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Sommer in Venedig

Sommer in Venedig

Titel: Sommer in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joleen Carter
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svegliati! Wach auf meine Süße!«
    Rebecca spürte, wie Gregorio ihr sanft die
blonden Locken aus dem verschwitzten Gesicht strich. Er war die Hitze gewohnt,
aber sie kam eben aus einer kühleren Region.

 
    Rebecca seufzte und reckte sich dann, bevor sie
sich verschlafen aufsetzte. Auch nachdem die ersten Schlucke des Heißgetränkes
sie belebt hatten, glaubte sie noch zu träumen: zwei freie Tage, Italien, die
Sonne und der Mann ihrer Träume, der ihr das Frühstück ans Bett brachte.
    Er trug eine schwarze Jeans und ein ebenfalls
dunkles Shirt. Darunter sah sie seine Muskeln spielen. Sie konnte sich nicht
satt sehen an ihm, während sie in das luftige Croissant biss.
    »Ich lasse dich jetzt allein. Ich werde
inzwischen alles vorbereiten und erwarte dich dann am Anleger, va bene?
Einverstanden?«
    Sie nickte und lächelte ihm mit vollem Mund zu.

 
    Eine halbe Stunde später nahm Gregorio Rebecca
den Rucksack ab und half ihr beim Einsteigen. Sonnencreme, Handy mit Kamera und
eine große Flasche Wasser sowie eine leichte Strickjacke für die Abendstunden.
Das musste genügen. Trotz der relativ frühen Stunde brannte die Sonne schon auf
Rebeccas Beine. Sie hatte nur eine kurze Bermuda und ein bedrucktes Shirt gewählt.
Zum Glück hatte sie sich nach dem Duschen noch dick mit Sonnencreme
eingerieben. Gregorios Haut war das Klima gewohnt. Er konnte jedes Jahr langsam
an Bräune gewinnen und baute so einen natürlichen Schutz gegen die aggressiven
Stahlen auf. Rebecca dagegen war blond. Die Creme würde sie nur eine begrenzte
Zeit lang schützen, zumal das Meer die Sonnenstrahlen reflektierte. Ein
Sonnenschirmchen, so wie Frau es früher bei sich trug, das wäre das Richtige
gewesen.

 
    Fast eine Stunde benötigten sie mit dem kleinen
Boot, bis sie den Anleger der Fischerinsel Burano erreichten. Auf dem Weg
dorthin passierten sie das Kloster und die Kirche San Michele. Fasziniert
schaute Rebecca den alten Mauern nach und versuchte, sich gedanklich in die
damalige Zeit zurückzuversetzen. Wenn sie sich die vorbeifahrenden Motorboote
und auch ihr eigenes wegdachte und nur das alte Gemäuer und das Meer
fokussierte, dann konnte sie es ein kleines bisschen nachempfinden. Diese
Sehnsucht, Vergangenes greifbar zu machen, war immer in ihr. Sie war der Grund
für die Wahl ihres Studiums gewesen. Sie war der Grund, warum Rebecca heute
hier war, hier mit Gregorio. Als hätte das Schicksal schon vor langer Zeit
damit begonnen, die Fäden ihres Lebens zu spinnen, auf dass sie sich eines
Tages mit den Schicksalsfäden dieses wunderbaren Mannes verweben würden. Wieder
sah sie ihm zu, wie er das Boot sicher lenkte, wie sich die Sonne in seinen schwarzen
Haaren brach und wie er lachte, als er bemerkte, wie sie ihn anschmachtete.

 
    Gregorio vertäute das Boot. Dann machten sie sich
auf den Weg, die erste der beiden kleinen Inseln zu erkunden. Sie schlenderten
durch die »Strada San Mauro« und betrachteten die Auslagen mit Buraner Spitze,
die von bunten Markisen überdacht waren.
    »Noch heute stellen die einheimischen Frauen sie
in Handarbeit her«, erklärte ihr Gregorio. »Und das, obwohl die Konkurrenz der
Industrien schon lange übermächtig geworden ist.«
    Sie bogen in eine Seitenstraße ab. Hier gab es,
wie in Venedig selbst, eine kleine Wasserstraße, an deren Ufer vereinzelt
Fischerboote parkten.
    »Die Männer verdingen sich noch heute als
Fischer. Aber auch davon kann man heutzutage nicht mehr leben.« Rebecca
bestaunte die bunt bemalten Häuser, die, in einer langen Reihe
aneinandergeklebt, den Bordstein säumten. »Warum ist jedes Haus in einer
anderen bunten Farbe bemalt?«, fragte Rebecca und sah zu Gregorio auf.
    »Wenn der Nebel über dem Meer lag wie eine dicke
Wolke, dann hofften die Einwohner, man würde die Insel besser sehen und nach
Hause finden können.«

 
    Plötzlich kam der Kirchturm von San Martino in
ihr Sichtfeld. Nur noch verdeckt von einem himmelblauen Häuschen mit grünen
Fensterläden und einem knallroten Dach, ragte der Turm windschief gen Himmel.
Auch hier gaben die Fundamente im weichen Untergrund langsam nach. Irgendwann würde
Venedig im Meer versinken, so prophezeite man. Umso mehr Menschen besuchten die
Lagunenstadt der Liebe. Und davon lebten auch die Einwohner dieser kleinen
Inseln.
    Bald schon hatten sie die Insel umrundet und
kamen wieder beim Anleger an. Sie legten ab und tuckerten weiter zur
nahegelegenen Insel Murano.
    Als sie sich genau zwischen den beiden

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