Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
Antwort haben. Er wollte einfach das Klopfen ignorieren.
„Sidney, komm schon. Zeit zum Wechseln.“
„Komm in einer Stunde wieder.“
„In einer Stunde!“ Blanche hämmerte erneut gegen die Tür. „Hör mal, ich schmelze hier draußen. Außerdem habe ich dir schon zwanzig Minuten mehr zugestanden.“
In dem Moment, wo er die Tür aufriss, fühlte Blanche die Wellen der Ungeduld. Weil sie nicht in der Stimmung war, sich damit auseinander zu setzen, hob sie bloß eine Augenbraue und schob sich an ihm vorbei. Wenn er schlecht gelaunt sein wollte, fein. Er sollte nur seine schlechte Laune mit nach draußen nehmen. Lässig stellte sie ihre Kamera und einen Pappbecher mit Limonade und Eis ab.
„Na, wie ist es gelaufen?“
„Ich bin noch nicht fertig.“
Mit einem Schulterzucken begann sie, die Patronen mit unentwickeltem Film aufzureihen, die sie in ihrer Tasche mit sich getragen hatte. „Du hast morgen noch Zeit.“
Er wollte nicht bis morgen warten, nicht einmal eine Minute, wie er jetzt herausfand. „Wenn du mir noch die Zeit zugestehst, die ich brauche, kann ich auf morgen verzichten.“
Blanche begann, Wasser in eine flache Plastikwanne einlaufen zu lassen. „Tut mir Leid, Sidney, aber da draußen ist mir die Puste ausgegangen. Wenn ich jetzt nicht hier drinnen anfange, wäre es das Beste, ich würde ins Hotel zurückgehen und den Rest des Nachmittags verschlafen. Dann würde ich in Rückstand kommen. Was ist denn so wichtig?“
Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Nichts. Ich möchte einfach fertig werden.“
„Und ich muss anfangen“, murmelte sie abweisend, während sie die Temperatur des Wassers überprüfte.
Er sah ihr einen Moment zu, wie sie fachkundig alles aufbaute und die Flaschen mit Chemikalien nach ihren Wünschen ordnete. Kleine Löckchen kräuselten sich feucht von der Schwüle um ihr Gesicht. Noch während sie alles für die Arbeit aufbaute, schlüpfte sie aus ihren Schuhen. Er fühlte eine Woge von Liebe, von Verlangen, von Verwirrung, und er streckte die Hand aus, um ihre Schulter zu berühren. „Blanche …“
„Hmm?“
Er wollte näher treten, hielt sich jedoch zurück. „Wann wirst du fertig sein?“
Ein Hauch von Belustigung und Ärger schwang in ihrer Stimme mit. „Sidney, hörst du endlich auf, mich zu drängen?“
„Ich will dich abholen.“
Sie unterbrach sich und warf einen Blick über ihre Schulter. „Warum?“
„Weil ich nicht will, dass du in der Dunkelheit da draußen allein herumläufst.“
„Um Himmels willen.“ Genervt drehte sie sich ganz um. „Hast du eine Ahnung, wie oft ich allein in New York war? Sehe ich dumm aus?“
„Nein.“
Etwas in der Art, wie er es sagte, ließ sie die Augen zusammenziehen. „Hör mal …“
„Ich will dich abholen“, wiederholte er und berührte diesmal ihre Wange. „Tu mir den Gefallen.“
Sie stieß den Atem aus, versuchte ärgerlich zu sein und hob letztlich ihre Hand zu der seinen. „Acht, halb neun.“
„Okay. Auf dem Rückweg können wir eine Kleinigkeit essen.“
„Das ist etwas, worauf wir uns einigen können.“ Sie lächelte und senkte die Hand, bevor sie dem Wunsch nachgeben konnte, sie um sein Gesicht zu schmiegen. „Und jetzt geh und mach ein paar Fotos, ja? Ich muss mit der Arbeit anfangen.“
Er nahm seine Kameratasche und ging zur Tür. „Nach halb neun bezahlst du das Dinner.“
Blanche schloss die Tür hinter ihm mit einem entschiedenen Klicken.
Blanche verlor nicht die Zeit aus den Augen, während sie arbeitete. Zeit war zu wesentlich. In der Dunkelheit ging ihr die Arbeit gut von der Hand. Dann, in dem roten Licht, behielt sie den Rhythmus bei. Als ein Satz Negative entwickelt und zum Trocknen aufgehängt war, ging sie an den nächsten, danach an den dritten. Als sie zuletzt die Deckenlampe einschalten konnte, drückte sie den Rücken durch, streckte die Schultern und entspannte sich.
Ein flüchtiger Blick zeigte ihr, dass sie den Drink vergessen hatte, den sie sich unterwegs gekauft hatte. Gleichmütig nahm sie einen Schluck von der lauwarmen, abgestandenen Limo.
Die Arbeit befriedigte sie – die Präzision, die dafür erforderlich war. Jetzt schweiften ihre Gedanken bereits zu den Vergrößerungen hin. Erst dann würde sie kreativ voll befriedigt sein. Sie hatte Zeit, stellte sie mit einem raschen Blick auf ihre Uhr fest, und konnte sich eine Weile mit den Negativen beschäftigen, bevor Sidney zurückkam. Dann allerdings würde es ihr so ergehenwie vorhin ihm –
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