Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
Vom Netzwerk:
Henriette, du brauchst nicht wieder anzurufen. Den Rest kannst
du mir ja morgen erzählen.“
    Henry
schwieg verdattert.
    „Also“,
bekräftigte ich noch mal, „ kein weiterer Anruf .“
    Schon
hatte ich aufgelegt. Aller Augen hatten sich fragend auf mich gerichtet.
    „Tja“,
meinte ich mit verlegenem Grinsen, „die Mädels. Manchmal sind sie ein bisschen
schwer von Begriff. Da kann man nichts machen.“
    Ich
schaute rüber zu Betty. Sie lächelte.

 
    14
     
    Luisa
rief zu Hause an.
    „Ich
bin noch bei Katja“, sagte sie. Katja war ihre beste Freundin. „Darf ich hier
übernachten?“
    Ihre
Mutter hatte nichts dagegen. Damit war klar, dass wir diese Nacht zusammen
verbringen würden. Betty war, wie fast immer, unterwegs, und da Wochenende war,
würde sie auch erst spät nach Hause kommen.
    Wahrscheinlich
hätte ich total aufgeregt sein müssen, war es aber nicht. Ich hatte eine
Flasche Wein aus Bettys Vorrat geklaut. Rotwein, von dem wir jeder ein halbes
Glas langsam in uns reinschlürften . Ich hatte keine
Ahnung von Wein, aber zum Glück hatte ich eine  süßliche Sorte erwischt.
Luisa sagte, sie möge nur süßen Wein.  
    In
meinem Zimmer hatte ich fünf Kerzen verteilt und angezündet. Mir war es ein
bisschen zu dunkel, aber Luisa fand es schön. Sie saß neben mir auf dem Bett,
wir beide mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Ich hatte uns eine CD von Betty
mit alter Musik von Cat Stevens aufgelegt. Ein paar seiner Songs hatten es
wirklich in sich. Luisa kannte ihn aus dem Radio und war ganz begeistert, ihn
bei mir zu hören. Im Kerzenlicht schienen Luisas Augen noch schöner als sonst.
Sie ähnelten verblüffend denen von Betty. Ich beugte mich zu ihr rüber und wir
küssten uns vorsichtig. Auch das war schön, aber ich war weiter ganz ruhig und
kühl, was mir seltsam vorkam. Als ich vorsichtig Luisas Brust streichelte,
spürte ich, dass sie dagegen ziemlich aufgeregt war. Ihr Herz pochte wie ein
Vorschlaghammer. Seit sie vor einer knappen Stunde bei mir aufgetaucht war,
hatte sie noch nicht  viel gesagt.
    „Wollen
wir uns wieder vertragen?“ Das war das bisher Aussagekräftigste  gewesen,
das sie von sich gegeben hatte, als sie noch draußen vor der Tür gestanden,
total nass: ihre Haare, ihre Klamotten, ihre Haut, einfach alles. Schon den
ganzen Tag hatte es geregnet, nachdem wochenlang kein Tropfen gefallen war.
    „Ja
klar“, hatte ich geantwortet. „Komm rein.“
      
     Ich war etwas verdattert gewesen, als sie so
plötzlich einfach auftauchte. Seit Tagen hatten wir kein Wort mehr miteinander
gewechselt. Genau genommen, seit sie in Atlantis vor mir weggerannt war,
was nun schon über eine Woche zurücklag.
    Die
Tage danach hatte ich in der Schule ein paar Mal versucht, wieder mit ihr ins
Gespräch zu kommen, aber sie hatte einfach nicht auf mich reagiert.
    Nun
plötzlich aber schien alles bereinigt und wir konnten endlich das nachholen,
was sie schon in Atlantis   von mir gewollt hatte. Jedenfalls schien
Luisa die Sache so zu sehen. Unbeirrt steuerte sie auf ihr Ziel zu.
    Ich
dagegen war mir anfangs nicht so sicher gewesen, ob ich es überhaupt wollte,
jetzt aber wollte ich auch, obwohl ich mir vorkam, als betrachte ich das alles,
was wir in diesen Momenten taten, durch den Sucher von Henrys Kamera.
    Luisas
Haut roch noch immer nach Regen. Sie hatte ein T-Shirt mit Knöpfen an, an denen
ich gerade rumfummelte, als es plötzlich an der Tür klingelte. Ich hatte 
keine Ahnung, wer das um diese Zeit sein könnte. Es war schon nach zehn Uhr und
weder Betty noch ich bekamen oft Besuch, noch nicht mal tagsüber. Mein erster
Gedanke war Roger, aber von dem hatten wir glücklicherweise schon seit Monaten
nichts mehr gehört.
    Luisa
reagierte schneller als ich. Sie fuhr zusammen, saß plötzlich kerzengerade auf
dem Bett und sagte nur einen Namen: „Dean!“
    Wieso
sollte ausgerechnet der abends um zehn bei mir klingeln? Wie kam sie nur auf so
einen Schwachsinn?
    In
Windeseile knöpfte sie ihr Shirt zu, fürs Aufknöpfen hatte ich zehnmal so lange
gebraucht. Sie war ganz blass.
    „Dean?“,
fragte ich. „Wie kommst du gerade auf Dean?“
    „Ach,
verdammt!“, rief sie. „Ich war in letzter Zeit wieder ein bisschen mehr mit ihm
zusammen. Er ist tierisch eifersüchtig. Wenn der mich hier sieht, bringt er
mich um oder dich oder uns alle beide.“
    „Das
wollen wir doch mal sehen.“ So gelassen wie möglich stand ich auf. „Bleib du hier.“
    Es
klingelte ein zweites Mal. Ich ging

Weitere Kostenlose Bücher