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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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vor, wie sie in ihrem kleinen Künstlerhaus auf den Klippen über Hendry’s Beach stand. Er konnte hören, dass im Hintergrund ein Album von Cream lief. Sie machte sich vermutlich gerade einen Kaffee in ihrer französischen Kaffeekanne und sah den Surfern zu, die gerade aufs Meer hinauspaddelten, um die erste Welle des Tages zu reiten.
    „Ich bin auf dem Weg.“ Die für den Flug nach Hause gebuchten Soldaten saßen schon seit Stunden auf dem KAIA. Die Zeit verging mit der Langsamkeit, mit der sich eine Wanderdüne fortbewegt. Ursprünglich hatte ihr Flug um 14.00 Uhr abgehen sollen, aber das war jetzt auf 21.45 Uhr verschoben worden. Sie waren zurück ins Abflugzelt beordert worden, wo sie, wie es Vorschrift war, eingeschlossen wurden.Das hieß, sie saßen jetzt in einem Zelt ohne jegliche Frischluftzufuhr und hatten nichts zu tun, bis es an der Zeit war, an Bord zu gehen. 21.45 Uhr war gekommen und wieder gegangen, ohne dass etwas passiert war. Die Verzögerung überraschte niemanden mehr.
    „Ross?“ Die Stimme seiner Cousine klang drängender. „Wie lange dauert es noch, bis du zu Hause bist?“
    „Ich arbeite dran“, erwiderte er. Im Moment könnte er sich genauso gut auf einem anderen Planeten befinden, so weit weg kam er sich vor. „Was ist mit Granddad los?“
    „Ich kann dir nur sagen, was ich weiß. Er war in der Mayo-Klinik in Behandlung. Ich schätze, dort hat man ihm gesagt …“ Sie hielt inne, und ein Schluchzer fand seinen Weg einmal quer über den Erdball. „Sie haben ihm die schlechten Neuigkeiten mitgeteilt.“
    „Ivy …“
    „Er ist inoperabel. Ich glaube, damit würde nicht mal Mom übertreiben. Er wird sterben, Ross.“
    Die Worte trafen Ross wie ein Schlag in den Magen. Ein paar Sekunden lang konnte er weder atmen noch klar sehen. Das musste ein Fehler sein. Vor einem Monat hatte Ross sein übliches Kommuniqué von seinem Großvater erhalten. George Bellamy hatte eine seltsam altmodische Art zu schreiben. Sogar seine E-Mails fingen mit einer vernünftigen Betreffzeile und einem förmlichen Gruß an. Er hatte die Mayo-Klinik erwähnt – nichts, worüber man sich Sorgen machen müsste. Ross hatte versäumt, zwischen den Zeilen zu lesen. Er hatte den Gedanken nicht zugelassen, auch wenn er sehr wohl wusste, dass man nicht in die Mayo-Klinik ging, um einen eingewachsenen Nagel entfernen zu lassen. Er hatte sich einfach nicht erlaubt, an eine … guter Gott … eine tödliche Diagnose zu denken.
    Granddads Abschiedsworte waren immer die gleichen. Bleib ruhig und mach so weiter.
    Und das war genau das Motto, nach dem George Bellamygelebt hatte. Und offensichtlich hatte er vor, auch so zu sterben.
    „Er hat es schließlich meinem Dad erzählt.“ Ivys Stimme klang immer noch belegt. „Er sagte, dass er keine weitere Behandlung wünscht.“
    „Hat er Angst?“, wollte Ross wissen. „Oder Schmerzen?“
    „Er ist einfach … Granddad. Er hat gesagt, er müsse in irgendeine Kleinstadt in den Catskills fahren, um seinen Bruder zu sehen. Das war das erste Mal, dass ich was von einem Bruder gehört habe. Wusstest du was davon?“
    „Warte mal, was? Granddad hat einen Bruder ?“
    Es knisterte ominös in der Leitung, und er verpasste den ersten Teil ihrer Antwort. „… wie auch immer, als Mom hörte, was er vorhat, ist sie total ausgeflippt.“
    Mit der schlechten Verbindung und den Hintergrundgeräuschen des Flughafens musste Ross sich anstrengen, zu hören, was seine Cousine weiter erzählte. Ihr Großvater hatte alle seine drei Söhne angerufen – Trevor, Gerard und Louis – und sie ganz ruhig über seine Diagnose in Kenntnis gesetzt. Und als ob diese Nachricht nicht schon schlimm genug gewesen wäre, hatte er danach angekündigt, sein Penthouse in Manhattan zu verlassen und sich auf die Reise zu irgendeiner hinterwäldlerischen Stadt zu machen, um seinen Bruder zu besuchen, einen gewissen Charles Bellamy. Genau wie Ivy und Ross hatten die meisten Mitglieder der Familie keine Ahnung, dass er überhaupt einen Bruder hatte. Wie konnte er einen Bruder haben, von dem niemand wusste? Handelte es sich um einen Mann, der in irgendeine Anstalt eingewiesen worden war, wie in Rain Man ? Oder war er ein Produkt von Georges Fantasie?
    „Du sagst mir also, er ist auf dem Weg in Richtung Norden mit einer windigen Frau, die … wer ist sie noch mal?“, fragte Ross.
    „Sie heißt Claire Turner und behauptet, so eine Art Pflegerin oder Krankenschwester zu sein. Meine Mom – und deine sicherlich

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