Sommergeheimnisse 04 - Kurzschluss
hatten Sex miteinander gehabt, nicht mehr und nicht weniger, ohne Konsequenzen für die Zukunft. Das redete sie sich jedenfalls ein.
Quinlan verzog spöttisch die Mundwinkel, als er aufstand, seine Hose lässig überstreifte und den Reißverschluss mit einem Ruck hochzog. Dann reichte er Elizabeth die Hand und half ihr mühelos hoch. Ihr zerknitterter Rock rutschte wieder in die richtige Position. Er schlüpfte aus seinem Hemd, anschließend bückte er sich, hob ihren Slip auf und gab ihr beides. „Zieh deine Sachen aus und mein Hemd an“, schlug er vor. „Es wird wärmer hier drinnen, und ein weites Hemd ist bestimmt bequemer als ein enges Kostüm.“
Elizabeth drehte sich schweigend um, nahm eine Taschenlampe und ging mit zitternden Beinen in den Waschraum. Ihr ganzer Körper pulsierte von den Nachbeben ihres Liebesspiels. Quinlan hatte ihr nicht wehgetan, aber es war, als ob sie ihn immer noch in sich spüren könnte.
Sie blickte ihr Spiegelbild an, das im fahlen Licht der Taschenlampe ein wenig geisterhaft wirkte. Ihre Augen sahen riesengroß und dunkel aus. Ihr Haar hatte sich gelöst, es fiel zerzaust um ihre Schultern. Sie strich es verwirrt glatt, starrte ihr Spiegelbild weiter an und vergrub dann plötzlich das Gesicht in den Händen.
Peinlich. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen! Warum habe ich so eine Dummheit gemacht?, warf Elizabeth sich vor. Ich bin kaum länger als eine Stunde mit ihm allein und schon schlafen wir miteinander auf dem Fußboden wie die Tiere. Wenn ich ihm wenigstens die Schuldgeben könnte, aber nein, ich habe den entscheidenden Schritt getan, mich ihm aus Angst vor seinen bohrenden Fragen an den Hals geworfen. Nun habe ich genau das bekommen, was ich provoziert habe.
Die widersprüchlichen Gefühle brachten Elizabeth durcheinander. Sie schämte sich und war doch gleichzeitig in gehobener Stimmung. Sie schämte sich, weil sie Sex als Ablenkungsmanöver benutzt hatte … oder schämte sie sich, weil sie eine Ausrede gebraucht hatte, um das zu tun, wonach sie sich seit Monaten verzehrte? Die körperliche Anziehungskraft, die Quinlan auf sie ausübte, war so stark, dass ihm zu widerstehen unnatürlich erschien, ihre Instinkte trieben sie in seine Arme.
Sie fühlte sich innerlich gewärmt und zufrieden und genoss die Nachwirkungen des Liebesspiels. Doch jetzt berührte Quinlan sie nicht mehr, und da kamen die alten Zweifel wieder und zogen sie in zwei Richtungen. Elizabeth hatte ihre Entscheidung gegen eine Beziehung mit Quinlan für einfach und folgerichtig gehalten, obwohl sie ihr nicht leicht gefallen war. Aber nun musste sie erkennen, dass sie sich selbst getäuscht hatte. Weder Quinlans noch ihre Gefühle waren unkompliziert.
Benommen zog sie die zerknitterte Kleidung aus und benutzte ein paar nasse Papierhandtücher, um sich zu waschen. Das war herrlich erfrischend, doch die drückende Schwüle im Waschraum ließ sie gleich darauf wieder schwitzen. Wenn ich es auch unangenehm finde, ich habe keine andere Wahl, als Quinlan wieder gegenüberzutreten, erkannte Elizabeth ironisch. Wenn sie hier bliebe, würde sie einen Hitzschlag erleiden. Was für ein trauriger Tag, an dem eine Frau nicht einmal im Waschraum Zuflucht fand! Aber war das nicht sowieso einerlei? Bisher hatte sie keinen Ort gefunden, an dem sie vor Quinlan wirklich sicher war, zumal ihre eigenen Gefühle sie ständig im Stich ließen.
Elizabeth zog gerade ihren Slip an, als die Tür geöffnet wurde. Quinlan trat ein. Seine hoch gewachsene Gestalt verdeckte das Licht, das vom Foyer hereinfiel, fast ganz, doch gleichzeitig drang kühlere Luft herein. Die zarte Brise umschmeichelte sie und ließ ihre Brustspitzen wieder hart werden. Oder war es die instinktive Reaktion auf die Nähe des Liebhabers? Elizabeth wollte ihr Verhältnis zu Quinlan nicht so primitiv erklären, aber ihr Körper widersetzte sich ihrem Verstand.
Natürlich bemerkte Quinlan die Veränderung. Seine Augen wurdendunkel vor Verlangen, als er ihre Brüste unverhohlen bewunderte. Aber er beherrschte sich und trat keinen Schritt näher, als ob er ihre Verwirrung spürte. „Versteckst du dich?“, fragte er sanft.
„Das ist Verzögerungstaktik“, gab Elizabeth bereitwillig zu. Sie versuchte nicht, sich seinen Blicken zu entziehen. Ein solches Verhalten wäre ihr töricht erschienen, nachdem sie sich eben geliebt hatten. Schließlich sah er sie nicht zum ersten Mal nackt, sie hatten ja schon vorher miteinander geschlafen. Außerdem hatte
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