Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens
Fußgängern, die durch die sommerliche Hitze schlenderten. Sie vertraute niemandem auf dem Polizeirevier, aber sie konnte das hier auch nicht noch länger aufschieben. Sie musste sich ein neues Telefon kaufen, dazu eine Guthabenkarte, dann ein Internetcafé finden und …
„Du bist ganz schön schwer zu finden“, sagte eine ruhige, männliche Stimme hinter ihr. „Aber ich schätze, das weißt du.“
Sie wirbelte herum, bereit, sich zu verteidigen. Doch dann erkannte sie ihn. „ Ross . Was machst du hier?“, fragte sie und ignorierte den Wunsch, sich ihm in die Arme zu werfen. „Wie hast du mich gefunden?“
Er reichte ihr ihr Handy. „Du hast was vergessen.“
Anhand der letzten Nummer, die sie gewählt hatte, musste er herausgefunden haben, wo sie steckte – beim Krankenhaus. Dumm .
„Und ich bin mit Duke Elder hergeflogen“, erklärte er weiter.
Der Fallschirmflieger.
„Du hättest nicht kommen sollen.“ Noch während sie das sagte, spürte sie, wie sie ins Wanken geriet.
„Es soll ja schon öfter vorgekommen sein, dass ein Mädchen sich heimlich aus dem Bett eines Mannes schleicht“, sagte er. „Aber ich spioniere dir nicht nach. Nach der letzten Nacht dachte ich … Claire, du kannst nicht einfach ohne eine Erklärung verschwinden!“
Sie wankte noch mehr. Er sah so gut aus. Müde und verzweifelt, aber … gut. Es hatte etwas unglaublich Aufregendes, dass ein Mann ihr hinterhergereist war, noch dazu so schnell und entschieden, getrieben von Leidenschaft. Bevor sie jedoch weich werden konnte, fing sie an, sich mit schnellen Schritten von ihm zu entfernen. „Ich glaube nicht, dass du mir nachspionierst. Aber das hier hat nichts mit dir zu tun. Es ist etwas Persönliches.“
„Falsch!“ Er passte sich ihrem Tempo an. „Es hat alles mit mir zu tun. Was ist los?“
Er klang verärgert, verletzt. Dazu hatte er jedes Recht. Und sie hatte allen Grund dazu, sich von ihm fernzuhalten. „Ich kann und will es nicht erklären. Die Situation mit deinem Großvater war für mich einfach nicht richtig.“
„Wie steht es um die Situation mit mir?“, fragte er. „War die für dich richtig?“
Es war das Beste, was mir je passiert ist. Sie wünschte, sie könnte es ihm sagen. Sich zu verlieben war eine Offenbarung gewesen, als wenn man zum ersten Mal im Leben das Meer sah. In einer unglaublichen Nacht hatte sie einen Blick auf ein so umfassendes Glück werfen können, dass es ihr immer noch die Tränen in die Augen trieb. „Letzte Nacht war ein Fehler.“ Die Lügen kratzten wie Schmirgelpapier in ihrem Hals.
„Das glaube ich nicht eine Sekunde lang, und du auch nicht.“
„Du kennst mich nicht“, schlug sie in ihrer Verzweiflung aus. „Du hast keine Ahnung, was ich glaube.“
„Claire, ich brauche ein paar Antworten auf ein paar grundlegende Fragen. Wie zum Beispiel, wer zum Teufel du bist. Ich weiß bereits, dass du dir die Sozialversicherungsnummer eines Kindes angeeignet hast, das vor fünfundzwanzig Jahren gestorben ist.“
„Das ist lächer…“
„Und das ist nur der Anfang. Ich kann tiefer gehen, und das werde ich auch, wenn …“
„Bitte nicht!“ Sie flüsterte die Bitte, und zu ihrem Entsetzen spürte sie, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. „Bitte …“
„Dann sprich mit mir! Ich muss wissen, was hier los ist.“ Sein Lächeln war jetzt ganz sanft, aber auch ein wenig traurig. „Du wärst überrascht, was ich alles über dich weiß. Natalie hat ein wenig über dich recherchiert …“
„Natalie sollte sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern.“
„Ich habe sie darum gebeten. Du bist schon seit so langer Zeit auf dich allein gestellt. Vermutlich glaubst du, dass du dein ganzes Leben allein bestreiten musst. Aber das ist doch verrückt, Claire, wenn wir beide nichts weiter wollen, als zusammen zu sein!“
„Sprich für dich“, erwiderte sie. „Ich bin nicht interessiert.“ Ich darf es nicht sein. Mit einem Mal überfiel sie ein Gefühl der Dringlichkeit. Je länger er in ihrer Nähe war und mit ihr diskutierte, desto mehr setzte er sich der Gefahr aus. „Bitte geh. Es tut mir leid, dass ich dir einen falschen Eindruck vermittelt habe.“
„Du entschuldigst dich?“ Er lachte ungläubig auf.
„Guter Punkt. Ich brauche deine Vergebung nicht.“ Sie sah ihn an. „Adieu, Ross. Es ist besser, wenn sich unsere Wege jetzt trennen.“ Sie fühlte die Blicke der Vorbeigehenden. Genau das, was sie brauchte – noch mehr Aufmerksamkeit. Aus dem
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