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Sommernachtszauber (German Edition)

Sommernachtszauber (German Edition)

Titel: Sommernachtszauber (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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ist nur eine kleine Bühne«, sagte Carlos zögerlich. »Dort ist schon länger nichts mehr gespielt worden.«
    »Okay. Klingt gut. Dann bis morgen um eins«, sagte Caroline. »Danke für Ihren Anruf.«
    »Bis morgen, Caroline.«
    Sie legte auf.
    Michi sah sie prüfend an. »Und? Dein Nutella-Brot isst du jetzt nicht mehr, oder?«, fragte er.
    »Nein. Julia war vieles, aber bestimmt nicht fett.«
    »Umso besser«, sagte er, griff sich Carolines Stulle und sperrte den Mund weit auf. »Ich brauch Kraft. Jetzt, wo ich den Hasenstall allein ausmisten muss.«
    Caroline küsste ihn auf die Stirn und er drückte sich an sie. Jetzt hatte sie auch noch Nutella am T-Shirt, aber das war ihr egal.
    Als Caroline am nächsten Tag um kurz vor eins in der Fasanenstraße ankam, dauerte es ein wenig, bis sie das
Bimah
fand. Die früher sehr elegante Straße erwachte gerade zu neuem Leben. Viele der großen weißen Gebäude wurden von Pensionen wieder in Privathäuser umgewandelt und entlang des Bürgersteigs lockten kleine originelle Geschäfte mit ihren Auslagen und gemütliche Cafés mit ihren Speisetafeln.
    Caroline zählte die Hausnummern durch, die an einem mit Graffiti verschmierten Gebäude endeten. Ein Penner saß davor und spielte eine Melodie auf seiner Mundharmonika, mit der er unmöglich ein Lied meinen konnte. Als er Caroline sah, setzte er das Instrument ab.
    »Haste mal ’n Euro?«, grinste er.
    »Ne. Aber 50 Cent«, sagte Caroline und kramte in ihrer Handtasche.
    »Auch gut.«
    Sie legte die Münze in seine leere Kappe. Er spielte eine Tonleiter.
    »Danke. Gib und dir wird gegeben, steht schon in der Bibel.«
    »Ach ja? Vielleicht kannst du mir sagen, wo hier das
Bimah
ist?«
    »Stehst direkt davor, mein Mädchen«, sagte der Penner. Caroline sah zweifelnd an dem Gebäude hoch. Kein Schild und keine Leuchtbuchstaben verrieten, dass dieses Gründerzeitmonster hier ein Theater sein sollte. Im ersten Stock waren die hohen Fenster grob mit Brettern vernagelt und die Fassade war unter den Schmierereien grau-braun vor Smog und Jahren. An der zweiflügligen Holztür war das Metall an Griff, Beschlägen und Postkasten stumpf geworden. In den beiden Glaskästen, die früher mal für Bilder und Besetzungslisten gedacht waren, lagen tote Fliegen auf verblichenem rotem Samt.
    Der Penner grinste. »Siehste? Viel Glück. Die Bibel kann sich nicht täuschen, wir aber schon.«
    »Na, vielen Dank«, sagte Caroline und stieß energisch die Tür auf.

Johannes hatte den Lärm bis zu sich hoch in den Dachboden gehört und kam die Treppen herunter. Er ging langsam und verharrte immer wieder auf einzelnen Stufen. Was erwartete ihn dort unten? Er versuchte, die Geräusche zu sortieren. Die obersten vier Stockwerke lagen aufgrund der vernagelten Fenster noch im Dunkeln, doch dann wurde es hell. Der große Kronleuchter im Foyer brannte! Johannes hörte nun Frauenstimmen, Begrüßungen und Gelächter. In seinen nur die Stille gewohnten Ohren war das wie Sonnenschein auf seiner Haut. Er sprang nun nach unten, kam dennoch lautlos auf und stützte sich am Ende der ersten Treppe auf die Balustrade. Von hier aus konnte er alles überblicken. Sein Haus, sein Reich.
    Was war denn heute hier los? Das Foyer war voller junger Frauen. Wort- und Gesprächsfetzen drangen zu ihm herauf. Die meisten von ihnen kannten sich offensichtlich. Was sie sagten, klang ihm vertraut in den Ohren.
    »Hi! Hast du die Schoko-Werbung bekommen? Nein? Sei froh. Das Zeug schmeckt wie Stroh. Stell dir mal vor, du musst da durch 100 Takes immer wieder reinbeißen.«
    »Und dann hat der Regisseur mich ihn küssen lassen, Großaufnahme natürlich. Aber der Typ hatte sich nicht mal die Zähne geputzt und stank nach Zwiebeln.«
    »Du bist auch hier? Mein Agent hat mir gesagt, das wäre eine ganz exklusive Opportunity für mich allein …«
    »Ich war mir so sicher, dass ich die Rolle bekommen würde. Ich sollte eine Lampe sein, hat er mir gesagt. Ich hatte das richtig verinnerlicht. Und das Mädel vor mir ist dann auch noch einfach aufgestanden und gegangen. Einfach so, stell dir vor. Aus der wird nichts. Und trotzdem hat es nicht geklappt! Dabei hatte ich die Lampe richtig verinnerlicht.«
    Einige der Mädchen lehnten einfach nur stumm und blass an der Wand, trugen Ohrhörer, schlossen die Augen und pressten sich ihren Text an die Brust. Johannes sah jede von ihnen an, die schwatzhaften wie die stummen. Klar, jeder ging anders mit einem Vorsprechen um. Er erinnerte sich gut. Aber

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