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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Ihnen kam einfach die Angst abhanden. So wie ihr jetzt.
    Aber da Balkongitter-Erklettern ziemlich mühsam ist, ging sie ins Zimmer zurück. Dort auf dem Bett unter dem Baldachin lag Michele. Die Knie hatte er angezogen, und seine dunklen Arme umklammerten das große, weiße Kopfkissen. So innig-verzweifelt taten sie das, daß Christa kichern mußte. Sie küßte ihn. Ganz leicht, dreimal. Einmal auf die Stirn und zweimal auf die Augen mit den langen Mädchenwimpern.
    Er merkte überhaupt nichts. Grunzte nicht mal. Schlief, tief und zufrieden.
    Da überwältigte auch Christa erneut die Müdigkeit. Liebe kann manchmal anstrengend sein … Sie kroch wieder unters Leintuch. Nie, sagte sie sich, ehe sie einschlief, nie würde sie sich von hier nach Robin, Wisconsin verschleppen lassen. Niemals!
    Irgendwann mußte Christa niesen.
    Und sogleich ein zweites Mal: Zum Herzerbarmen niesen.
    Sie fuhr aus dem Bett hoch.
    Die Blüte einer roten Nelke war es, die sich an ihrer Nase zu schaffen machte. Das andere Stengelende hielt Michele d'Alessio in der Hand. Ein grinsender Michele in seiner Lieblings Verpackung: Weiße Tennisschuhe, weiße Hosen, weißes Polo-Shirt, weiße Zähne, die auch. Ja, und verliebte, blaugrüne Augen.
    »Aufstehen!« verkündigte er. »Frühstück.«
    »Alles klar«, murmelte Christa. Im Halbdämmern war nämlich noch immer ein Teil von ihr dabei, Hotelquittungen zu sortieren. Im Traum hatte sie das den ganzen Rest der Nacht gemacht.
    Da riß er ihr das Leintuch einfach vom Leib.
    »Spinnst du? – Lüstling, idiotischer! Gib' mir das Ding wieder.«
    Aber sie hüpfte heraus.
    Eine halbe Stunde später saßen sie an einem Tisch im Erdgeschoß und blickten über Kaffee- und Milchkanne, Brötchen und Marmeladegläschen auf all die Boote und Schiffe, die da vorübertuckerten. Die Brötchen brauchte sie nicht einmal selbst zu beschmieren, sogar die Marmelade tat er drauf. Sein Gesicht spiegelte Entschlossenheit.
    »Ich hätte auch gerne noch gepennt. Aber du weißt ja …«
    Sie wußte: Fiorella!
    »Erst geh' ich mal telefonieren.«
    Selbst die Zelle hatte ein schmiedeeisernes Gitter. In diesem Haus schienen sie ganz verrückt zu sein auf Schmiedeeisen. Und so, eingegittert wie im Gefängnis erlebte Christa das sonderbarste Telefonat ihres Lebens.
    »Hallo, hallo!« brüllte es durch den Apparat. »Hier spricht das Hotel ›Villa Caruso‹!«
    Christa hielt den Hörer ein wenig vom Ohr.
    Dies war zweifellos Theos Stimme. Aber schließlich war es neun. Was schrie er um diese Zeit durch die Gegend?
    »Du bist es?!« schrie Theo. »Ich hab' gestern schon auf deinen Anruf gewartet! Warum hast du nicht …«
    »Ja ja«, unterbrach Christa. Schließlich gibt es im Leben wichtigere Dinge, als Standortmeldungen an den Vater durchzugeben. Das brauchte sie ihm nicht unbedingt auf die Nase zu binden. »Die Fiorella haben wir noch nicht erwischt. Wir wollten gerade wieder hin. Und hoffentlich …«
    »Was heißt denn hier hoffentlich?«
    »Wie bitte?«
    »Nix hoffentlich!« schrie Theo. »Die Fiorella brauchen wir gar nicht mehr, Schätzchen. Was sagst du jetzt? Wir sind autonom, Menschenskind! Unabhängig. Keine Fiorella, keine D'Alessios, gar nichts!«
    »Hör mal, hast du vielleicht schon einen gekippt?«
    »Ich?!« Fröhliches, ja, ausgelassenes Lachen: »Ich bin so nüchtern wie … wie, wie ein Hering auf Eis! Aber du kannst dich darauf verlassen, es ist so. Ich hab' bloß jetzt keine Zeit das zu erklären. Also amüsier dich schön dort in Venedig. Ich hab' anderes zu tun. Ich bin gerade dabei, Einstellungsgespräche zu führen.«
    »Einstellungsgespräche?«
    »Jawohl. – Und viel Spaß!« Ein Klacken. Er hatte aufgelegt.
    Hastig, mit zitternden Händen, drückte Christa erneut die Nummern. In ihr war nun eine tiefe Unruhe, und die Tatsache, daß sie nur Carlo erreichte, der ihr erzählte, er könne den ›Patrone‹ unmöglich stören, weil er nämlich gerade mit dem neuen Küchenchef verhandle, steigerte diese Unruhe zur Angst, nein, zur Panik.
    »Was ist denn?« fragte Michele.
    »Nichts.« Sie setzte sich. »Mein Vater.«
    »Und was ist mit ihm?«
    »Übergeschnappt«, sagte Christa.
    Er starrte sie fragend an.
    Christa aber sah hinaus, sah in dieses unglaubliche morgendliche Blau und Gold, in das weiße Möwen ihre Kurven schrieben.
    Zurückfahren? Theo endgültig entmündigen lassen? Sich dem ganzen Wahnsinn erneut entgegenwerfen, den Vorschlägen, Mahnungen, Appellen gehorchen, die die zweite

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