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Sommerglück

Sommerglück

Titel: Sommerglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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mit zitternder Stimme gelobt.
    »Das hast du schon öfter versprochen«, hatte sie gesagt, aber irgendetwas an seinem Tonfall hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt, und sie hatte ihn eindringlich gemustert.
    »Dieses Mal ist es anders.«
    »In welcher Hinsicht?«
    Er schwieg, schüttelte den Kopf. »Ich habe eine Menge Fehler gemacht. Riesige Fehler. Wenn ich in den Spiegel schaue, habe ich manchmal das Gefühl, einen Fremden vor mir zu sehen.«
    »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen.« Tränen waren ihr über das Gesicht gelaufen, er hatte sie zutiefst verletzt. »Und dann frage ich mich, was aus dem Mann geworden ist, den ich geheiratet habe.«
    »Ich schwöre dir, alles wird gut. Du wirst sehen –«
    Nun bemühte sich Bay, kein Misstrauen aufkommen zu las-sen, aber die zahlreichen Lügen, die Sean ihr im Laufe der Zeit aufgetischt hatte, hatten sie verändert. Von Vertrauen konnte keine Rede mehr sein, und sie stellte sich unwillkürlich das Schlimmste vor. Wo mochte er stecken? Manchmal schaltete er sein Handy aus, steckte es in die Tasche und fuhr zu seinem Boot.
    Aber normalerweise nicht an Abenden, an denen er versprochen hatte, mit seinen Kindern Minigolf zu spielen.
    Und niemals, nicht einmal auf der Höhe seiner Affären, hatte er ein Kind versetzt, wenn er versprochen hatte, es abzuholen.
    Bay ging hinaus in den Garten. Normalerweise beruhigte sie der Anblick der Verbenen und der Gartenmelisse, die in der sanften Meeresbrise schaukelten, das Summen der Bienen in den Rosen und Geißblattblüten. Obwohl ihr Atem ruhig ging, war ihre Brust wie zugeschnürt, als hätte jemand ein schweres Gewicht darauf abgeladen. Sie blickte zur Auffahrt, wünschte sich, sie könnte Seans Jeep durch reine Willenskraft herbeizaubern. Der Himmel war immer noch strahlend blau; morgen würde der längste Tag des Jahres sein, der Tag, an dem er ihr einen Heiratsantrag gemacht hatte.
    Als Heranwachsender war Sean kaum zu bändigen gewesen. Er war der Einzige im gemeinsamen Freundeskreis, der durch den Sund bis nach Long Island zu schwimmen versuchte, der Krebse mit bloßen Händen fing, sich von der Eisenbahnbrücke mit einem Kopfsprung ins Wasser stürzte und beim Basketball fünf Körbe nacheinander warf. Mit seinen strohblonden Haaren und den hellgrünen Augen schien er ständig unter Strom zu stehen.
    Er hatte immer nebenher gearbeitet und mehr Geld verdient als seine Altersgenossen. Von seinen Einnahmen als Hilfskellner hatte er sich ein Boot, einen Boston Whaler, gekauft – er wusste genau, wem er Honig ums Maul schmieren musste, und hatte an einem einzigen Abend, nur weil er das Wasserglas einer reichen älteren Dame zehn Mal nachfüllte, ein Trinkgeld von fünfundsiebzig Dollar eingeheimst. Ein stadtbekannter, gut betuchter Trunkenbold hatte ihm von Zeit zu Zeit einen Hundert-Dollar-Schein zugesteckt, mit den Worten: »Fürs College.«
    Das College wollte er besuchen, aber zuerst brauchte er ein Boot. Mit Besichtigungstouren nach dem Motto »Black Hall vom Meer aus« ließ sich viel Geld verdienen. Zwanzig Dollar pro Person. Er hatte Bay unter dem Siegel der Verschwiegenheit anvertraut, dass vor allem Frauen, die sich während der Woche von ihren arbeitenden Ehemännern vernachlässigt fühlten, seine Dienste in Anspruch nahmen. Er behauptete, die Sache sei ganz harmlos, aber er wusste, wenn er mehr Geld brauchte, war das kein Problem: Es wurde ihm
angeboten
, ohne dass jemand ein Wort darüber verlor.
    Bay hatte diesen Aspekt der Geschichte gehasst und ihr Bestes getan, um ihre wahren Gefühle umgehend zu unterdrücken: Es war nicht seine Schuld, sondern die der Frauen. Er war zu jung für sie. Er war unwiderstehlich – umwerfend, spritzig, ein Schmeichler und Draufgänger, der zu jeder Schandtat bereit war. Ein Bündel Dynamit mit strohblondem Haar.
    Seine Energie und sein Feuer hatte sie angezogen, wie alle Mädchen. In Hubbard’s Point wünschte sich jede nichts sehnlicher, als einmal mit ihm auszugehen; sogar Mädchen aus Black Hall pilgerten zum Strand, um zu sehen, wo seine Familie und er den Sommer verbrachten – in einem grauen Cottage unweit der Stelle, an der die Eisenbahnschienen eine Biege machten. Hübsche Blondinen im Bikini, alles andere als schüchtern – die beliebtesten Mädchen, die Cheerleaderinnen, die Klassenschönheiten.
    Doch er hatte nur Augen für Bay gehabt.
    Bis heute konnte sie es sich nicht erklären, warum sie die Auserwählte gewesen war. Am Strand hatte er sein Handtuch immer

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