Sommermond
gleichzeitig ein Gefühl von Angst. Jetzt, wo Alex vor ihm stand, konnte er sich plötzlich nicht mehr vorstellen, die nächsten Monate ohne ihn zu verbringen. Er konnte es nicht. Sein Verstand war dabei, den Kampf gegen sein Herz zu verlieren.
„Ehrlich gesagt …“
„Können wir woanders hingehen?“, unterbrach ihn Alex. „Irgendwo, wo wir ungestört sind?“
Die Art und Weise wie Alex mit ihm sprach – so ruhig und einfühlsam – jagte einen heißen Schauer über seinen Rücken.
„In mein Zimmer?“, schlug er vor.
Alex lachte verlegen. Ben blickte irritiert zu ihm auf. Er hatte den Blonden noch nie verlegen lachen sehen.
„Oder nach draußen?“, war Bens zweiter Vorschlag.
„Nein, nein!“ Alex schüttelte den Kopf und lächelte. „Dein Zimmer klingt ganz gut.“
„Okay, dann …“ Ben hatte das Gefühl, sein Sprachzentrum hätte sich ausgeschaltet. Ihm misslang jeder Versuch, einen vollständigen Satz hervorzubringen. Er drehte sich noch einmal um und ließ seinen Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Bei Isabelle blieb er hängen. Die Schwarzhaarige versuchte ihr breites Grinsen hinter ihren Händen zu verstecken. Ben warf ihr einen skeptischen Blick zu, bevor er sich wieder an Alex wandte.
„Dann muss ich meinen Besuch wohl allein lassen“, sagte er und deutete Alex an, ihm zu folgen.
Schweigend durchquerten sie den Flur, passierten Bens Freunde und stiegen die Treppe hinauf. Oben angekommen führte Ben ihn zu seinem Zimmer. Er selbst ging voran, betrat es als erster und blieb unschlüssig in der Mitte des Raumes stehen. Es war dunkel. Nur der Mond warf weißes Licht durchs Fenster und verlieh der intensiven Atmosphäre ihren letzten Schliff.
Ben hörte, wie Alex die Tür hinter sich zudrückte. Aufregung stieg in ihm auf, ein Kribbeln zog durch seinen Magen. Es machte ihn benommen, mit Alex allein zu sein. Nur der Alkohol in seinem Blut half ihm dabei, sich etwas zu entspannen. Dennoch wusste er nicht, was er sagen sollte und was Alex von ihm erwartete. Das machte ihn unsicher. Es kam ihm fast vor, als wäre er in die Pubertät zurückversetzt worden und gerade das erste Mal mit einem anderen Mann allein.
Verwirrt gestikulierte er vor sich in der Luft, suchte nach den passenden Worten und wandte sich schließlich wieder zu Alex. Der Blonde stand grinsend vor der Tür. Bens Verhalten schien ihn zu amüsieren.
„Das ist überhaupt nicht komisch!“, brach Ben das Schweigen. „Ich hab‘ nur so viel getrunken, weil ich verzweifelt war.“
„Ach, ja?“ Alex hob eine Augenbraue. Dann drückte er sich von der Tür und trat langsam näher.
Ben wurde schwindelig. Alex‘ Nähe berauschte ihn. Er konnte seinen Blick nicht von dem Blonden abwenden. Benommen nickte er. Alex blieb einen halben Schritt vor ihm stehen und sah ihm fest in die Augen.
„Wie geht’s dir überhaupt?“, fragte er dann.
„Ich weiß nicht …“, murmelte Ben. „Und dir?“
„Besser denn je“, antwortete Alex. „ Und das hab‘ ich dir zu verdanken.“
Ben schluckte. Wie in Trance starrte er auf Alex‘ Lippen und beobachtete, wie sie sich beim Sprechen öffneten und schlossen.
Alex schien seine geistige Abwesenheit zu bemerken.
„Bist du überhaupt ausreichend bei Verstand, um mit mir zu reden?“, fragte er.
„Ich … Ich denke schon“, nuschelte Ben.
Alex lächelte und wirkte dadurch noch attraktiver. Ben konnte nicht mehr klar denken. Seine Sehnsucht erreichte ein Ausmaß, dem er nicht mehr standhalten konnte. Nur beiläufig nahm er wahr, wie Alex eine Hand nach der seinen ausstreckte, sie ergriff und mit seinem Daumen über seinen Handrücken strich. Das war zu viel für ihn. Er schaffte es nicht länger, sich zurückzuhalten und verlor die Kontrolle über seinen Körper. Wie von selbst beugte er sich vor, nahm Alex‘ Gesicht in seine Hände und presste seinen Mund auf dessen Lippen. Er ließ Alex keine Chance zur Gegenwehr. Ungehemmt ließ er seiner Sehnsucht freien Lauf. Verlangend küsste er den Blonden. Seine Lippen schmeckten verführerisch. Zunächst reagierte Alex perplex auf den Kuss, ließ sich dann aber recht schnell darauf ein. Mit einer Hand krallte er sich in Bens Nacken, mit der anderen zog er den Dunkelhaarigen noch näher an sich heran. Ihre Zungen berührten sich, ihr Atem wurde eins.
Erst als Ben nach Luft ringen musste, ließ er von Alex ab und hauchte noch ein paar letzte Küsse auf seine Lippen. Dann lehnte er seine Stirn gegen die des Blonden. Er atmete schwer, seine
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