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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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drückte ihn an sich. »Ich hatte plötzlich solche Angst. Was, wenn du runtergefallen wärst, so wie …?«
    »Sei nicht doof, Caroline. So was würde ich nie tun.«
    »Was machst du dann hier?«
    Michi zog die knochigen Schultern hoch. »Ich warte, dass Superman vorbeifliegt.«
    »Und warum das?«
    »Weil er mich dann mitnimmt. Ganz weit weg.«
    Caroline sah in den blauen Sommerhimmel, in dem Wolken trieben. Weit oben flog ein Flugzeug. Von Superman keine Spur.
    Michi löste sich von ihr. »Aber gut, dass du kommst, ich muss nämlich ganz dringend.« Er war fast neun und seine Arme und Beine wirkten für den Rest des Körpers viel zu lang.
    »Warum gehst du denn dann nicht?« Caroline fuhr ihm durch sein straßenköterfarbenes Haar.
    »Na was, wenn Superman genau
dann
hier vorbeigeflogen kommt? Da hätt’ ich lieber über das Geländer in den Hof gepinkelt.«
    »Hm. Und wenn du Superman angepinkelt hättest? Mitten auf seinen schicken roten Umhang?«, fragte Caroline. »Ob er dich dann noch mitgenommen hätte?«
    »Ooch, bestimmt. Der ist da nicht so«, grinste Michi und sein Gesicht bestand nur aus Mund und verschieden großen Zähnen mit vielen Lücken dazwischen.
    »Flitz. Ich steh Schmiere, damit wir Superman nicht verpassen, okay? Und wenn du wiederkommst, mach ich dir ein Nutella-Brot.«
    »Isst du auch eins mit?«
    »Hm. Vielleicht.«
    »Oder musst du für irgendein Vorsprechen wieder in deine Jeans passen? Hast du die Rolle heute bekommen? Diese Lili?«
    »
Lulu
«, verbesserte sie ihn geduldig. Michi hatte ihr die Rolle abgehört, auch wenn er die Hälfte davon nicht verstanden hatte. Was auch besser so war.
    Er zuckte mit den Schultern. »
Lulu
dann eben. Hast du sie bekommen?«
    »Wohl kaum. War für ein Praktikum nach einem Jahr Schule auch sehr hoch gegriffen. Aber das macht nichts. Irgendwas wird schon noch klappen.«
    Michi nickte. »Ja. Das wird es.«
    Caroline blickte über die Dächer von Kreuzberg: eine Landschaft aus dunklem Schiefer, Hunderttausenden von Antennen, Balkons aller Größen, Velux-Fenstern, Giebeln und Dächern, Dächern, Dächern. Michi sah zu ihr auf.
    »Du wirst ganz berühmt. Ganz, ganz,
ganz
berühmt! Und dann ziehen wir hier aus, in eine Villa am Wannsee, so wie Mia. Oder noch größer und noch schöner, als Mia sie hat. Riesengroß. Im Garten kann mein Hubschrauber landen. Mit dem flieg’ ich dich überallhin, wo du als Star so hinmusst!« Er hüpfte von einem Bein aufs andere. »Und unser Kühlschrank … unser Kühlschrank, der ist immer voll, ja? Mit ganz feinem Zeug.«
    »Klar. Jetzt geh aufs Klo, okay? Ich mach dir derweil eine Stulle.«
    Michi rannte davon und Caroline riss die Toastpackung auf. Ihr war zum Heulen. Shit! Vielleicht hätte sie doch als Tisch länger stillhalten sollen. Vielleicht wäre wenigstens über den Sommer eine Nebenrolle für sie dabei herausgesprungen.
    Wenn sie weiter so
zickig
oder
schwierig
war, konnte Michi lange auf seine Villa am Wannsee warten. Ganz zu schweigen von seinen neuen
Converse
-Turnschuhen oder auch nur den Fußballer-Bildern, die er in der Schule mit seinen Kumpels tauschte.
    Michi kam wieder in die Küche.
    »He. Warum heulst du denn? Du schneidest doch keine Zwiebeln, oder?«
    Caroline wischte sich mit dem Unterarm über Augen und Nase, ehe sie die Nutella verstrich. »Ich glaube,
ich
habe heute Superman mitten auf seinen schönen roten Mantel gepinkelt.«
    Michi schob sich auf die Arbeitsplatte hoch und ließ seine Beine baumeln. »Dann waschen wir ihn eben. 40 Grad, Farbe. Ist doch kein Problem. Und jetzt hör auf zu weinen. Meine Stulle wird sonst ganz salzig.«
    »Weißt du, was? Jetzt esse ich doch eine mit«, entschied Caroline. »Komm, wir setzen uns auf den Balkon. Nicht, dass wir Superman noch verpassen. Dann kann er uns beide mitnehmen.«
    »Sicher. Stark wie der ist!«

Caroline setzte sich im Schneidersitz neben Michi auf den Boden und versuchte dabei, den Taubendreck zu vermeiden. In der Hosentasche vibrierte ihr Handy. Sie hatte nach dem Vorsprechen vergessen, den Ton wieder anzustellen. War das noch mal Mia? Wenn Mia in Laune war, konnte sie alle paar Minuten Fließtext zu ihrem Leben abgeben. Soziale Netzwerke waren für Leute wie sie geschaffen worden: Mia ist
hier, da
und natürlich auch
dort
. Meine hippen Freunde, meine wilden Partys, meine tollen Urlaube. Angeben sollte nicht mehr Angeben heißen, sondern einfach
Facebook
. Aber so war Mia eben. Wo Licht war, gab es auch Schatten. Eine für zwei, zwei

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