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Sommersturm

Sommersturm

Titel: Sommersturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Buettner
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Herumliegen machte mich wahnsinnig und Betty
ließ sich nicht helfen. Also würde ich Dean suchen, dann sah ich ja, ob
Luisa  bei ihm war oder nicht, welche Beziehung zwischen den beiden
wirklich bestand. Ich musste zu ihm nach Hause und nachsehen. Jetzt sofort.
    Gerade
wollte ich die Haustür hinter mir zuziehen, da glaubte ich, oben jemand über
den Flur gehen zu hören. Ich rief Bettys Namen, aber es kam keine Antwort.
Wahrscheinlich ich mich getäuscht.
    Bis
zum Haus von Deans Eltern waren es keine zehn Minuten Fußweg, aber als ich dort
ankam, war ich total durchnässt. Den Regen spürte ich kaum.
    Deans
Vater war Richter und die Familie wohnte in einer riesigen und äußerst noblen
Villa. Schon von der Straße aus hatte ich gesehen, dass in Deans Zimmer Licht
brannte. Mein Herz wummerte wie besessen. Jetzt wollte es wissen: Hatte Luisa
mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht? Waren ihre sogenannten Gefühle für
mich nichts anderes waren als ein Haufen lausiger Lügen?
    Mit
einem Satz war ich über die niedrige Gartenmauer und näherte mich durch den
riesigen Garten rasch Deans Fenster. Schon aus einiger Entfernung konnte ich
ins Zimmer hineinsehen, denn es gab keine Vorhänge. Das Zimmer war hell
erleuchtet, aber es war niemand zu sehen. Ich hörte den Regen und meinen
eigenen Atem, sonst nichts.
    Keinen
Moment dachte ich daran, dass es hier eine Alarmanlage oder einen scharfen Hund
geben könnte. Deshalb erschrak ich fast zu Tode, als plötzlich alles taghell
wurde und eine widerlich laute Sirene losheulte. Vor Schreck blieb ich wie
angewurzelt stehen, erfasste dann endlich die Situation und rannte im Affenzahn
zurück Richtung Straße und sprang über die Mauer.
    Als
ich einen kurzen Blick zurückwarf, erkannte ich aus dem Augenwinkel, dass eine Gestalt
am Fenster aufgetaucht war. Aber es war weder Dean noch Luisa. Ich konnte nicht
begreifen, was ich sah, aber es gab keinen Zweifel: Die Gestalt hinter dem
Fenster war Henry.
    Keuchend
vor Seitenstechen kam ich keine drei Minuten später zu Hause an. Ich war
gerannt wie ein Wahnsinniger und kaum betrat ich mein Zimmer, hatte ich zum
zweiten Mal in dieser irrsinnigen Nacht das Gefühl, meinen Augen nicht trauen
zu können: Da lag jemand auf meinem Bett. Es war Betty, die mich ansah.
     
       
    „Ich
konnte nicht einschlafen“, sagte sie und nahm einen Zug von ihrer Zigarette.
    Sie
fragte nicht, woher ich kam oder warum ich so nass war oder so sehr außer Atem.
Ich holte ein Handtuch aus dem Schrank, setzte mich zu ihr und rubbelte meine
Haare trocken, während Betty die ganze Zeit einfach durch mich hindurch
blickte. 
    Gegenüber
vorhin sah sie schon wieder viel besser aus. Zwar noch immer nicht wie frisch
nach einer Wellness-Kur,  aber immerhin. Ich stand noch einmal auf und
machte ganz leise die CD an, die ich mit Luisa gehört hatte. Ich hoffte, dass
die Musik sie ein bisschen beruhigen würde und mich wieder zu ihr.
    „Darf
ich?“, fragte sie.
    Ich
sagte ja, obwohl ich gar nicht wusste, was sie meinte. In dieser Nacht hätte
ich zu allem Ja gesagt, von mir aus durfte sie alles. Sie steckte sich eine
neue Zigarette an und legte ihren Kopf auf meine Beine. Ihr Blick folgte dem
aufsteigenden Zigarettenrauch. Ich kämpfte gegen die Vorstellung an, vorsichtig
die Verletzungen in ihrem Gesicht zu streicheln.
    Während
wir schwiegen, musste ich auch immer wieder an Henry denken. Was hatte er
mitten in der Nacht in Deans Zimmer zu suchen? Aber so sehr ich mir auch das
Hirn zermarterte, ich fand keine Antwort. Bis vor einer Stunde hätte ich jeden
Eid darauf geschworen, dass die beiden noch nie im Leben ein Wort miteinander
gewechselt hatten und das wahrscheinlich auch niemals tun würden. Dann riss
Betty mich aus meinen Grübeleien, die ebenso verworren wie nutzlos waren. 
    „Ich
glaube nicht, dass ich rein zufällig das Opfer dieser Attacke geworden bin“,
sagte sie ganz ruhig.
    „Du
meinst ...“ Ich konnte den Gedanken nicht aussprechen und Betty vollendete
meinen Satz: „… dass sie es gezielt auf mich abgesehen hatten, ja.“
    „Aber
wieso? Und wer, zum Teufel, sollte so was machen? Du tust doch keinem was.“
    Meine
Wut kehrte zurück. Der Gedanke, jemand könne Betty diese Gemeinheit ganz
gezielt angetan haben, schien mir unfassbar.
    „Bist
du da so sicher?“, fragte sie und sah mich von unten herauf an aus großen Augen
an.   
     „Was
soll das jetzt schon wieder heißen?“, schimpfte ich halblaut. „Natürlich bin
ich

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