Sommerfrost - Die Arena-Thriller
sehen, was passiert. Sollen wir eine Wette abschließen?« Bea blickte herausfordernd in die Runde. »Du spinnst doch! Um so etwas wettet man nicht«, sagte Patrick und streckte sich auf seinem Handtuch aus. »Das wäre geschmacklos.« Oliver gähnte und machte wieder die Augen zu. Bea zuckte mit der rechten Schulter. »Dann eben nicht. War nur so eine Idee. Manchmal seid ihr schrecklich spießig.« Sie zog ihr Handtuch zurecht und legte sich auf den Rücken. Lyra betrachtete die drei, wie sie bewegungslos in der Sonne la gen. Warum war ihr nur auf einmal so flau im Magen? Vielleicht hätte sie doch frühstücken sollen. Oder war es die Hitze? Aber die war sie doch gewöhnt. Was war nur los mit ihr? Pias Ver schwinden beunruhigte sie immer mehr. Seltsam, dabei kannte sie sie doch kaum. Du hast Ferien, sagte sie sich, jetzt entspann dich mal! Lyra streckte sich auf ihrem Handtuch aus. Nach einer Weile richtete sich Bea mit einem Schrei auf. »Mein Gott! Mir fällt da was ein!« »Schon wieder?«, sagte Oliver gelangweilt. Bea ignorierte seine Bemerkung. »Bei uns macht jede Woche so ein Typ mit seinem Moped die Runde. Zuerst hab ich gedacht, das ist ein Witz oder die drehen gerade einen historischen Film. Aber er schleift tatsächlich Scheren und Messer! Ja, so was gibt’s echt noch! Und jetzt kommt das Beste.« Sie hielt die Luft an und blickte triumphierend in die Runde.
»Komm schon, Bea, spann uns nicht auf die Folter!«, drängt e Oliver . »Ich habe Pia ab und zu beobachtet, wie sie mit diesem Sche renschleifer geredet hat. « Lyra merkte, wie ihr trotz der Hitze ein Schauer über den Rü cken lief. Der Scherenschleifer. Der war ihr heute Morgen doc h auch aufgefallen. Warum eigentlich ? Bea blies sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Meint ihr, wir soll ten es der Polizei sagen? « »Du tickst wohl nicht richtig!« Oliver stützte sich auf die Ellbo gen und schüttelte den Kopf. »Nur, weil die miteinander gere det haben? Was hast du denn gegen den Typen? « »Ich?« Bea zeigte auf ihre Brust. »Überhaupt nichts. Aber er ha t etwas... etwas Unheimliches. Und wenn Pia mit ihm was hatte , sollte man ihn vielleicht mal vernehmen. « »So was Blödes«, sagte Patrick . »Wieso?« Bea sah ihn herausfordernd an und schüttelte ih r Haar, wie schon zum millionsten Mal an diesem Tag . »Ach, weil er total harmlos ist«, antwortete Oliver an Patrick s Stelle und strich sich eine lange blonde Strähne aus der Stirn . »Er kifft ab und zu und schiebt sein Moped durch die Gegend . Macht ein paar Euro mit diesem dämlichen Scherenschleifen . Das ist alles. « Patrick nickte. »Du bist ganz einfach hysterisch, Bea! « »Idiot!« Bea wandte sich an Lyra. »Weißt du, die meisten Men schen sehen nicht richtig hin. Wenn man sie fragt, ob jeman d einen Schnurrbart oder eine Brille hat, können sie sich nich t mehr daran erinnern. Jeder behauptet dann etwas anderes . Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, ob Pia etwas mit de m Scherenschleifer hatte, dann werde ich immer sicherer. Ja, d a war etwas Besonderes in ihrem Umgang miteinander. « »Dr. Psycho Bea Hochstätter!«, höhnte Oliver .
Patrick lachte. »Ihr seid blöd.« Bea schüttelte ihre Mähne. »Jungs haben von Psychologie null Ahnung! Stimmt’s Lyra?« Bea sah Lyra Beifall heischend an. »Ist was? Du siehst auf einmal so komisch aus.« Alle sahen sie an. Endlich würdigte auch Oliver sie eines länge ren Blickes. Wieso sah sie komisch aus? Sie konnten doch nicht sehen, dass sie innerlich zitterte und sich zusammenreißen musste, weil ihr übel war. Sie wusste selbst nicht, was plötzlich mit ihr los war. »Was soll denn sein?« Lyra kramte den iPod aus ihrer Tasche, steckte sich die Kopfhörer ins Ohr und legte sich wieder hin. Bestimmt würde es ihr gleich besser gehen. Patrick rüttelte leicht an Lyras Schulter. Er hielt eine Chipstüte in der Hand. Sie wollte nicht mehr an Pia denken. Ganz be stimmt würde sich alles aufklären. Dankbar griff sie in die Tüte und schob sich schnell ein paar Chips in den Mund. Um halb zwei war es am Strand unerträglich heiß geworden. Ih re Freunde gingen dann immer nach Hause, weil ihre Mütter um zwei Uhr das Mittagessen fertig hatten. Alle Mütter – außer Lyras! »Kannst gern mit zu uns kommen.« Patrick klopfte sich den Sand von den Shorts. »Meine Mutter hat Tacos gemacht. Und darin ist sie echt eine Meisterin.« »Danke!«, sagte Lyra. »Aber ich kann nicht. Ich hab Nachhilfe.« Unwillkürlich verzog sie das Gesicht
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