eben!« Er nickte. »Und die machen ihre Arbeit gar nicht mal schlecht,
wie ich finde. Nur ist es meine Mutter, die keinem Fremden über den Weg traut.
Am liebsten sähe sie es, dass alle unsere Hotels einzig und allein durch die
Familie geführt würden. Was natürlich gar nicht möglich ist.«
      »Was
ist mit deiner Schwester?«, wagte

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