Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss
Quinlan seine Hose ebenfalls ausgezogen und stand in kurzen dunklen Boxershorts vor ihr. Barfuß und fast nackt, das schwarze Haar zerzaust und feucht vom Schweiß, wirkte er aufreizend unzivilisiert. Trotz der Hitze lief Elizabeth ein erregender Schauer über den Rücken, die unmissverständliche Reaktion auf Quinlans überwältigenden Sex-Appeal. Elizabeth wandte eilig den Blick ab. Quinlan sollte nicht in ihrem Gesicht lesen.
Er kam zu ihr, hob sein Hemd auf und half ihr hinein. Dann drehte er sie zu sich um und knöpfte das Hemd zu, als ob er ein kleines Kind anziehen würde. „Du kannst nicht hierbleiben“, sagte er. „Es ist einfach zu heiß.“
„Ich weiß. Ich wollte gerade herauskommen.“
Er begleitete sie zur Tür, wie immer eine Hand auf ihrem Rücken. Elizabeth fragte sich, ob das Ausdruck von Bevormundung war oder Beschützerinstinkt. Wahrscheinlich ist es eine Mischung aus beidem, dachte sie und seufzte.
Quinlan war nicht untätig gewesen, während sie mehr Zeit im Waschraum vertrödelt hatte, als sie eigentlich wollte. Die Polsterkissen waren in Form eines Doppelbettes auf dem Fußboden arrangiert, und zwei Tassen Wasser standen zum Trinken bereit. Für das Wasser war Elizabeth dankbar, aber wenn er glaubte, sie würde sich neben ihn auf die Kissen legen, dann hatte er sich getäuscht. Sie setzte sich in einen Sessel, nahm ihre Tasse und nippte zuerst nur daran, um gleich darauf gierig zu trinken, als sie wieder mal entdeckte, wie gut einfaches klares Wasser quälenden Durst stillte. Es war ein Genuss aus der Kindheit, der in der Erwachsenenwelt durch Kaffee, Tee und Mixgetränke in Vergessenheit geriet.
„Bist du hungrig?“ wollte Quinlan wissen.
„Nein.“ Was für eine absurde Idee! Elizabeths Nerven waren zumZerreißen angespannt. Ich kann erst wieder essen, wenn wir aus dieser Situation heraus sind, dachte sie.
„Ich habe jedenfalls Hunger“, meinte Quinlan ungerührt, packte ein Blaubeertörtchen aus und biss hinein. „Erzähl mir von deiner Ehe.“
Elizabeth versteifte sich und warf ihm einen abweisenden Blick zu. „Es war keine gute Ehe“, antwortete sie knapp. „Und sie geht dich nichts an.“
Er blickte bedeutsam auf den Fußboden, wo sie eben noch miteinander geschlafen hatten. „Da kann man verschiedener Ansicht sein. Aber lass es uns anders versuchen. Ich werde dir von meiner Ehe erzählen, wenn du mir von deiner berichtest. Ohne Ausflüchte. Ich beantworte jede Frage, die du stellst.“
Elizabeth starrte ihn schockiert an. „Deine Ehe?“
Quinlan zuckte mit den Schultern. „Sicher. Schließlich bin ich siebenunddreißig Jahre alt und kein Unschuldsengel. Du kannst nicht erwarten, dass ich ein Eremitendasein geführt habe.“
„Du hast vielleicht Nerven!“, fuhr Elizabeth ihn verärgert an. „Mir wirfst du dauernd vor, dass ich nicht über meine Ehe sprechen will, aber deine eigene erwähnst du jetzt zum ersten Mal.“
Quinlan rieb sich verlegen die Nase. „Das ist mir auch aufgefallen“, gab er zu.
„Dann merk’ dir gleich noch etwas. Die Zeit für herzergreifende Geständnisse ist längst vorbei. Unsere Beziehung ist beendet, es gibt also keinen Grund mehr, irgendetwas zu teilen.“
Quinlan biss erneut genüsslich in das Blaubeertörtchen. „Mach dir nichts vor. Was wir gerade getan haben, funktioniert nicht ohne Beziehung.“
„Das war nur Sex“, sagte Elizabeth abwertend. „Den braucht man von Zeit zu Zeit, und bei mir war es eine Weile her.“
„Ich weiß genau, wie lange.“ Er zog die Augenbrauen unwillig zusammen, offensichtlich missfiel ihm ihre Antwort. „Du bist mit keinem anderen Mann ausgegangen, seit du mir weggelaufen bist.“
„Hast du mich etwa beschatten lassen?“
Das hatte er tatsächlich, aber das wollte er ihr jetzt nicht erzählen. Stattdessen sagte er: „Chickie ist besorgt um dich, weil dein Privatleben – um es in ihre Worte zu fassen – total öde ist, weil einfach nichts Interessantes passiert.“
Elizabeth schnaubte verächtlich, aber sie konnte ihn nicht als Lügner bezichtigen, denn sie hatte genau den Kommentar von Chickie selbst zu hören gekriegt. Trotzdem würde sie Chickie bitten, in Zukunft etwas mehr auf Diskretion zu achten.
„Ich war beschäftigt“, informierte sie ihn und kümmerte sich nicht darum, ob er ihr glaubte oder nicht. Es entsprach der Wahrheit. Sie hatte absichtlich so viel wie möglich gearbeitet, um nicht an ihn denken zu müssen.
„Ich weiß. Du befasst dich mit dem Luxus der
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