Sommer-Sahne. Zwölf schwule Erotikgeschichten. (German Edition)
Motorjaulen auf ihn zu, auf den Bürgersteig. René konnte gerade noch beiseite springen.
»Schwule Arschlöcher wollen wir hier nicht haben in der Stadt!«, grölte Dusty.
Plötzlich kamen zwei weitere junge Motorradfahrer um die Ecke geflitzt und schossen auf René zu – Dustys fiese »Gang«.
»He Dusty!«, krächzte der eine, ein großer, fetter Kerl auf einer uralten BMW. »Brauchst du Hilfe?« Sein Lachen hörte sich an wie das Rasseln von rostigen Konservendosen.
»Es geht los!«, kreischte der dritte Typ. Sie umkreisten René mit ihren Rädern wie hungrige Wölfe ihre Beute. Immer näher fuhren sie heran. René zitterte innerlich vor Angst, aber er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Er roch die Auspuffgase und die Alkoholfahnen der drei Penner. Er wünschte sich, ein Engel würde vom Himmel herabkommen und ihn retten.
Auf einmal blitzte es mehrmals auf. Erschrocken sahen sich alle um.
Ein chromglänzender, weißer Ferrari stand am Bordstein. Weder René noch die Gang hatten in der Aufregung den todschicken Wagen heranrollen sehen. Der Fahrer hatte ein Kamerahandy in der Hand und hatte offenbar mehrere Bilder von Dustys Menschenjagd fotografiert.
Das war nun gar nichts für die Gang. Fotos lieferten Beweise, und die Polizei würde sie garantiert festnehmen, wenn auch nur vorübergehend.
»Ab Jungs, gebt Gas!«, brüllte Dusty, gab seiner Harley die Sporen und schoss mit seinem Motorrad die Straße hinunter. Die beiden anderen Typen rasten hinterher.
René zitterten die Knie. Es gab also wirklich Engel!
Der Ferrari-Fahrer stieg aus und kam auf René zu. Er war groß, sportlich und schlank und trug sein blondes Haar kurz geschnitten. Seine Kleidung – ein legeres Sommerjackett mit offenem Hemd und Designerjeans – wirkte ausgesprochen teuer. Auch er trug eine Sonnenbrille, allerdings eine schmale, sehr schicke. »Ist alles okay?«, fragte der Fremde.
René nickte unsicher. Er sog den Duft nach einem teuren Aftershave sehnsüchtig ein, der wie ein Versprechen, das nie eingelöst werden würde, zu ihm herüberschwebte. Was für ein toller Mann!
»Ich habe alles fotografiert. Wenn du Anzeige erstatten willst …« Der Fremde nahm die Sonnenbrille ab. Nun sah René sein gebräuntes Gesicht richtig. Es war fein geschnitten, fast schön. Die blaugrau schimmernden Augen musterten René genau. Die Lippen wirkten voll und zärtlich. Zärtlich? René begann schon wieder zu träumen, wie immer, wenn er einen gut aussehenden Mann sah.
»Nein, keine Anzeige«, sagte er. »Die Typen kommen ja gleich wieder raus, und dann wird es noch schlimmer.«
Der Fremde schüttelte verwundert den Kopf. »Du kennst sie?«
»Ja, das war Dusty mit seiner Gang. Sie kontrollieren das ganze Viertel.«
»Wo bin ich denn hier hingeraten?«, fragte der Ferrarifahrer mehr sich selbst.
»Das ist die Bronx von Neurieß«, meinte René mit verlegenem Grinsen. »Sind Sie fremd hier?«
»Ja, ich habe in der Nähe eine kleine Ferienhütte an der Ostsee gemietet. Ich wohne sonst in Lübeck.«
»Dann fahren Sie ans Meer?«, seufzte René sehnsüchtig.
Der Ferraribesitzer lachte leise. »Das hatte ich wenigstens vor, bevor mein Benzin fast alle war und ich erst mal eine Tankstelle suchen musste.« Er schien einen Augenblick lang zu überlegen. Schließlich fragte er: »Willst du mitkommen an die Ostsee?«
»Ja!«, entschlüpfte es René, bevor er nachdenken konnte. Die Sehnsucht, die stickige Stadt zu verlassen, war einfach zu groß. Und die Sehnsucht, seinen Rettungsengel so lange wie möglich zu sehen.
Der Fremde streckte ihm die sonnenbraune Hand hin und lächelte. »Okay! Ich heiße Paul. Und du bist …?«
»René.« Er spürte den warmen, herzlichen Händedruck seines Retters. Wie im Traum setzte er sich auf den mit rotem Leder bezogenen Beifahrersitz des Ferraris. Paul stieg ebenfalls ein und startete den Motor. Unter tiefem, leisem Motorbrummen schwebte der edle Wagen davon.
In wenigen Minuten hatten sie Neurieß hinter sich gelassen. Saftig grüne Wiesen säumten die Landstraße. Ab und zu kniff sich René in den Oberschenkel, ob er auch wirklich nicht träumte. Da saß er also plötzlich neben einem fantastischen Mann in einem Luxuswagen und fuhr ans Meer. Genau genommen hatte er das Dusty zu verdanken. Wenn der ihn nicht bedroht hätte …
»Was treibst du so?«, erkundigte sich Paul, während er mit elegantem Schwung einen Laster überholte.
René verschwieg sein Familiendesaster und erzählte nur, dass er
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