Sommerglück
Lippen, aber sie lächelte. Dann nickte sie, Danny hielt den Bug im Sand fest und half den Mädchen beim Einsteigen.
Bay beobachtete Annie; es gehörte Mut dazu, die wundersamen Gaben des Lebens anzunehmen – ein neues Boot, das man geschenkt bekam, die Chance, mit Freunden auf dem Wasser zu sein und die Angst zu vergessen, die so bedrückend gewesen war, den Kuss der Sonne, das Wissen, dass niemand, nicht einmal der eigene Vater, perfekt war, und die Erkenntnis, dass die Liebe das A und O im Leben war, jedem Augenblick innewohnte.
Und so trat Bay einen Schritt vor, in das klare Wasser der seichten kleinen Bucht, und half Dan, das Boot behutsam anzuschieben. Es schaukelte auf den Wellen wie ein Holzscheit in der Strömung, verharrte noch einen Moment auf dem Fleck, bis Annie die Ruder in die Riemendollen schob.
Sie tauchte zuerst das eine, dann das andere Ruderblatt ins Wasser. Die Dory schwenkte vor und zurück, was beide Mädchen zum Lachen brachte, während Tara und Joe sie von der Veranda aus anspornten und Peggy und Billy ihre große Schwester verspotteten. Bay nahm Dans Hand; es war ihr egal, ob die Kinder es sahen.
Plötzlich hatte Annie den Bogen raus, tauchte beide Ruderblätter gleichzeitig ein, zog die Riemen an die Brust … Das Boot begann, sich geradeaus zu bewegen, das Wasser hinter ihnen kräuselte sich, bildete ein V. Bay sah, dass Dan den Namen des Bootes auf das Heckwerk gemalt hatte – denselben Namen, den Annie ihrem Modellschiff gegeben hatte, um ihren Vater daran zu erinnern, zu wem er nach Hause rudern solle:
ANNIE
»Ich weiß, wie’s geht! Ich hab’s geschafft«, rief sie.
»Das hast du, Annie!«, rief Bay. »Das hast du.«
»Faugh a ballagh!«,
ließ Tara den Schlachtruf der irischen Schwestern von der Veranda erschallen:
Aus dem Weg
…
Dan drückte Bays Hand, und abermals musste sie ihre ganze Kraft aufbieten, um zu verhindern, dass sie die Worte laut aussprach: Ich liebe dich. Sie lagen in der Luft. Federleicht wie die Quittenblüten an einem Ast, wie die Trichterwinden an einer Weinranke, nur darauf wartend, für einen herrlichen Strauß gepflückt zu werden.
Doch Bay McCabe war Gärtnerin und Mutter und eine Frau, die liebte, und in diesem Jahr hatte sie gelernt, dass alles seine Zeit hatte. Viel Zeit.
Der ganze Sommer lag noch vor ihnen, und genau wie der Sommer damals, vor vielen Jahren, würde er vollkommen sein.
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Über Luanne Rice
Luanne Rice hat in den USA zahlreiche Romane veröffentlicht und gilt dort als Bestsellerautorin. In Deutschland erschienen von ihr unter anderen »Wo das Meer den Himmel umarmt«, »Wo Träume im Wind verwehen«, »Wolken über dem Meer« und »Wenn du mir vertraust«. Sie stammt aus Connecticut und lebt heute mit ihrem Mann in New York City.
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Über dieses Buch
Bay McCabe kann sich glücklich schätzen: Mit Sean führt sie eine harmonische und vertrauensvolle Ehe, und ihre beiden Kinder liebt sie abgöttisch. Aber dann passiert das Unfassbare: Eines Tages kehrt Sean nicht nach Hause zurück. Kurz darauf wird er tot aufgefunden. Doch Bay muss nicht nur mit dem Verlust des geliebten Ehemannes fertig werden: Offenbar hat Sean ein Doppelleben geführt. Ihre heile Welt droht zu zerbrechen …
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Impressum
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2003
unter dem Titel »The Perfect Summer« bei Bantam Books, New York.
eBook-Ausgabe 2011
Knaur eBook
© 2003 Luanne Rice
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2005 Knaur Taschenbuch
Ein Unternehmen der Droemerschen Verlagsanstalt
Th. Knaur Nachf. GmbH & Co. KG, München
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Redaktion: Sandra Witte
Covergestaltung: ZERO Werbeagentur, München
Coverabbildung: Bilderberg, Hamburg
ISBN 978-3-426-41447-7
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