Sommer in Venedig
stato? Wo
hast du dich wieder herumgetrieben, du Nichtsnutz? Wozu glaubst du wohl, habe
ich dich all die Jahre groß gezogen? Damit du dich bis spät in die Nacht mit
den Dienstmädchen, die ich bezahle, vergnügst?«
Gregorio kochte vor Wut, doch auch Schmerz und
Enttäuschung spürte er. Weder hatte sie ihn groß gezogen - das war die Aufgabe
einer Nanni gewesen -, noch vergnügte er sich mit den Bediensteten. Immer
wieder wurde es ihm angedichtet. Dabei waren sie diejenigen, die sich ihm ständig
an den Hals warfen, versuchten, ihn mit Sex zu manipulieren. Ja, er hatte sich
der einen oder anderen bedient. Er war ein junger Mann und er war ungebunden
gewesen. Aber diesmal war es anders. Es fühlte sich anders an. Und war nicht er
selbst es gewesen, der angefangen hatte, Rebecca den Hof zu machen?
Nur war seine Mutter die Letzte, mit der er über
seine Liebe zu der Deutschen sprechen wollte. Lieber schwieg er auch diesmal
und versuchte, die Beleidigungen an sich abperlen zu lassen.
Irgendwann trat sein müde wirkender Vater aus dem Schlafzimmer und brachte seine Frau mit einer
forschen Geste zum Schweigen. Schnaubend und mit hochrotem Kopf zog sie sich
zurück. Lorenzo Savera sah seinen Sohn an.
»War es ein schöner Tag?«, fragte er.
Gregorio nickte.
»Va bene! Schön!«, sagt der Vater. »Sieh nur zu,
dass du pünktlich ablegst, um neue Blumen zu besorgen.«
Damit drehte auch er sich um und folgte seiner
Frau.
Dank der euphorischen Gefühle, die Gregorio seit
neuestem verspürte, kam er mit wenig Schlaf aus. Nur fünf Stunden nach der
Strafpredigt machte er sich auf zum Blumenmarkt. Er hatte darüber nachgedacht,
Rebecca zu wecken, aber dann doch beschlossen, sie ausschlafen zu lassen und später
auszuführen. Sie hatte wahrlich keinen leichten Job zu erledigen. So war es nur
gerecht, wenn er sie an ihren freien Tagen ausschlafen ließ.
Gegen Mittag war seine Arbeit erledigt. Es hatte
ihm nur halb so viel Freude gemacht wie am Montag zuvor, als Rebecca ihn
begleitet hatte, die Blumen auszuwählen. Extra für sie war ein Strauß mit roten
Rosen dabei. Emilia kochte, als sie sah, wie er den Strauß persönlich an sich
nahm und an ihr vorbei ins Innere des Palazzo ging.
Rebecca saß mit noch feuchten Haaren, nur mit
einem rosafarbenen Pareo bekleidet, auf ihrer Lieblingsbank im Innenhof und war
in ein Buch vertieft. Als sie Gregorio hinter dem Strauß roter Rosen erblickte,
erstrahlte ihr Gesicht. Nicht einmal ein Blinder hätte übersehen, wie verliebt
sie in ihn war. Diese Gewissheit erfüllte Gregorio sowohl mit Stolz als auch
mit Wärme. Ein schönes Gefühl, das er bisher so nicht gekannt hatte. Sicher,
wenn seine Schwester Mariella ihn besuchte, und besonders, wenn ihre Tochter
Stella ihn stürmisch umarmte, dann überkam ihn ein Gefühl warmer Zuneigung.
Aber dieses Gefühl heute war anders: tiefer und anhaltender.
Strahlend nahm Rebecca die herrlich duftenden Blüten
entgegen und vergrub ihre Nase darin.
»Paradiesisch!«, seufzte sie. Dann legte sie den
Strauß vorsichtig auf der Bank ab, schlang ihre Arme um Gregorios Nacken und
zog seinen Kopf so weit zu sich hinab, dass sie endlich seine warmen, weichen
Lippen berühren konnte. Sie fühlte, wie sein Mund sich zu einem Lächeln verzog.
Dann jedoch erwiderte er ihren Kuss und drang vorsichtig mit der Zunge zwischen
ihre Lippen.
»Komm mit bitte!«, sagte sie atemlos. »Ich habe
den ganzen Vormittag davon geträumt, dass du mich liebst.«
Er spürte, wie ihr Herz vor Erwartung raste, fühlte,
wie ihre Knospen sich aufgerichteten und sich durch den dünnen Stoff des Tuches
drückten. Auch sie musste merken, wie er bei ihren Worten augenblicklich hart
wurde. Wild und leidenschaftlich küsste er sie, bis sie kaum noch Luft bekam. »Komm
endlich, sonst lasse ich das Tuch hier im Garten fallen«, drohte sie und er
wurde bei dem Gedanken daran nur noch verrückter nach ihr.
Als es ihm endlich gelang, von Rebeccas köstlichem
Mund abzulassen, griff er nach dem Rosenstrauß und hielt ihn sich vor die
Beule, die sich mehr als deutlich durch seine Hose abzeichnete. Rebecca lachte
erregt auf und leckte sich über die Lippen.
»Geh endlich auf dein Zimmer«, befahl er. Und sie
drehte sich lachend um. Ganz weich schwang sie die Hüften unter dem dünnen Tuch
hin und her, als sie vor ihm zum Zimmer ging. Sie wollte ihn wahnsinnig machen.
So wahnsinnig, wie sie sich auch nach ihm sehnte.
Geistesgegenwärtig warf er die
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