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Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade

Titel: Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melissa Marr
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anderen?«
    »Ihres«, antwortete Keenan, ohne zu zögern.
    Der Dunkle Mann fuhr mit dem Arm durch die Luft, und neben ihm erschien ein steinerner, mit dicken Fellen bedeckter Altar. »Dein unsterbliches Leben für ihres?«
    »Nimm es; nimm, was immer du brauchst.« Keenan betrachtete den Altar.
    Far Dorcha zeigte auf das fellbedeckte Ding. »Ich will ihr nichts tun.«
    Keenan legte Donia vorsichtig auf dem Altar ab. »Was brauchst du?«
    »Gibst du bereitwillig deinen Winter und dein unsterbliches Leben für ihres?«, fragte Far Dorcha. »Wenn du Ja sagst …«
    »Ja.«
    »Vielleicht wartest du noch ab, bis ich die Bedingungen genannt habe?«
    Keenan schüttelte den Kopf. »Die sind mir egal.«
    Der Dunkle Mann zuckte mit den Schultern, und in weniger als einer Sekunde brach Keenan auf dem Boden zusammen. Es fühlte sich an, als würden all seine Innereien herausgerissen. Während er einen Schmerzensschrei unterdrückte, entwich seinem Mund ein eisiger Luftstrom, der sich bis zu Donia erstreckte.
    »Du hättest dir die Bedingungen ruhig anhören können«, murmelte Far Dorcha und stieß Keenan mit seinem Stiefel an. »Schrei.«
    Also schrie Keenan. Er entfesselte die Schmerzenslaute in sich, und die frostige Luft, die von ihm zu Donia strömte, wurde mit jedem Atemzug dicker. Während der Winter, mit dem er geboren worden war, seinem Körper gewaltsam entrissen wurde, hielt er Einzug in Donias.
    Er sah, wie er sie heilte, ihre Wunden zusammenwachsen ließ und sie wieder ganz machte. Er sah, wie sie sich aufsetzte, immer noch blutverschmiert, aber unverletzt. Das Entsetzen auf ihrem Gesicht, als sie ihn schreiend auf dem Boden liegen sah, war eigentlich zu viel für ihn; er hätte seine Augen jetzt gern zufallen lassen, doch falls das das Ende war, wollte er sie so lange ansehen, wie er konnte.
    Verzweifelt versuchte sie, vom Altar zu steigen, doch es gelang ihr nicht. Ihre Lippen formten ein Wort, das er nicht hören konnte, doch er wusste, dass sie seinen Namen rief. Zornig wandte sie sich an Far Dorcha und sagte etwas Unschönes zu ihm.
    Keenan hörte nichts davon. Er spürte, wie sich eine Schwere auf ihn herabsenkte, ein Gewicht, das anders war als alles, was er je gekannt hatte, und er konnte den Mund nicht mehr öffnen, um weitere Laute entweichen zu lassen. Seine Augen schlossen sich langsam, aber er sah noch, wie sie vom Altar sprang.
    Und dann verschwand sie. Alle auf der Straße verschwanden, bis er plötzlich allein war.
    So fühlt es sich also an, wenn man stirbt.
    Es war nicht so schlimm, wie er erwartet hatte. Der ehemalige Sommerkönig schloss die Augen und blieb auf der Straße liegen.

Neununddreißig
    Die Schattenwand vor ihm wurde weggerissen, und einen Augenblick lang sah Seth die Trümmer auf dem Schlachtfeld. Dann wurde es gleißend hell im Raum. Es war das Glühen einer Elfe, die ohne Wachen und ohne Soldaten durch die letzten Kampfherde schritt, mit nichts als Sonnenlicht zu ihrem Schutz. Ash. Seth sah seine Retterin zu dem Käfig emporlaufen, der jetzt gut zwölf Meter über dem Boden hing.
    Ashlyn griff mit beiden Händen nach den Gitterstäben. Das Metall glühte so hell auf wie zuvor der Schürhaken und brach schließlich entzwei. Sie bog zwei Stäbe zu sich hin.
    Auf dem Boden unter ihr versuchten Bananachs Elfen den Wachen des Sommerhofs und den Elfen vom Hof der Finsternis zu entkommen. Ein Dunkelelf attackierte einen von Bananachs Ly Ergs mit einem Morgenstern. Eine Spitze der Waffe bohrte sich in den Söldnerelfen und er schrie. Sein Faden flackerte und verlosch. Seth wurde ganz übel angesichts der vielen Verluste, die inzwischen zu verzeichnen waren. So viele Leben fanden ein Ende auf Grund von Lügen und Intrigen; die machthungrige Bananach hatte sowohl ihre Gefolgsleute als auch ihre Gegner ins Unheil gestürzt. Überflüssige Tode. Krieg war immer verabscheuungswürdig, aber Krieg, der keinen anderen Grund als Gier hatte, war unverzeihlich.
    Seth wollte nicht, dass Ashlyn den Schrecken in seinen Augen sah. Er kannte keine Worte, die hätten ausdrücken können, was er mit angesehen hatte, wie hilflos er gewesen war. Welche Angst er um sie gehabt hatte. Jetzt war sie da, lebendig, und anscheinend dabei, ihn zu retten. Mit Blut auf ihrer Jeans.
    Die Sommerkönigin streckte ihm schweigend ihre Hände entgegen, und Seth machte einen Schritt ins Nichts. Er vertraute darauf, dass sie wusste, was sie tat. Nach seinem bisherigen Wissensstand konnte seine Freundin nicht durch die Luft

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