Sommergeheimnisse (German Edition)
wurde von der Frühlingssonne immer brauner. Ob er wohl schon fertig war mit dem Ausbau der Hütte am Jubilee River?
Seit er nicht mehr da war, war ihr Leben freudlos geworden. Susan fragte sich, wann dieses stumpfe Dasein je ein Ende nehmen würde.
10. KAPITEL
H ätte Susan gewusst, was sie drei Tage später im Büro erwartete, wäre sie gar nicht erst hingegangen. Beryl war bereits da und hatte Kaffee gemacht.
„Guten Morgen, Beryl. Ist Mr. Blackstone schon da?“
„Nein, noch nicht. Möchten Sie einen Kaffee?“
Susan lächelte die junge Frau an. „Gern. Sieht aus, als hätten Sie heute genug zu tun“, meinte sie und nickte zu den Unterlagen, die verstreut auf Beryls Schreibtisch lagen.
„Ja, Mr. Blackstone hat gestern offenbar bis Mitternacht gearbeitet. Er hat mir das alles dagelassen und noch einige Bänder für das Diktiergerät, für die ich wohl das ganze Wochenende brauchen werde.“
„Wirklich? Er ist doch gestern zusammen mit mir gegangen. Ich wusste gar nicht, dass er noch einmal zurückkommen wollte. Gab es denn etwas Dringendes?“
Sie goss sich Kaffee in eine Tasse und ging damit in ihr Büro, wo sie die Vorhänge zurückzog, um die helle Morgensonne hereinzulassen. Es war bereits so schwül, dass Susan sich nach einem Urlaub sehnte, irgendwo am Strand, wo sie nichts Anstrengenderes tun musste, als in der Sonne zu liegen.
Erst nachdem sie ihre Zimmerpflanzen begutachtet hatte, fiel ihr der dicke braune Umschlag auf ihrem Schreibtisch auf, auf dem in Blockbuchstaben ihr Name stand. Stirnrunzelnd öffnete sie das Kuvert, das einen Packen Unterlagen enthielt.
Als sie das obenauf liegende Schreiben las, wurde sie blass. Cord hatte eine weitere Anleihe aufgekauft und forderte sie jetzt ein.
Mein Gott, er würde es wirklich tun. Dagegen kamen sie nicht mehr an. Sie konnten nicht zahlen, und die Schockwelle, die er dadurch auslösen würde, würde alle Firmen der Gesellschaft und die betreffenden Banken erschüttern. Ihre Kreditwürdigkeit wäre ruiniert. Bezahlen und gleichzeitig weiterbestehen, war unmöglich.
Wo war Preston? Sie wollte von ihm hören, dass er ein Wunder bewirken könne und das benötigte Geld doch irgendwo auftreiben würde.
Er selbst hatte ihr den Umschlag hingelegt. Unter den Papieren fand Susan einen Brief von ihm in zittriger Handschrift. Nachdem sie ihn gelesenhatte, ließ sie ihn auf den Boden fallen. Tränen brannten ihr in den Augen.
Wenn es Cord nur darum ging, Preston zu schlagen, hatte er gewonnen. Preston hatte die Stadt verlassen. Sein Brief klang niedergeschlagen und verzweifelt: Er kam nicht mehr gegen Cord an. Durch seinen Rück-zug hoffte er nun, dass Cord vielleicht von seinen Racheplänen abließ.
Cord hatte ihm den Bescheid durch einen persönlichen Boten nach Hause liefern lassen, was Susan besonders grausam vorkam, weil es so berechnend war. Daraufhin war Preston wieder ins Büro gefahren, hatte erledigt, was zu erledigen war, den Brief an Susan geschrieben und war dann verschwunden.
Sie konnte ihm keine Vorwürfe machen, denn es war sein letzter Versuch, die Gesellschaft zu retten. Er hoffte, dass Cord seine Forderung zurückziehen würde, wenn nur noch Susan die Gesellschaft leitete. Denn sonst würde Cord die Frau angreifen müssen, an der er bisher sehr interessiert gewesen war.
Als ob ihn das aufhalten könnte, dachte Susan verzweifelt. Dann straffte sie sich. Niemals würde sie zu ihm laufen und um Gnade betteln! Um Prestons willen hatte sie Cord schon einmal um etwas gebeten, und er hatte ihr die kalte Schulter gezeigt.
Zorn ergriff sie. So schnell würde sie nicht aufgeben, und wenn sie bis zum letzten Cent kämpfen musste. Entschlossen griff sie zum Telefon und wählte Imogenes Nummer.
„Imogene, weißt du, wo Preston ist?“, fragte sie, ohne Zeit mit höf-lichen Begrüßungsfloskeln zu verschwenden.
„Nein. Er sagte nur, er geht weg.“ Imogene hörte sich gepresst an, als hätte sie geweint.
„Weißt du, warum er gegangen ist?“
„Ja. Ich habe versucht, ihn davon abzubringen, aber er wollte nicht auf mich hören“, seufzte sie. „Er glaubt, dass er Cord nur so stoppen kann. Was … was willst du tun? Willst du dich mit Cord treffen?“
„Nein!“, erwiderte Susan heftig. Sie atmete tief ein, um ruhig zu bleiben. „Ich werde überhaupt nicht mit ihm sprechen. Ich werde mit allen Mitteln kämpfen, die mir zur Verfügung stehen, aber ich brauche deine Hilfe.“
„Meine Hilfe?“, wiederholte Imogene resigniert. „Was
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