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Sommermaerchen

Sommermaerchen

Titel: Sommermaerchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Elliott , SARAH MALLORY
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mühelos den Raum. Es lag so viel Sehnsucht in ihrer Stimme, so viel Trauer in ihren blauen Augen, dass Jack sie fast für ehrlich gehalten hätte. Als die letzten Töne erstarben, musste er vor Rührung schlucken. Einen Moment lang herrschte völlige Stille, dann brach lauter Applaus aus. Eloise nahm das Lob errötend entgegen. Verstimmt runzelte Jack die Stirn, als Sir Ronald sich anmaßte, ihre Hand zu nehmen und zu küssen. Teufel, sie hatte alle verzaubert!
    Gleich darauf waren Renwicks junge Nichten an der Reihe. Während sie einige lustige Volksballaden zum Besten gaben, trat Eloise etwas in den Hintergrund. Jack erkannte ihre Absicht, sich davonzuschleichen, und stellte sich ihr in den Weg.
    „Sie setzen sich also gleich mit der Gräfin, der von ihrem Gatten so viel Unrecht zuteil wurde, Mylady.“ Er sprach ungewollt schroff, und als sie ihn ansah, erkannte er betroffen, dass in ihren Augen Tränen schimmerten.

    Sie eilte an ihm vorbei, ohne zu antworten, und schlüpfte unbemerkt aus dem Raum, da alle damit beschäftigt waren, den beiden jungen Damen zu lauschen. Nur Jack folgte ihr kurz entschlossen.
    „Lady Allyngham! Eloise!“
    Seine Worte ließen sie innehalten, sie drehte sich aber nicht zu ihm um. „Wollen Sie mich nicht endlich in Frieden lassen?“, flüsterte sie, als er neben ihr stand. Sie suchte nach ihrem Taschentuch, und Jack reichte ihr seins.
    „Vergeben Sie mir. Ich wollte Sie nicht kränken.“
    „Nein? Ich denke, Sie genießen es, mich zu kränken.“
    Die Musik wurde für einen Moment lauter, als die Tür zum Salon sich wieder öffnete.
    Jack nahm Eloises Arm und zog sie in einen dämmrigen Korridor. Eine kurze Weile standen sie stumm da und lauschten den Schritten, die sich langsam entfernten.
    Dann versuchte Eloise, sich aus Jacks Griff zu befreien. „Lassen Sie mich los. Wir haben uns nichts mehr zu sagen.“
    „Oh doch.“ Statt ihr zu gehorchen, nahm er auch ihren anderen Arm. „Wollen Sie mir zuhören, Ma’am? Ich bitte Sie.“
    Sie hörte auf, sich zu wehren, sah ihn aber nicht an. Jack stieß einen leisen Seufzer aus. „Ich weiß nicht, warum es so ist, aber Sie bringen stets das Schlimmste in mir zum Vorschein.“
    „Ich habe nichts getan, um Ihre grausamen Sticheleien zu verdienen.“
    „Das ist es ja gerade! Den ganzen Abend waren wir zusammen, und Sie schenkten mir keinen einzigen freundlichen Blick, kein einziges Lächeln. Ich gestehe, ich wollte Sie herausfordern, damit Sie irgendwie auf mich zugingen – selbst wenn es nur im Zorn sein würde.“
    „Dann ist es besser, wir begegnen uns nicht mehr ...“
    „Nein! Erlauben Sie mir wenigstens, mich zu entschuldigen und Ihnen zu versichern, wie leid es mir tut, dass Allyngham gestorben ist. Als Sie sagten, Sie wünschten, ich wäre statt seiner gestorben – mir war vorher nicht bewusst gewesen, was Sie verloren haben, was Sie gelitten haben müssen. Erst gerade eben, während Sie sangen, wurde mir klar, wie sehr Sie ihn vermissen.“ Jack sah, dass sie gegen die Tränen ankämpfte. „Ich behaupte nicht, Ihr Verhalten zu verstehen“, fuhr er behutsam fort. „Und sollte ich Sie falsch eingeschätzt haben, flehe ich Sie an, mir zu vergeben.“
    Da sie nicht antwortete, hob er sanft ihr Kinn an und zwang sie, ihn anzusehen.
    „Mylady, wollen wir nicht wieder Freunde werden?“
    Ihre Blicke trafen sich einen Moment, und sie sagte leise: „Freunde? Nein. Dafür sind zu viele harte Worte gefallen. Aber solange wir hier sind, könnten wir aufhören, uns ständig zu streiten.“
    Er lächelte. Seine Stimmung hob sich ein wenig. „Also ein Waffenstillstand. Und wenn ich Ihnen helfen kann herauszufinden, wer jene Briefe schickt ...“
    „Nein.“ Sie entzog sich ihm wieder. „Ich möchte nicht, dass Sie sich darüber noch Sorgen machen.“

    Jack wollte widersprechen, doch dann hielt er sich zurück. Da sie sich ihm nicht anvertrauen wollte, durfte er sie nicht drängen. Er musste ihr Zeit lassen und geduldig sein, dann würde er sie schon für sich gewinnen. „Nun gut. Sollten Sie allerdings meine Hilfe benötigen, brauchen Sie mich nur zu fragen.“ Er zögerte kurz, dann fragte er sanft: „Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang durch den Garten, bis Sie sich gefasst haben? Heute ist Vollmond.“
    Sie wusste, dass es klüger wäre abzulehnen, und dennoch erwiderte sie: „Danke, sehr gern.“
    Eine Tür im Gang führte auf einen kleinen Hof, und an dessen Ende gelangte man durch die schmale Pforte in einer

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