Sommerlicht Bd. 5 Aus dunkler Gnade
schützen, aber es hatte nicht gereicht.
Jetzt haben wir endlich eine Chance, zusammen zu sein, und sie wird uns genommen. Das ist nicht fair. Sie sah auf den reglosen Körper herab. Vielleicht waren wir nie dazu bestimmt, die Ewigkeit miteinander zu teilen. Sie war bereits seit über einer Stunde sorgenvoll auf und ab gelaufen. Nun weinte sie, streichelte sein Gesicht und sprach mit ihm, immer abwechselnd.
»Du bist ein Dummkopf«, flüsterte sie durch ihre Tränen.
Schließlich öffnete er die Augen und schaute sie an. Mittlerweile war sie dazu übergegangen, ihm übers Haar zu streichen und gleichzeitig zu weinen. Sie saß neben ihm auf der Bettkante und gab sich alle Mühe, ihn weder anzustoßen noch ihre kalten Tränen auf seinen nackten Oberkörper oder seine Arme tropfen zu lassen.
Einen Augenblick lang zwinkerte er mit den Augen. Dann fragte er: »Bist du auch tot?«
»Nein.« Sie beugte sich so vorsichtig wie möglich über ihn und streifte seine Lippen mit ihren. Wie konnte ich das nur tun? Sie richtete sich auf und untersuchte seine Lippen auf Erfrierungen.
»Don?« Keenan runzelte die Stirn. »Ich verstehe das nicht.«
Er ist hier. Das ist das Wichtigste.
»Du bist am Leben.«
»Und du auch.« Keenan versuchte sich aufzusetzen. Er runzelte erneut die Stirn. »Dass ich meinen Winter aufgegeben habe, macht mich anscheinend schwächer, als ich dachte. Ich fühle mich … falsch.«
Donia konnte einen Schluchzer nicht zurückhalten.
»Don?« Er versuchte sie an sich zu ziehen, doch sie sträubte sich.
Gegen ihren Willen rannen eisige Tränen ihre Wangen herab und tropften auf die Laken. »Es tut mir so leid.«
»Was denn?«, fragte er. Seine Stimme war fast die gleiche, aber sie klang doch so anders, dass jedes Wort, das er sprach, Donia an seinen veränderten Zustand erinnerte.
»Dass du verletzt worden bist. Das hier.« Sie zeigte auf ihn im Bett.
Er nahm ihre Hand in seine. »Ich bin am Leben … mit dir … in deinem Bett. Was muss dir da leidtun?«
»Du bist sterblich«, brach es aus ihr heraus. Langsam, Don. Sie öffnete den Mund, um weiterzusprechen, doch er lachte.
Sie hatte sich alle möglichen Reaktionen ausgemalt, während er bewusstlos in ihrem Bett gelegen hatte, aber mit Gelächter hatte sie nicht gerechnet. Er hielt ihre Hand und lachte weiter, bis sie schon anfangen wollte, sich Sorgen zu machen. Dann schüttelte er den Kopf. »Das ist doch mal was ganz Neues.«
»Du verstehst nicht …«
»Don?« Keenan zog sie an sich, und sie überließ sich seiner Umarmung.
Vorsicht; keine Kälte, kein Eis.
»Ich bin hier bei dir. Alles andere ist mir egal.« Keenan starrte sie mit so etwas wie Ehrfurcht in seinen sterblichen blauen Augen an. »Du bist am Leben und ich bin hier bei dir.«
»Aber …«
»Ich liebe dich, und ich bin hier bei dir.« Er strich mit der Hand über ihre Wange. »Alles andere ist unwichtig.«
»Du wirst sterben «, protestierte sie.
»Aber nicht heute.« Er küsste sie genauso ausgiebig wie früher, als er noch ein Elf gewesen war. Er schlang seine Arme um sie und zog sie neben sich ins Bett.
Sie war vorsichtig, aus Angst, ihn zu verletzen, doch er zögerte nicht. Seine Hand nestelte an den Knöpfen ihrer Bluse. Sein Geschick beim Ausziehen von Kleidungsstücken beeinträchtigte die Sterblichkeit jedenfalls nicht.
Er lehnte sich zurück, um ihr die Bluse über die Arme zu ziehen, und schenkte ihr dabei dasselbe verruchte und liebenswerte Lächeln, das ihr vor Jahren den Atem geraubt hatte.
»Weißt du«, meinte er, »nach all den Jahrhunderten fallen mir nicht mehr besonders viele Dinge ein, die ich noch ausprobieren will.«
»Aha?« Vorsichtig ließ sie ihre Hände über seine Brust gleiten.
»Mm-hmmm.« Mit den Fingerspitzen fuhr er an ihrem Schlüsselbein und Arm entlang, während er mit der anderen Hand den Reißverschluss ihres Rocks öffnete.
Sie hob ihre Hüften an, damit er ihr den Rock abstreifen konnte.
»Woran hast du …«, begann sie, verstummte jedoch, als er ihre Hüfte küsste.
Ein paar Augenblicke später flüsterte er: »Weißt du, was ich noch nie gemacht habe?«
Wie sie geistesabwesend bemerkte, hatte er sie mit einer Hand abgelenkt, während er mit der anderen Hand aus der Pyjamahose geschlüpft war, die sie ihm angezogen hatte. Mit einiger Anstrengung zwang sie sich, die Augen offen zu halten und seinem Blick zu begegnen. »Nein, was?«
»Sex als Sterblicher.« Er hauchte die Worte an ihren Bauch. Zwischen Küssen und
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