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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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Das Signal für eine neu angekommene Nachricht blinkte unaufhörlich.
    Sie war mit äußerster Vorsicht aus Ross’ Bett geschlüpft und hatte gebetet, dass es letzte Nacht keine Krise mit George gegeben hatte. Hatte es auch nicht. Die Krise betraf nur sie und sie ganz allein. Die Nachricht war vor vielen Stunden von Mel Reno abgeschickt worden. Sie war so mit Ross beschäftigt gewesen, dass sie es nicht bemerkt hatte. So unvorsichtig zu seinwar sonst gar nicht ihre Art.
    Aber was Ross betraf, war sie ja auch nicht sie selbst. Er hatte sie zu einem völlig neuen Menschen gemacht, hatte das, was sie war, durcheinandergewirbelt und neu zusammengesetzt. Mit Ross wurde sie zu jemandem, den sie kaum wiedererkannte – eine Frau voller Liebe und Freude und Verletzlichkeit, eine Frau, deren Zukunft ganz anders aussah als die trostlose Selbstisolation, die sie für sich immer vorhergesehen hatte.
    Es war alles ein Traum, so zart und fein gesponnen wie Zuckerwatte. Sie hätte es besser wissen müssen. Sie hatte es besser gewusst, aber mit Ross hatte sie etwas so viel Mächtigeres als gesunden Menschenverstand kennengelernt. Doch ein Blick auf die SMS hatte ihr den Irrsinn ihres Tuns vor Augen geführt. Nur dass es sich zu dem Zeitpunkt gar nicht verrückt angefühlt hatte. Es hatte sich genau richtig angefühlt, und Ross zu verlassen, war, als ob sie ein Loch in sich hineinreißen würde.
    Ganz still war sie aus seinem Häuschen geschlichen. Die Sonne ging gerade auf, und eine schimmernde Ruhe lag über dem See, der das reiche rosa- und bernsteinfarbene Licht reflektierte. Die Versuchung, George eine Nachricht zu hinterlassen, war beinahe überwältigend, aber sie musste widerstehen. Auch wenn sie letzte Nacht kurz davor gewesen war, die Regel zu vergessen, hatte die Realität sie mit brutaler Wucht wieder daran erinnert. Der einzige Weg, in Sicherheit zu bleiben und andere davor zu bewahren, verletzt zu werden, war, keine Spur zu hinterlassen; keinen Fußabdruck in dem Leben eines anderen Menschen. Sie hatte versucht, Mel anzurufen. Versucht, ihm eine SMS zu schicken. Doch sie erhielt keine Antwort. Das war noch nie vorgekommen. Er antwortete immer, Tag oder Nacht, egal wie.
    Auch wenn sie absichtlich nicht allzu viel über ihn hatte wissen wollen, hatte sie doch die Telefonnummer seines Vermieters. Der Kerl war angetrunken, aber die Nachrichten, dieer für sie hatte, schockierten sie. Mel war überfallen worden. Er lag auf der Intensivstation des Universitätskrankenhauses. Sofort rief sie dort an und bat um einen Bericht.
    „Sind Sie eine Angehörige?“, wollte die Rezeptionistin wissen.
    „Ich bin …“ Nichts. Sie war nichts für niemanden. „… seine Tochter“, log sie und notierte sich Adresse und Zimmernummer.
    Der Krankenreport sah schlimm aus. Der Täter hatte offenbar angenommen, Mel wäre tot, und als man ihn fand, war sein Zustand äußerst kritisch. Claire hatte nicht den geringsten Zweifel, wer dafür verantwortlich war. Und sie hatte auch keinen Zweifel, was sie nun tun musste. Beinahe hätte sie ihre am Ausgang des Resorts versteckten Sachen vergessen. Beinahe, aber nicht ganz.
    Sie holte sich die Tasche, nahm den Frühzug in die Stadt und mischte sich unter den anonymen Passantenstrom, um mit der U-Bahn von der Grand Central zur Penn Station und von da aus nach Newark zu kommen. Sie ging direkt zum Krankenhaus, doch vor dem Gebäude stockte sie. Er wäre beinahe getötet worden. Wenn sie ihn besuchte, würde sie ihn einem noch größeren Risiko aussetzen. Andererseits war sie eine Krankenschwester. Sie könnte sich ihren Weg zu ihm erschleichen. In ihrer Tasche suchte sie ihr Telefon, konnte es jedoch nicht finden. Sie musste es vergessen oder verloren haben. Unruhig ging sie in der Nähe des runden Krankenhausvorplatzes auf und ab und versuchte sich daran zu erinnern, was sie mit ihrem Telefon gemacht hatte. Sie war noch nie so unvorsichtig gewesen. Sich in Ross zu verlieben hatte sie zu allem Überfluss auch noch dumm gemacht. Sie konnte nicht zurück nach Avalon fahren. Niemals. Sie würde Ross nie wiedersehen, oder überhaupt jemanden von den Bellamys. Sie wäre nicht bei George, wenn es mit ihm zu Ende ging, wäre nicht für Ross da. Es tut mir so leid, dachte sie mit schmerzender Kehle. Es tut mir so leid.
    Sie durfte nicht länger dem hinterhertrauern, was sie verloren hatte. Sie hatte Dinge zu erledigen, Sachen zu arrangieren.
    Auf dem Innenhof des Krankenhausgeländes wimmelte es nur so von

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