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Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition)

Titel: Sommernachtsfrauen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Donohue
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musste mich dagegenstemmen und mich selbst da hinausziehen, und dann löste ich mich im Rausch auf, und alle im Stall tanzten um mich in diesem Kreis herum, sodass ich unweigerlich in ihm bleiben musste. Ich war mir keineswegs sicher, was da von mir Besitz ergriffen hatte, und war mir auch nicht im Mindesten bewusst, wie sich mein Körper bewegte. Schneller als die Bamboula und getrieben von einer Trommel, die nur ich hörte, fühlte ich mich vollkommen frei. Schweißgetränkt und mit keuchenden Lungen brach ich euphorisch zusammen. Die Königin und einer ihrer Gefolgsmänner halfen mir auf die Knie. Sie tauchte ihren Daumen in die Flüssigkeit am Boden einer hölzernen Schale und fuhr mir damit über die Lippen. Mit diesem Siegel aus Blut, so sagte sie, schwörst du, dass du die Geheimnisse des Voodoo für dich behältst. Und dann war es vorbei, und die Leute gingen auseinander wie nach dem kirchlichen Sonntagsgottesdienst, der König und die Königin verschwanden, ebenso alle Tänzer. Ich war allein mit Hachard, die an meinem Arm hing und noch immer vor Anstrengung japste. Ich fühle mich schon besser, sagte sie. Es tut gut, die alten Knochen auszuschütteln.
    Das Erste, was ich am Montagmorgen im neuen Haus hörte, war, dass die Mistress nach mir schrie. Am Fußende ihres Bettes lag der Kläffer, kalt und steif wie der Februar. Schaff mir diese elende Kreatur weg, sagte sie zitternd in ihrem Nachthemd. Das Licht drang durch das Fenster und durch den dünnen Stoff. Ich hatte schon eine Weile nicht mehr daran gedacht, was für eine Vogelscheuche sie war und wie sie immer mehr zu einem Reisigbündel wurde. Ich legte den armen Hund in meine Schürze, brachte ihn nach draußen und warf ihn in die Gasse, wobei ich nicht vergessen wollte, einen Jungen zu bitten, ihn zum Müllhaufen zu tragen oder über den Damm in den Mississippi zu werfen. An diesem Morgen erfüllte nicht Zufriedenheit meine Seele, denn die Kraft der dunklen Gebräuche ließen mich vor Angst erbeben.
    Ich schlug ein weiteres Ei in die Frühstückspfanne, um das halbe Dutzend voll zu machen, und gab einen weiteren Löffel Butter für den Master dazu. Er bemerkte es nie, sondern aß jeden Bissen und lobte mich hinterher. So begann das Stopfen der alten Gans. Der Gumbo-Ya-ya schwamm im Fett, und noch mehr Fett in die Mehlschwitze. Das Jambalaya strotzte vor Haxen und Würsten. Das Etouffé wurde mit dem besonders gelben Fett der Flusskrebse verfeinert. Das Cassoulet maque choux bestand nun aus weniger Gemüse und mehr Speck, Kalbsbries und Kutteln. Frau Morgenschweis von der Rue Charles brachte mir bei, wie man Kartoffelknödel machte. Fleischkuchen und Früchtekuchen, beignets de carnaval gab es zu jeder Jahreszeit. Auf dem Markt besorgte ich immer Vorräte an Bier und Ale, und genau wie es der König angeordnet hatte, gab es zu jeder Mahlzeit eine Dreingabe, was M. LaChance sehr gefiel und auf die er sich freute wie ein Hund auf den Knochen oder wie Kinder auf ihre Süßigkeiten. Ach, Süßigkeiten, auch die habe ich ihm verabreicht, Pralinen und Toffees, bis ihm die Zähne wehtaten. Ich habe das Essen in diesen Mann nur so hineingeschaufelt, doch er wurde nur dicker und dicker, während die Jahre vorbeitaumelten. Ich sage euch, mehr als einmal sprangen ihm nach Maries Abendessen die Knöpfe von seinen Kniehosen, doch ich war noch immer Sklavin. Nicht, dass ich nicht mit ihm über Geld gesprochen hätte. Ich bat ihn um Gnade, wenn schon nicht für mich, dann für meine Tochter. Doch unerschütterlich hielt er an unseren Vertragsbedingungen fest, auch wenn ich glaube, dass er mich in Wahrheit wegen seines unersättlichen Appetits besitzen und nie gehen lassen wollte.
    Sieben Jahre gingen so ins Land. Clothilde wuchs zu einem Mädchen heran und der Master zu einem preisverdächtigen Mastschwein. Sogar Gicht bekam er, doch er aß weiter und jammerte über seinen Fuß, während er sich den Mund mit einem Mahl aus gewürztem Alligatorschwanz in triefender Buttersoße vollstopfte. Und obwohl ich zum Voodoo ging und mit dem Schlangenkönig und der Schlangenkönigin tanzte, änderte sich nie etwas. Es gab Zeiten des Wartens, in denen ich meinte, ich könne nicht mehr, und doch machte ich weiter.
    Und dann geschah es wie in einem Märchen. Alle Kinder hatten schon lang das Haus verlassen, und der Master und die Mistress aßen allein zu Abend; sie lebte von roten Bohnen und Reis, und er saß vor einem Tisch, der sich vor Schüsseln und Speisen bog. Es war nur eine

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