Sommer in Venedig
tatsächlich eins dieser gewaltigen Himmelbetten, wie
man sie sonst höchstens noch aus historischen Hollywood-Streifen kannte. Es
wirkte wie eine einzige Einladung.
Doch als hätte Gregorio ihre Gedanken erraten,
nahm er ihre Hand und führte sie zu einer Wendeltreppe, die vom hinteren Teil
des Wohnzimmers nach oben führte. Neugierig folgte Rebecca ihm. Was sie dann
erblickte, raubte ihr schier den Atem: der Raum war über und über voll mit den
schönsten Zeichnungen aller möglichen historischen Bauwerke Italiens. Ihr blieb
der Mund offen stehen. Als Liebhaberin historischer Gebäude begriff sie spätestens
jetzt, dass sie in Gregorio den perfekten Mann gefunden hatte. Es war
unglaublich, wie sehr sich ihre Interessen ähnelten, wie sehr ihre Körper und
Seelen miteinander harmonierten.
Sie hörte, wie er eine Flasche Wein entkorkte,
zwei Gläser füllte und sie auf einen kleinen Bistrotisch unter dem Fenster
stellte. Sie setzten sich und genossen den Wein, während Rebeccas Blick
abwechselnd über die Zeichnungen, über Gregorios markantes Gesicht und zum
Fenster glitt, durch das man einen einzigartigen Ausblick genießen konnte.
Später hielt Gregorio, was er versprochen hatte:
Er liebte Rebecca zwischen den weichen Kissen des massiven Bettes in jeder nur
erdenklichen Art. Irgendwann war sie tatsächlich so erschöpft und befriedigt,
dass sie einfach einschlief.
Als sie am Morgen erwachte, lag sie noch immer in
Gregorios Armen. Er hatte sie die ganze Nacht gehalten. Nichts wünschte sie
sich mehr, als diesen Moment des vollkommenen Glücks für immer festhalten zu können.
Doch leider waren ihre freien Tage vorbei. Sie
musste sich sputen, um noch halbwegs rechtzeitig ihren Dienst antreten zu können.
Leise, um Gregorio nicht zu wecken, zog sie ihr Kleid über und nahm ihre
Riemchensandalen in die Hand.
Fast hätte sie ihren Rucksack vergessen.
Sie schlüpfte zur Tür hinaus, schlich über den
flauschigen Teppich des großen Flures der Saveras und erreichte schließlich die
Treppe, wo sie nur wenige Wochen zuvor Gregorio zusammen mit Emilia erwischt
hatte. Und genau da stand sie jetzt auch: Emilia!
»Was zum Teufel tust du hier?«, keuchte Rebecca
erschrocken auf. Emilias braune Augen verengten sich zu Schlitzen.
»Was bitte geht es ausgerechnet dich an, was ich
hier tue?«, gab Emilia mit drohendem Unterton zurück.
»Dies ist mein Land und mein Zuhause«, erklärte
sie weiter. »Du bist von irgendwo her gekommen und denkst, du kannst dir
einfach alles nehmen. Ich habe ewig lange daran gearbeitet, dass Gregorio mit
mir ins Bett geht. Ich werde nicht zulassen, dass du hier eindringst und meine
Zukunftspläne durchkreuzt.«
Böse funkelte die Italienerin Rebecca an. »Er gehört
mir! Ist das klar? Vögle ruhig ein wenig mit ihm herum. Doch schon bald bist du
fort und dann wird er zu schätzen wissen, dass ich im Gegensatz zu dir nicht
wieder verschwinde und ihn allein lasse. Ich werde seine Frau. Wir werden
gemeinsam das Hotel führen. Es ist alles schon mit Signora Ilaria abgemacht.«
Sie grinste böse, als sie sah, dass Rebecca sie
wie vom Donner gerührt anstarrte.
Rebecca wollte weiter, doch Emilia war noch nicht
fertig. »Wenn ich Signora Ilaria erzähle, wo du dich heute Nacht herumgetrieben
hast, wird ihr das gar nicht gefallen. Da gehe ich jede Wette ein. Wenn du also
willst, dass dieser One-Night-Stand unter uns bleibt, dann tust du für den Rest
deiner Tage hier, was ich sage. Das Erste, was du zu tun hast, ist, dass du die
Hälfte meiner Etage mitreinigst, damit ich wieder mehr Zeit finde, mich um
Signor Gregorio zu kümmern. Das Zweite, was du ab sofort tun darfst, ist, aufhören
meinem Verlobten den Kopf zu verdrehen.«
Rebecca schluchzte laut auf, hielt sich die Ohren
zu und stürmte an dem Zimmermädchen vorbei.
Sie zitterte am ganzen Körper, als sie in ihrem
Zimmer ankam. Obwohl es auch heute sommerlich warm war, klapperte sie mit den Zähnen.
Erst die glühend heiße Dusche linderte ein wenig das taube Gefühl der Leere in
ihr. Emilia war seine Verlobte. Emilia tat mit ihm die gleichen Dinge, von
denen sie heute Nacht geglaubt hatte, dass sie etwas ganz besonderes seien und
nur ihnen gehöre.
Rebecca zog sich an und ging mechanisch ihrer
Arbeit nach. Irgendwann am späten Vormittag kam Matteo mit einem Becher Latte
macchiato vorbei.
»Ariana schickt mich, nach dir zu sehen«, sagte
er und musterte ihr blasses Gesicht. »Du warst nicht beim Frühstück
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