Sommer-Sahne. Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)
Florian plötzlich den entscheidenden Satz. Wer war Horst Klagmann?
Der fette Mittvierziger mit seinen drei Reisebüchern trat vor.
Florian sträubten sich sämtliche Haare. Er hatte nicht übel Lust, alles hinzuschmeißen und wieder nach Hause zu fliegen. Warum traf es ausgerechnet ihn, dass er sich mit diesem widerlichen Kerl das Zimmer teilen musste?
»Können wir nicht tauschen?«, fragte Klagmann und deutete auf denjenigen Mann, auf den er im Flugzeug eingeredet hatte. »Wir haben uns auf dem Flug schon ein bisschen angefreundet.«
Der Reiseleiter guckte sie missbilligend an. »Sie werfen mein ganzes Konzept durcheinander. Aber gut, wenn Sie möchten …«
»Dann kann ich doch mit Herrn Florian Hester zusammen das Zimmer nehmen«, hörte Florian eine klangvolle Stimme. Er wagte es nicht zu glauben, aber es war wirklich der schöne Münchner, der den Satz gesagt hatte.
»Ihr Name ist …?«, erkundigte sich der Reiseleiter.
»David Koch.«
»Okay … also Herr Hester und Herr Koch in Zimmer 210.« Er gab Florian den Zimmerschlüssel.
Vor Florians Augen schienen bunte Bälle zu tanzen. Gerettet!, dachte er nur.
Davids dunkle Augen sahen ihn an. Er lächelte. Florian versuchte, zurückzulächeln.
Sie gingen nebeneinander zum Lift und fuhren hinauf. David war mindestens einen Kopf größer als er. Florian sog heimlich den Duft seines neuen Zimmernachbarn in die Lungen. Ein leichtes Aftershave, etwas frischer Schweiß.
Florian schloss das Zimmer auf. Es war nicht riesig, aber ausreichend groß für zwei Personen. In der Mitte stand ein gigantisches Doppelbett, überladen mit Rüschendecken und Kissen. Florian spürte Erregung, nur beim Anblick des Bettes.
»Ist das okay, wenn wir ‚du’ sagen?«, fragte David.
»Gern!«, gab Florian zurück. Er machte sich vor Verlegenheit an seinem Koffer zu schaffen.
»Auspacken können wir später«, meinte David. »Wir haben ja heute frei. Komm, lass uns einen Espresso trinken gehen.«
Sie schlenderten durch die Altstadt. Quirliges Leben herrschte in den engen Gassen. Auf dem Domplatz bestaunten sie die weiße und pastellfarbene Marmorfassade des Campanile, des hohen Glockenturms. Dann bummelten sie zum Palazzo Vecchio und bewunderten die berühmte Statue des nackten David von Michelangelo.
»Nur eine Kopie«, bemerkte Florian, »aber trotzdem ganz hübsch. Das Original steht im Museum.«
»Wir werden es schon noch sehen«, sagte David. »Ist schließlich mein Namensvetter!«
Sie lachten. David blickte Florian mit einem etwas frechen Augenaufschlag an. »Gefällt er dir?«
Florian senkte den Blick. Hatte David gemerkt, dass er vor allem den hübschen Marmorschwanz der Statue beguckt hatte? »Ja, sehr!«, sagte er leise.
»Ich hab nicht viel Ahnung von Kunst, ich wollte einfach mal raus aus der Tretmühle. Ich bin Landschaftsarchitekt. Die Gegend hier gefällt mir, die Sonne, die Olivenbäume. – Und warum machst du diese Reise?«, fragte David.
»Ich arbeite über Baugeschichte«, erklärte Florian. »Über die Geschlechtertürme … in San Gimignano, dem Manhattan des Mittelalters.«
»Geschlechtertürme«, wiederholte David. Ein kurzes Aufleuchten huschte über sein Gesicht, dann wurde er wieder ernst. »Wozu waren die da?«
»Es waren Wohntürme. Jedes Adelsgeschlecht baute seinen höher als den vom Nachbarn. Immer höher und höher. Es waren Statussymbole … wahrscheinlich auch Phallussymbole.«
»Aha!« David sagte weiter nichts. Florian fragte sich, ob seine Bemerkung vielleicht zu anzüglich gewesen war. Ob David jetzt doch das Zimmer wechseln würde? Florian bekam einen trockenen Hals vor Angst. »Wie war das mit dem Espresso?«, fragte er.
David deutete auf ein kleines Straßencafé, und sie ließen sich nieder, umgeben von der Geschäftigkeit der wunderschönen Stadt.
Sie sahen sich nicht an, während sie den heißen, kleinen schwarzen Kaffee tranken. Dann gingen sie zurück zum Hotel und packten ihre Koffer aus. Während des Abendessens im Hotel saßen sie am selben Tisch und unterhielten sich über belanglose Dinge. Dann gingen sie hinauf zu ihrem Zimmer.
Sie duschten, getrennt natürlich. David kam aus dem Bad, trug nur ein kleines Handtuch um die Lenden. Nun sah Florian ihn fast nackt. Davids muskulöse Brust war von feinem, gut getrimmten Schwarzhaar bedeckt. Seine Schenkel wirkten ideal geformt, kräftig und fest. Unter dem leichten Handtuch wölbte sich etwas Großes. Florian hatte ein dickes Frottiertuch um seine Hüften
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