Sommernachts-Grauen
als sie die Wohnungstür öffnete. Schlagartig fing Ella an zu schwitzen.
„Hallo Claus, mein Schatz, ich bin zu Hause. Hattest du einen schönen Tag?“
Diesen Spaß machte sie sich schon lange, nicht daran denken wollend, was wäre, sollte er tatsächlich zu Hause sein. Frischer Rauch zog aus der Küche in den Flur, dass Ella für einen kurzen Moment glaubte, er würde ihr doch jeden Moment antworten. Vorsichtig schlich sie zur Küchentür und steckte ihren Kopf durch die Öffnung. Er war nicht mehr da. Der Aschenbecher quoll über von seinen Kippen und sie meinte, aus ihm leichten Rauch aufsteigen zu sehen, verzog ihr Gesicht und riss die Balkontür auf.
Tief atmete sie ein und aus. Leider konnte ihr das keine Abkühlung bringen. Diese verdammte Hitze, dachte sie, dabei war sie froh, dass in Hamburg endlich der Sommer ausgebrochen war. Aber inzwischen war es so heiß geworden, dass Ella nachts nur schwer Schlaf finden konnte. In dieser Nacht würde sie das allerdings ohnehin nicht wollen. Endlich war Freitag.
Grundsätzlich ging sie lieber am Donnerstag aus, was sie jedoch nur selten in die Tat umsetzte, da sie am Freitag ansatzweise frisch auszusehen hatte. Ab und zu, wenn sie wusste, dass ihre Chefin nicht kommen würde, machte sie die Nacht durch, ging vor der Arbeit ins ‚Gestern und Heute‘, ein winziger Laden in der Kaiser-Wilhelm-Straße , der den Begriff Kneipe nicht verdiente, hier aber rund um die Uhr Frühstück serviert wurde, weshalb sich gern Taxifahrer trafen, und machte sich dann auf den Weg in die Boutique.
Keinem der Kunden fiel auf, dass ihre Haare wilder als normal vom Kopf abstanden und ihre Augen von dunklen Schatten umrandet waren, da sie vorsichtshalber eine Sonnenbrille trug und sich damit unglaublich cool vorkam. Meist war das darauf folgende Wochenende sehr anstrengend und sie saß noch am Montag mit dröhnendem Schädel in der Vorlesung.
An den Donnerstagen war das Ausgehen allerdings deutlich entspannter und vor den Diskotheken waren so gut wie keine Schlangen Wartender, die am Wochenende aus dem Umland die Stadt bevölkerten. Ella hatte ohnehin selten Probleme, Einlass zu bekommen, denn sie kannte beinahe alle Türsteher, was zudem ihren Geldbeutel schonte. Es hatte sich für sie ausgezahlt, sich eines Tages mit einem der Typen einzulassen, die darauf achteten, wer den Tanzclub betreten durfte, und einige Nächte mit ihm zu verbringen.
Schon lange hatte sie ein Auge auf ihn geworfen, aber nicht gewusst, wie sie es anstellen sollte, ihn anzusprechen.
„Du willst doch nicht schon gehen?“, hatte er sie gefragt, als sie als eine der Letzten das ‚Madhouse‘ verließ.
„Ey, Mann“, hatte sie gesagt, „die Sonne geht bereits auf. Ich muss ins Bett.“
„Klar, da muss ich auch gleich hin. Wäre doch nett, wenn wir es uns zusammen gemütlich machen. Außerdem habe ich ein Wasserbett.“
„Na und. Ich werde seekrank.“
„Das ist jetzt nicht dein Ernst?“
„Doch, ich werde seekrank.“
„Nein, dass du keine Ahnung davon hast, wie geil der Sex im Wasserbett ist.“
„Ach, echt? Interessant.“
Sie hatte sich an ihn gelehnt, er saß auf einem Barhocker am Eingang und war dadurch mit seinem Kopf auf ihrer Höhe. Sofort griff er nach ihrer Taille und zog sie eng an sich. Sie mochte es, wenn Männer wussten, was sie wollten. Und Mike wusste nicht nur was er wollte, er war ein sehr guter Liebhaber, was er ihr umgehend unter Beweis stellte indem er sie leidenschaftlich küsste.
„Hui“, sagte sie nach fünf Minuten und rang nach Luft, „ich glaube, es lohnt sich zu warten. Wie lange wirst du noch brauchen?“
„Geh einfach wieder rein, setz dich an die Bar, ich komm dann gleich.“
Ella wankte zurück in die Dunkelheit des ‚Madhouse‘ und bestellte sich ein Bier. Vielsagend hatte sie der Barmann angesehen. Wusste der etwas, was sie erst noch erfahren sollte?
Ella hatte ihr Bier noch nicht geleert, als Mike hinter ihr auftauchte, dem Barmann ein Zeichen gab, woraufhin der verschwand und Mike sich intensiv um Ellas Wohlergehen kümmerte. Sie glaubte zu träumen, als er sie mit geschickten Handgriffen von ihrer Hose befreite und unmittelbar in sie eindrang. Ihr wurde schwindelig und sie war sich nicht sicher, ob es am Alkohol lag oder am dem, was er in Perfektion beherrschte.
Eine halbe Stunde später verließen sie das leere ‚Madhouse‘ und fuhren mit einem Taxi in seine Wohnung. Auch auf der Rückbank konnte er nicht seine Finger von ihr lassen und sie
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